Eigentlich bin ich eine Traumfrau
kennengelernt haben, bei der Buchmesse. Wir kamen ins Gespräch, weil mein Verlag gerade eine Chandler-Biografie herausgegeben hatte. Und sie wollte alles darüber wissen â deinetwegen.«
»Und dann hat Toni sie mir zum Geburtstag geschenkt. Nein, die Geschichte kannte ich nicht.«
Logisch, weil ich Toni ja immer abgewürgt habe, wenn sie von Alexander sprach. Ãber das Geschenk hatte ich mich wirklich sehr gefreut.
Ich empfinde es als sehr positives Zeichen für unsere aufkeimende Freundschaft, dass Toni unser erstes Bindeglied gewesen ist â und nicht Rafael. Aber irgendwann müssen wir das leidige Thema ansprechen. Besser, man bringt es
gleich hinter sich. Ich gebe mir einen Ruck und frage: »Das muss dich ziemlich getroffen haben, oder?«
»Dass Toni ein Buch verschenkt, das ich verlegt habe? Nicht sehr. Davon lebe ich, wenn man es genau nimmt.«
»Nein, ich meine die Sache mit Rafael und Stephanie«, würge ich widerwillig hervor.
»Ach so.« Er schaut mich nachdenklich an. »Und dich?«
»Nicht so sehr, wie ich dachte.«
»Dann istâs ja gut.« Er klingt erleichtert, vermutlich hat er befürchtet, ich werde nach dem nächsten Gimlet schluchzend auf dem Tisch zusammenbrechen.
»Ich dachte ja nur, weil sie mit deinem besten Freund durchgebrannt ist.« Ich weià nicht, was mich antreibt, weiterzubohren.
Ich erfahre dafür, dass es genau umgekehrt war: Alexander hat sich von ihr getrennt.
»Aber warum? Ich meine, in der Bild stand doch â¦Â« Ich komme mir dämlich vor.
Und wenn Alexander sie verlassen hat, dann heiÃt das, dass Rafael für sie nur die zweite Wahl ist. Und dass ich von der zweiten Wahl verlassen wurde. Bin ich dann die dritte Wahl? Alexander lacht über mein entsetztes Gesicht.
»Zu deiner zweiten Frage: Du solltest nicht so viel Zeitung lesen. Zu der Frage nach dem Warum: Ich hatte schon länger das Gefühl, dass wir nicht richtig zueinander passen. Wir haben eigentlich gar keine gemeinsamen Interessen.«
Das habe ich schon vermutet, er ist wirklich viel zu gut für so eine oberflächliche Ziege, die nur Klamotten und ihr Gewicht im Kopf hat. Ich werde vorsichtshalber die Modezeitschriften
und Diätratgeber verstecken, falls er mich mal besuchen sollte.
»AuÃerdem hat sie meinen Hund getötet«, fügt er finster hinzu.
Oh mein Gott. Das hätte nicht einmal ich ihr zugetraut. Ich stelle mir vor, wie sie das Fellknäuel mit einem riesigen 200-Euro-Sushi-Messer zerfetzt, um es anschlieÃend Alexander als Paté zu servieren, derweil ihr seidenes Prada -Kleid noch mit Blutspritzern bedeckt ist.
»Sie hatte ihn regelmäÃig mit Schokolade gefüttert, angeblich weil sie ihm so gut schmeckte«, erklärt er.
Dieses Biest, deswegen ist der Hund immer zu ihr gelaufen, sie trug immer ausreichend Bestechungsfutter in ihrer Vuitton -Tasche herum.
»Dabei weià doch jeder, dass das Theobromin in der Schokolade für Hunde Gift ist. Für einen Chihuahua können schon zwei Stücke Zartbitterschokolade tödlich sein.«
Erschreckend. Das wusste ich nicht. Gut, dass mir nie die Idee gekommen ist, seinen Hund, der allerdings viel gröÃer als ein Chihuahua war, mit Schokolade durchzufüttern. Aber ich hatte es damals auch eher auf Rafaels Zuneigung abgesehen als auf Alexanders.
»Schön hier«, stellt Alexander fest, »sehr gemütlich mit dem ganzen Holz.«
»Ja«, sage ich einfallslos.
Danach sprechen wir nicht mehr über Rafael und Stephanie, sondern über viel spannendere Themen, über Chandler und schwangere Schwestern und Filme.
»Nenn mir zwei Schauspielernamen, und ich bringe sie über fünf Ecken zusammen«, fordere ich ihn auf.
Er sieht mich irritiert an.
»Na ja, man sagt doch, dass alle Menschen auf dieser Welt sich über fünf Ecken kennen. Und ich habe festgestellt, dass man fast alle Schauspieler über fünf Filme in Verbindung bringen kann.«
»O.K., wie heiÃt denn noch mal dieser indische Schauspieler, der in jedem indischen Film mitspielt, dauernd seine Klamotten wechselt und singt?«
»Du meinst Sharukh Khan?«
»Vermutlich. Dann bring doch bitte Schwuck Khan über fünf Filme mit â sagen wir Marlene Dietrich zusammen.«
Ui, das ist wirklich schwer. Mit einem Kuli beginne ich auf meinem Bierdeckel zu malen.
»Jetzt siehst du aber finster
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