Eifelteufel - Kriminalroman
tanzte im Licht.
Geblendet kniff sie die Augen zusammen. Von weit her hörte sie die Kirchenglocke läuten. Sie zählte mit. Elf Schläge. Irritiert packte sie ihren Wecker, der auf dem Boden stand. Tatsächlich. Sie hatte den Morgen verschlafen. Sicher wartete Agnetha bereits auf sie.
Sie warf die Decke zur Seite, sprang auf und suchte sich frische Kleidung aus der Kommode. Mit dem Wäschebündel in der Hand lief sie zum Bad und riss die Tür auf. Frei, stellte sie erleichtert fest. Rasch entkleidete sie sich und stellte die Dusche an. Sogar lauwarmes Wasser rann aus der Leitung. Wenn das nicht ein gutes Zeichen war. Björk musste noch ein paar Pfennige für Heizöl aufgetrieben haben. Hart prallte der Strahl aus dem Duschkopf auf ihren Körper und vertrieb die Müdigkeit. Sie fühlte sich wie aufgeputscht. Mit Agnetha an ihrer Seite würde sie heute der Hölle hier entfliehen.
Zehn Minuten später stürmte sie die Treppe hinunter und rannte in die Küche. Auf dem Tisch standen Frühstücksutensilien, selbst gemachte Marmelade und Brot, Brettchen und einige Kaffeetassen. Ãber allem hing der bläuliche Dunst unzähliger gerauchter Zigaretten. Es roch merkwürdig süÃlich. Jeder Platz war besetzt. Die Bewohner schwatzten und lachten durcheinander. Suchend sah sich Sabine um.
Björk bemerkte sie zuerst. »Finja! Komm, setz dich zu mir«, dröhnte er über die Köpfe der anderen hinweg und rutschte auf der Bank zur Seite. Ein winziger Spalt zum Sitznachbarn entstand.
Eher springe ich in den Abgrund, dachte Sabine. »Wo ist Agnetha?«
Björk runzelte die Stirn und legte die Hand hinter das Ohr. Offensichtlich hatte er sie in dem Lärm nicht verstanden.
»Agnetha?«, rief sie.
Einer der Männer, an dessen Namen sich Sabine nicht erinnern konnte, drehte sich auf dem Stuhl zu ihr um. »Die reist ab. Wenn du Glück hast, erwischst du sie noch vor der Tür.«
Sabines Herz setzte einen Schlag aus. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Abreise? Ihre Muskeln schienen den Dienst verweigern zu wollen. Sie taumelte einen Schritt vor und hielt sich an der Schulter des Mannes fest.
»Schau doch nicht so entsetzt«, sagte der, »hier ist doch immer ein Kommen und Gehen. Ihr Mann stand heute Morgen vor der Tür. Mit dem Söhnchen an der Hand. Gebettelt haben die beiden, sie solle doch zurückkommen. Ziemlich herzerweichend das Ganze.« Belustigt gluckste er.
»Agnetha hat ein Kind?«, fragte Sabine.
»Ja, ein süÃer Fratz, wenn du mich fragst. WeiÃt du, ich denke ja, es ist besser so. Agnetha hat sowieso nicht richtig zu uns gepasst.« Er griff zur Marmelade und schien Sabine bereits vergessen zu haben.
Sie taumelte los und wäre fast über die Schwelle zum Flur gestolpert. Was hatte das alles zu bedeuten? Agnetha konnte doch nicht alles verdrängt haben, nur weil ihre Familie vor der Tür stand. Sie konnte sie doch nicht einfach im Stich lassen!
Vor der Tür stoppte Sabine.
Agnetha schlug gerade die Beifahrertür von innen zu. Ein Junge saà auf der Rückbank, er war etwa zehn Jahre alt. Er hüpfte auf und ab, immer wieder umarmte er Agnetha und küsste sie auf die Wange.
Sabine wollte aufschreien, doch ihre Stimme versagte. Die Enttäuschung traf sie wie ein Faustschlag und raubte ihr die Luft.
Der Fahrer startete den Wagen und lieà ihn anrollen. In dem Moment schaute Agnetha aus dem Fenster und entdeckte sie. Ihr Lächeln gefror. Zögerlich hob sie zum Abschied die Hand. Dann gab der Fahrer Gas, und der Wagen entschwand, eingehüllt in eine Staubwolke, hinter der Hügelkuppe.
Tränen verschleierten Sabines Blick. Ihre Kehle zog sich zusammen, die Angst kehrte mit voller Wucht zurück. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter.
»Für mich ist es auch jedes Mal ein Verlust, wenn jemand geht«, sagte Björk. »Ich kann dich gut verstehen.«
Sein Lächeln lieà sie würgen. Nur unter Aufbietung all ihrer Kräfte konnte sie es verhindern, sich vor ihm zu erbrechen. Doch mit der Selbstbeherrschung war es vorbei, als Björk ergänzte: »Aber wir haben ja noch uns. Ich werde dir helfen, über den Verlust hinwegzukommen.«
Sabine riss sich los, rannte um die Hausecke und fiel auf die Knie. Ihr Magen rebellierte. Die Galle brannte in ihrem Hals, als sie sie herauswürgte.
Wie Björks Hilfe aussehen würde, konnte sie sich nur zu
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