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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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Schwangerschaftsprobleme. Mein Vater und Erik trotten bald gelangweilt in den Keller, um ein paar Billardkugeln
zu stoßen. Tom sieht sich derweil im Fernsehen eine Zeichentrickserie an, in der ein nasser, quietschender Schwamm die Hauptrolle spielt. Also sind wir Frauen unter uns, das heißt ich zähle ja nicht richtig dazu, weil ich noch keine Kinder habe und wohl auch nie welche bekommen werde. Aber die Zänkereien über Kindererziehung lenken mich ebenso gut von meiner verlorenen Liebe ab wie der Schwammkopf Tom von seinem verlorenen Puti-Puti.
    Â»Mama, das mit dem Mozart-Hören während der Schwangerschaft ist völlig überholt. Es ist kein Effekt auf die Intelligenz des Kindes nachgewiesen worden«, sagt meine Schwester gerade entnervt.
    Â»Dass du immer alles nachgewiesen haben musst, das hast du von deinem Vater. Man kann ja nun schlecht bei ein und demselben Kind vergleichen, wie intelligent es mit oder ohne Musik geworden wäre. Schließlich hat die Mutter entweder während der Schwangerschaft Mozart gehört oder eben nicht«, sagt meine Mutter triumphierend.
    Irgendwie klingt das schlüssig – wie so vieles, was meine Mutter sagt, irgendwie schlüssig klingt.
    Aber Peter hat mir mal erzählt, dass die gleiche Informationsmenge transportiert werde, egal ob gerade eine Tatsache oder bloß eine Meinung übermittelt wird. Und die Stärke des Irrtums liege gerade darin, dass er ebenso klar sein kann wie die Wahrheit, weshalb das Falsche bisweilen ebenso einleuchtend wirkt wie das Richtige. So ganz verstehe ich das immer noch nicht, aber ein diffuses Gefühl sagt mir, dass mit dem überzeugenden Irrtum genau der Kram gemeint ist, den meine Mutter die ganze Zeit von sich gibt.

    S päter in der Badewanne meiner Eltern merke ich, dass ich mich gar nicht so am Boden zerstört fühle, wie ich mir reflexartig eingebildet hatte. Vermutlich ist in dem Badezusatz irgendein erkenntnisförderndes Kraut. Die Zeit mit Rafael erscheint mir plötzlich wie von einem diffusen Nebel überzogen, so als seien wir nie wirklich zusammen gewesen. Ich habe mich einfach nur mal wieder in etwas reingesteigert. Vermutlich hat Alexander die Situation sogar richtig erkannt. Ich bin überzeugt davon gewesen, dass ich den Schlüssel zum Glück fände, wenn es mir nur gelänge, einen Mann zu erobern, den sie auf Buchdeckeln abbilden. Selbst wenn es dafür eine vollständige Charakterveränderung bräuchte. Wie albern. Habe ich ihn auch nur eine Sekunde geliebt? Oder bin ich nur gekränkt, weil er mich abgelehnt und damit mein Ego nicht wie ersehnt gestärkt hat?
    Wenn ich mich nicht so vollständig auf den Für-immer-und-ewig-Schicksalstrip begeben hätte, wäre mir aufgefallen, dass ich vieles von dem, was er gesagt oder getan hat, nicht einmal sympathisch fand. Ich habe nur darauf gewartet, dass der Glanz der Bewunderung, die andere für ihn empfinden, ein wenig auf mich abstrahlen würde. Ich beschließe, mich in Zukunft mit potenziellen Kandidaten nicht mehr zu betrinken, meinen wachen Verstand zu behalten und einen Mann zu finden, bei dem ich mich nicht pausenlos auf der Hut fühlen muss. Sehr klug, Juli. Ich taste über den Wannenrand nach dem Handy auf dem Badezimmerfußboden und rufe umgehend Toni an, um sie an meiner Erkenntnis teilhaben zu lassen. Offenbar ist PaPi gerade bei ihr, denn sie deckt kurz die Muschel mit der Hand ab.
Ich höre trotzdem, wie sie ihm zuruft: »Dauert nicht lange, Schatz.«
    Toni stimmt mir vollkommen zu. Sie sagt, sie habe so etwas Ähnliches schon vermutet, nur sei sie nicht gegen meine Verblendung angekommen. Kluge, kluge Toni.
    Â»Hast du Alexander in letzter Zeit mal gesehen?«, will ich wissen.
    Â»Alexander? Wieso willst du das denn wissen?«, fragt sie misstrauisch.
    Â»Ich dachte nur, er muss sich doch ganz elend fühlen nach dieser Sache.«
    Â»Also, als ich ihn gestern zufällig in der Stadt gesehen habe, wirkte er ganz gut gelaunt. Allerdings sprechen wir auch nicht über solche Dinge, so eng sind wir auch wieder nicht.«
    Anscheinend nimmt Alexander es ebenso gelassen wie ich. Das ist gut. Man will Rafael und Stephanie wahrlich nicht den Triumph gönnen, zwei vernünftige Menschen in den Wahnsinn getrieben zu haben.

    A m Montag nehme ich mir einen Tag frei und fahre zu IKEA . Ich habe auf meinem Sofa ein paar blasse Spuren meiner heißen Versöhnung

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