Eifelteufel - Kriminalroman
Tisches.
»Leute!« Björk hob die Arme und bat um Ruhe. »Es wird nicht lange dauern, keine Sorge.« Er lächelte milde, umarmte Sabine und drückte sie an sich.
Sie spürte, wie ihre Wangen heià brannten. So viel Aufmerksamkeit war ihr unangenehm. Was war hier los? Was wollte Björk? Warum hielt er sie fest? Das Ganze war ihr nicht geheuer. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte sich wieder in die Scheune verzogen.
»Leute, die Sabine hier â¦Â«
Björk ruckte an ihrem Körper, zog sie noch ein Stück näher. Sie fühlte sich wie in einem Schraubstock gefangen.
»â¦Â also, die Sabine, die ist ab sofort die Finja. Ich glaube, mehr muss ich dazu nicht sagen.«
Finja!
Sabine wollte protestieren, doch ihr Blutdruck sackte ab. Ihre Zunge wollte ihr nicht mehr gehorchen, der Blick engte sich ein. Sie sah klatschende Hände, doch der Applaus erreichte ihre Ohren nicht. Ein Rauschen wie ein Wasserfall hatte sich in ihren Gehörgängen festgesetzt.
Sie wollte nicht Finja heiÃen!
Sabine war doch okay. Das war der Name, den ihre Eltern für sie ausgesucht hatten. Mama und Papa hatten sich doch was dabei gedacht, monatelang darüber gegrübelt und schlieÃlich eine Entscheidung gefällt. Sie mussten den Namen lieben, denn niemand wählte einen Namen für sein Kind, den er nicht mochte. Es musste ihnen etwas bedeuten. Woher nahm Björk das Recht, sich darüber hinwegzusetzen und ihr einen anderen Namen zu verpassen? Hilfesuchend schaute sie zu ihrer Mutter, suchte Unterstützung für den Protest, den sie gleich äuÃern wollte. Viola lehnte lächelnd am Türrahmen und ⦠klatschte.
Entsetzen packte Sabine. Mama hat es gewusst, dachte sie. Kaltblütig hatte sie Sabine ins Verderben rennen lassen. Verraten und verkauft, von der eigenen Mutter. Die Enttäuschung lieà sie zusammensinken, ihr Widerstand erlahmte. Resigniert wartete sie ab.
Björks Hand wanderte über ihren Rücken hinunter zum Po. Sabine war zu erschöpft, um sich dagegen zu wehren. Eine bleierne Müdigkeit schien jede Faser ihrer Muskeln zu lähmen. Sie ahnte, was mit dem neuen Namen verbunden war, bevor es Björk aussprach.
»Das Kind Sabine ist zur Frau geworden. Finja hat jetzt alle Pflichten, die ein Erwachsener bei uns in der Kommune erfüllen muss.« Streichelnd glitten seine Finger über Sabines Pobacke. »Und selbstverständlich auch alle Rechte«, ergänzte er.
Erneut brannte Applaus auf.
Ein Schauder durchlief Sabine. Inständig hoffte sie, dass ihr Vater bald zurückkommen würde, um sie aus diesem Alptraum zu erlösen.
Raus mit der Sprache
Beherzt biss Fischbach in das Matjesbaguette. Eine Stunde hatten sie es im Büro noch ausgehalten, bevor es ihnen zu viel geworden war. Dem Baulärm entflohen, hatte sich sofort sein Appetit gemeldet. Normalerweise kochte Sigrid für ihn zu Mittag. Heute war sie jedoch mit den Landfrauen auf Tour. Wenn er es recht in Erinnerung hatte, ging es nach Zülpich ins Bädermuseum. Für Sigrid, die an einem Eifeler Reiseführer mit regionalen Kochrezepten arbeitete, ein lohnenswerter Ausflug.
Da der heimatliche Kochtopf als Option nicht zur Verfügung stand, hatte Fischbach die Nordsee-Filiale in der Euskirchener FuÃgängerzone vorgeschlagen. So standen sie nun zu zweit an einem Stehtisch und konnten durch die Schaufensterscheibe den Strom der Einkaufenden beobachten.
»Jetzt spuckâs schon aus«, forderte Fischbach. »Was ist dir über die Leber gelaufen?«
Welscher nahm einen hektischen Schluck von seiner Fanta und knallte den Becher zurück auf den Tisch. »Nichts. Zumindest nichts, womit ich dich belästigen muss.«
Das kannte Fischbach. Allzu gern fraà Welscher Kummer in sich hinein. Wenn er dann endlich mit der Sprache herausrückte, war es für Hilfe fast schon zu spät. »Ist was mit Lars?«
»Dem geht es gut, alles okay.« Demonstrativ wandte Welscher sich ab und sah nach drauÃen.
Einige Sekunden gab Fischbach ihm, kaute in Ruhe weiter und spülte mit Cola nach. »Wenn du glaubst, du könntest weiterhin mit dieser Miesepetermiene durch die Gegend rennen, hast du dich geschnitten. Notfalls werde ich Lars anrufen.«
Welscher wirbelte herum. Fast hätte er mit dem Arm seine Fanta vom Tisch gefegt. »Das wirst du nicht! Misch dich nicht in meine Angelegenheiten
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