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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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ungünstiger Position abgelichtet werden. Problemlos glitt der Jutestoff über
den Boden. Nach wenigen Zentimetern tauchte der Schlüssel auf. Er war flacher
als vermutet. Triumphierend hielt er ihn in die Höhe. »Tataaa.«
    »Mach schon«, forderte Welscher, der jetzt wieder mehr Farbe im
Gesicht hatte.
    Gespannt steckte Fischbach den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn und
drückte den Griff nach unten. »Sesam, öffne dich.« Entschlossen zog er die Tür
auf. Augenblicklich verstärkte sich der Gestank. Er torkelte zurück und würgte.
    »Bestialisch«, presste Welscher hervor und hielt sich den Arm unter
die Nase. Er leuchtete in den Raum hinein. »Da hängt eine Lampe, Moment, der
Schalter muss doch … hier ist er.« Er drehte an einem altmodischen
Bakelitschalter, eine Glühbirne an der Decke flammte auf, und Welscher trat
ein.
    Fischbach überwand seinen Ekel und folgte ihm in den Raum.
»Offensichtlich die Rumpelkammer.«
    Holzstühle stapelten sich übereinander, ein alter Küchenschrank mit
gesprungenen Glasscheiben stand an der rechten Wand. Links lehnte hochkant eine
dunkel gekachelte Tischplatte, davor lagen zwei zusammengerollte Teppiche. Dem
Eingang gegenüber stand ein mannshoher Kühlschrank vor einer Ziegelwand, die
ehemals weiße Lackierung war vergilbt. Ein Ölgemälde mit der Darstellung eines
röhrenden Hirsches, von schwerem goldfarbenem Holz eingerahmt, komplettierte
die Unordnung.
    »Ich sehe keine weitere Tür«, murmelte Welscher enttäuscht.
    Fischbach nahm das Bild und hielt es mit gestreckten Armen von sich
weg. Er hatte gar nicht richtig zugehört. »So ein Schätzchen gehört auf einen
trockenen Speicher, nicht hier in das muffige Loch.«
    »Soso, röhrende Elche gefallen dir.« Welscher schüttelte den Kopf.
»Du leidest an Geschmacksverirrung.« Er öffnete den Kühlschrank. »Leer. Hätte
gewettet, dass hier der Gestank herrührt. Ich meine, hier ist es am
schlimmsten.« Er hielt die Nase hoch und schnupperte.
    »Ist doch kein Elch. Ist ein Hirsch.« Fischbach stellte das Bild
wieder auf den Boden und lehnte es gegen die Wand. Vielleicht konnte er es den
Erben abkaufen. Sigrid wäre bestimmt begeistert, wenn er sie damit überraschen
würde. Er trat neben Welscher. »Puh, stinkt erbärmlich.«
    »Spürst du das auch?«, fragte Welscher.
    »Was? Also wenn du Hunger meinst, dann muss ich dich enttäuschen.
Selbst ich kann hier …«
    »Ach was. Ein Luftzug. Ganz schwach, aber eindeutig vorhanden.«
Suchend sah sich Welscher um.
    Fischbach bemerkte nichts. Vermutlich machte ihn der gewohnte
Fahrtwind auf dem Motorrad für derlei Empfindungen unsensibel.
    »Sieh mal da«, sagte Welscher und deutete auf den Boden vor dem
Kühlschrank.
    Fischbach sah hinunter und erkannte Schleifspuren auf dem Boden. Sie
waren halbkreisförmig und verschwanden unter dem Kühlschrank. Er zeichnete die
Spuren mit der Schuhspitze nach.
    »Interessant«, murmelte Welscher, legte die Arme um das Gerät und
zog es von der Wand weg. Augenblicklich nahm der Gestank zu.
    Fischbach rümpfte die Nase. »Boah, ist das … Scheiße.« Er packte mit
an, und Sekunden später hatten sie den Kühlschrank abgerückt.
    »Na bitte«, sagte Welscher zufrieden, als sein Blick auf die Wand
dahinter fiel.
    »Ein Geheimgang«, murmelte Fischbach verblüfft. Staunend blickte er
auf das Loch, das da in der Wand klaffte.
    »Jetzt ist er nicht mehr geheim.« Welscher schaltete seine Taschenlampe
ein, bückte sich und trat hindurch.
    Auf den ersten zwei Metern hinter dem Loch verengten herumliegende
und teilweise aufgestapelte alte Ziegelsteine den Gang.
    »Was machst du denn da?«, rief Fischbach erschrocken und versuchte,
ihn an der Jacke festzuhalten. Doch Welscher war schneller. Zügig folgte er dem
Gang.
    »Ich will wissen, wo der hinführt.« Er lachte. Es hallte dumpf von
den Wänden wieder. »Hier drin kommt man sich vor wie ein Höhlenforscher.«
    »Ein Forscher?« Fischbach leuchtete mit seiner Lampe in den Gang.
Der war kaum breiter als das Loch in der Wand. Er zögerte. Welscher war ein
schmaler Hering. Ihm würde der enge Gang kaum Probleme bereiten, zumindest,
wenn die Breite annähernd gleich blieb. Seine Leibesfülle hingegen würde
vermutlich ausreichen, um als Pfropfen zu enden. Sein Hals schnürte sich zu,
wenn er nur daran dachte, nicht mehr vor oder zurück zu können. Wie der
Professor in dem Film »Tanz der Vampire«, der versucht, in die Gruft des Grafen
Dracula einzusteigen.
    »Wahnsinn«, hörte er Welscher

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