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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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stinkt es ja noch viel erbärmlicher.«
Konzentriert achtete er darauf, nur noch durch den Mund zu atmen, und sah sich
um. Der Boden war leicht abschüssig, und in den Wänden entdeckte er Öffnungen
in Bodenhöhe. Ein stinkender Bach quoll dort an der Seite aus einer davon
heraus, durchquerte die Kammer, umspülte seine Stiefel und verschwand auf der
anderen Seite. Über ihnen rumpelte etwas. Erschrocken blickte er hoch. Wenn er
sich nicht ganz täuschte, konnte er weit über sich einige helle Punkte
erkennen. »Was war das?«
    »Ein Auto«, antwortete Welscher. »Herzlich willkommen in der
Kronenburger Unterwelt.«
    »Unterwelt? Mafia oder was?« Fischbach trat ein Klümpchen weg, das
an seiner Schuhspitze hängen geblieben war. Es landete unglücklicherweise auf
Welschers Hosenbein. Wenn der Gestank nur nicht so beißend wäre, dann hätte er
sich besser konzentrieren können. »Entschuldige. Jetzt red aber mal Klartext.«
    »Das, was du gerade gekonnt auf meine Hose geschnippt hast, ist
Scheiße. Vielen Dank dafür.«
    »Scheiße?« Fischbach blickte sich hastig um. Der Gestank, ja klar.
Die gemauerten Wände. »Du meinst …«
    »Kanalisation.«
    »Scheiße!«
    »Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.«
    ***
    Keine zwei Stunden später glich Veronika Kramanns Haus erneut
einem Ameisenhaufen. Mit ausholenden Armbewegungen dirigierte Feuersänger sein
Team und feuerte es zu Höchstleistungen an.
    Welscher konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Dass
die Tatortgruppe den geheimen Gang nicht schon am Samstag aufgespürt hatte,
wurmte Feuersänger, so viel war mal sicher. Wie ein Derwisch sprang er mit
hochrotem Kopf im Keller herum, was sein riesiges Feuermal geradezu bleich
aussehen ließ. »Mensch, ihr seid da unten ja durch wie ein Elefant durch die
Butter. Eure Fußspuren überlagern alles«, rief er Welscher und Fischbach zu.
    »Tut mir leid«, entgegnete Welscher. »Wir haben gedacht, ihr hättet
den Gang schon gesichert.« Gespielt nachdenklich legte er den Daumen ans Kinn.
»Ach nein, ging ja gar nicht. Ihr habt ihn ja übersehen. Wie schon die
zugesperrte Tür im Keller.«
    Ein Muskel unter Feuersängers linkem Auge zuckte. »Die war nicht
verschlossen, das hab ich doch schon mal gesagt«, zischte er. Er wandte sich ab
und fuhr einen Mitarbeiter an, der aus Versehen über einen der silberfarbenen
Untersuchungskoffer gestolpert war. »Pass doch auf, du Trampel.«
    »Du sollst ihn doch nicht immer ärgern«, flüsterte Fischbach.
    »Ist einfach zu schön. Er geht jedes Mal ab wie eine
Silvesterrakete. Schau dir seinen Kopf an. Der leuchtet wie ein Bremslicht.«
    »Wo bleibt eigentlich unser Historiker?«
    »Der möchte sich wohl erst mal ein Bild machen. Er ist im Geheimgang
unterwegs. Ich hoffe, er kann ein wenig Licht ins Dunkel bringen und uns
erklären, wieso sich da überhaupt ein Gang befindet. Er soll sich jedenfalls
gut in der Kronenburger Geschichte auskennen. Wird aber sicher noch einen
Moment dauern, bis er wieder hier ist. Die Spusi wird ein Auge auf ihn haben
und jeden Tritt dokumentieren.«
    Im Gang flammte ein Blitzlichtgewitter auf, jemand rief: »Mann, sag
mir doch Bescheid, bevor du auf den Auslöser drückst. Jetzt bin ich ja blind.«
    Fischbachs Magen knurrte.
    »Hunger?«
    »Wie ein Bär nach dem Winterschlaf.«
    Welscher fackelte nicht lang. »Ich weiß, wo wir ein schönes Stück
Kuchen bekommen.«
    »Im ›Café Zehntscheune‹?«
    »Noch besser. Ich sag nur kurz Feuersänger Bescheid, wo er uns
findet.«
    ***
    Die Sonne schien Maria Bartels ins Gesicht. Auf der
Wasseroberfläche der Kylltalsperre glitzerte das Licht wie ein Sternenmeer. Am
Ende der Staumauer, auf Höhe des kreisrunden Überlaufs, wartete er auf sie.
    Eine goldene Aura umhüllte ihn und verlieh ihm den Anschein eines
Engels. Dabei würde Teufel besser passen, dachte sie. Angestrengt kniff sie die
Augen zusammen und ärgerte sich, nicht an die Sonnenbrille gedacht zu haben.
»Was willst du?«, fragte sie, als sie ihn erreicht hatte. Ihre Stimme klang
kalt und schneidend.
    »Ich kann es nicht«, jammerte er.
    Höhnisch lachte sie. »Du musst, so einfach ist das.«
    »Bitte«, flehte er.
    »Stell dich doch nicht so an. Auf das eine Mal kommt es jetzt auch
nicht mehr an.« Sie trat näher und flüsterte ihm ins Ohr. »Ich schwöre dir:
Wenn es nicht bald erledigt ist, lasse ich dich auffliegen.«
    Sein hektischer Atem strich heiß über ihren Nacken, als ob ein
Drachen mit seinem Feuermaul Jagd auf

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