Eifelheiler (German Edition)
sich nicht nur über die Verkleidung, die sein
Kollege angelegt hatte. Er sah aus wie ein Wüstenscheich. Er wunderte sich auch
über dessen ausgesprochen gute Laune. Was hatte das denn schon wieder zu
bedeuten? Und warum hing er bei dieser de Witt rum? Vorhin, als Welscher ihn
angerufen hatte, hatten sie doch Veronika Kramanns Haus als Treffpunkt
vereinbart.
Die Tür ging auf, und Welscher trat auf das Pflaster. »Danke für
alles. Wir telefonieren später«, rief er über die Schulter hinweg ins Haus.
»Für was bedankst du dich denn?«, fragte Fischbach neugierig. »Und
was soll der alberne Turban? Die Karnevalssession ist vorbei.«
»Erzähl ich dir später.« Welscher schloss Veronika Kramanns Haus
auf. »Hast du die Taschenlampen dabei?«
Fischbach öffnete seine Lederjacke und zeigte ihm die beiden LED -Maglites, die in den Innentaschen steckten. »Aber
du wirst mir schon verraten, warum ich so dringend herkommen musste«, maulte er
in einem Anflug von Ärger. Fischbach mochte es nicht, wenn seine Fragen
unbeantwortet blieben.
Sie traten ins Haus. Zielstrebig ging Welscher voraus in den Keller.
Eine Glühbirne an der Decke leuchtete matt.
»Wer hat denn vergessen, die auszuschalten?«, brummte Fischbach. Er
hielt sich die Nase zu. »Hier ist ja ein Gestank! Dagegen ist eine Mülldeponie
ein Rosengarten.«
»So, pass auf«, setzte Welscher an und holte tief Luft. »Was ich dir
jetzt erzähle, bleibt unter uns, klar?«
Fischbach stutzte. »Ich bin doch kein Pfarrer.«
Welscher stellte eine leere Apfelkiste aufrecht und setzte sich
darauf. »Ich will nicht beichten, ich will nur, dass du es nicht
weiterplauderst. In Ordnung?«
Fischbach stellte sich ebenfalls eine Kiste hin. »Na, dann raus
damit.«
Fünf Minuten später sah Fischbach Welscher ärgerlich an. »Ich
versteh es nicht, wirklich nicht. Schon wieder ein Alleingang. Bist du
lebensmüde?«
Verlegen blickte Welscher zu Boden. »War scheiße, ich weiß.«
»Herrgott«, fuhr Fischbach auf. »Ist das alles, was du zur
Entschuldigung zu sagen hast? Du hättest draufgehen können.«
»Übertreib mal nicht.« Es klang halbherzig.
Gerade wollte Fischbach zu einer Tirade ansetzen und Welscher mal so
richtig die Meinung geigen, als es unter ihm krachte. Er fiel nach hinten und
landete mit dem Hintern auf den geborstenen Resten der Holzkiste.
»Scheiße!« Mit rudernden Arm- und Beinbewegungen versuchte er, sich
wieder aufzurappeln.
Lautstark lachte Welscher los. »Hör auf, das bringt doch nichts«,
rief er prustend. »Du liegst da wie ein Käfer auf dem Rücken.«
Doch erst ein surrendes Geräusch ließ Fischbach innehalten und
aufblicken. Er schaute genau in das Objektiv von Welschers Smartphone. »Hast
du mich etwa fotografiert?«
Noch einmal surrte das Handy. »Das lass ich mir doch nicht
entgehen.« Welscher hielt ihm eine Hand hin. »Stell ich vielleicht auf Facebook
ein.«
»Untersteh dich!« Fischbach ließ sich von Welscher hochziehen. »Wenn
ich das Bild irgendwo im Internet finde, dann schieb ich dir dein Handy …« Er
sparte sich den Rest und klopfte sich den Dreck von der Hose. »Morsche Kiste,
verdammte.« Wütend trat er gegen die Holzreste.
»Die Kiste war nicht morsch. Höchstens deine zu breit.«
»Werd jetzt ja nicht frech«, drohte Fischbach, ohne es wirklich
ernst zu meinen. »Sonst erzähl ich dem Chef von deinem Alleingang.«
Unbeeindruckt hob Welscher das Handy. »Facebook, sage ich nur. Habe
ich dir schon erzählt, dass ich dort mit der halben Dienststelle vernetzt bin?«
»Das ist Erpressung.«
»Nein. Gegenseitiges Entgegenkommen.«
»Schuft.«
»Eher Schlitzohr.«
»Das Foto ist bestimmt nichts geworden. Viel zu dunkel hier.«
Welscher tippte einige Male auf das Touchpad. »Hier.« Er hielt den
Bildschirm so, dass Fischbach sich auf dem Rücken liegend sehen konnte.
Fischbach konnte nicht anders. Er musste selbst grinsen. Jeder auf
dem Rücken liegende Käfer wirkte eleganter. »Okay, okay. Wir sind im Geschäft.
Du löschst das Bild, und ich halte den Rand.« Er hielt Welscher die Hand hin.
Der schlug ein. »Abgemacht. So, jetzt aber zum Wesentlichen.
Feuersängers Truppe muss einen zweiten Zugang zum Haus übersehen haben.«
»Einen zweiten Eingang?« Fischbach sah sich um. Zum ersten Mal, seit
sie den Gewölbekeller betreten hatten, nahm er bewusst die Einrichtung wahr.
Dunkle Holzregale, gefüllt mit Einmachgläsern und staubigen Weinflaschen, zogen
sich an den Bruchsteinwänden entlang. Obstkisten
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