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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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Treffpunkt vor. Er kennt es erwartungsgemäß nicht, stimmt aber sofort zu. Ich kann es nicht fassen, dass dieser absolut witzige, erfolgreiche, charmante Typ noch an meiner Freundschaft interessiert ist. Dabei hat er mich doch in einer besonders beschämenden Phase meines Lebens kennengelernt, in der ich mich extrem blöd verhalten habe.

    D iesmal verkneift sich Toni die verhasste Bemerkung nicht.
    Â»Hab ich doch gesagt. Hab ich’s nicht gesagt?«
    Sie jauchzt und frohlockt, als hätte ich sie gerade von meiner spontanen Vermählung mit Alexander unterrichtet.
    Â»Gleich als ich ihn kennengelernt habe, habe ich an dich gedacht. Ha!«
    Â»Toni, das ist eine rein freundschaftliche Verabredung.«
    Â»Ja klar, wie nennt man so etwas dann? Freundschaft mit Benefits, oder?« Sie lacht schon wieder. Seit sie ständig mit PaPi rummacht, ist sie echt albern.
    Â»Alexander wäre nie so blöd, etwas mit jemandem wie mir anzufangen. Er nimmt mich ja nicht einmal ernst.«
    Â»Das hast du ja bislang auch nicht getan, weder Alexander noch dich. Hey, Moment, du hast gesagt, Alexander würde nie etwas mit dir anfangen, das heißt doch wohl, du würdest es schon tun!«
    Â»Och Mann, Toni, jetzt hör aber auf.«
    Es reicht wirklich. Es ist zwar angenehm, dass ich nicht so leide, wie ich es nach dem ganzen Drama eigentlich müsste. Aber es ist äußerst bedenklich, dass ich mich in eine große, ewige Liebe hineinsteigern konnte, die keiner der beiden Beteiligten wirklich empfand. Vermutlich sollte ich einen von Mutters Selbstfindungskursen besuchen. In einem Zustand der Bewusstheit und der Selbstbeobachtung wäre mir das nicht passiert.

    D er entscheidende Einfall kommt mir ein paar Tage später eher zufällig in der Redaktion, als ich vor dem Kaffeeautomaten André treffe: Wenn es möglich ist, alle negativen Eigenschaften eines Mannes auszublenden und sich unsinnig in ihn zu verlieben, ist es sicher nicht unwahrscheinlich, dass man bei einem eigentlich passenden Mann aus Versehen
alle guten Eigenschaften ausblendet. Vielleicht habe ich selbst unterbewusst tiefe Bindungsängste. In Zukunft werde ich Beziehungen nur noch aufgrund reifer Entscheidungen und mit einem klaren Blick eingehen. Und zu Beginn werde ich mir ganz viel Zeit nehmen, den Mann kennenzulernen. Ich könnte damit anfangen, mich von ihm auf einen Kaffee einladen zu lassen. Ich beschließe, André in Zukunft ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Aber ganz vorsichtig, damit er sich keine Hoffnungen macht, die ich dann doch nicht erfüllen kann.
    Â»Hallo André«, sage ich munter, »gibst du mir einen Kaffee aus?«
    Ich hätte erwartet, dass er begeistert ein paar Centstücke nachwirft, er beäugt mich allerdings eher misstrauisch.
    Â»Warum nicht«, sagt er schließlich und zuckt mit den Schultern. Hui, offenbar hat er gar keine Hoffnungen mehr, die ich zerstören könnte. Oder ist er vielleicht überhaupt nie in mich verknallt gewesen, und ich habe mir das nur eingebildet? Nach allem, was in letzter Zeit passiert ist, kann ich das nicht ausschließen.

    Z wei Gimlet«, bestellt Alexander im Weinstein .
    Â»Wie trocken?«, fragt der Kellner. Der kennt mich inzwischen ganz gut und will mir freundlicherweise eine Vorlage für einen meiner Lieblingssätze anbieten.
    Â»Schneiden Sie ihn einfach in Scheibchen«, antworte ich – im exakt gleichen Moment wie Alexander. Der Kellner verzieht keine Miene.

    Â»Du magst Raymond Chandler?«, frage ich entgeistert.
    Â»Du kennst Raymond Chandler?«, fragt er gleichzeitig.
    Wenn wir nicht mit dieser Synchronnummer aufhören, wird wohl kein vernünftiges Gespräch zustande kommen.
    Ich ziehe einen Flunsch.
    Er lacht mich aus. »Das habe ich jetzt nicht gefragt, weil du bei Rafael so einen mangelhaften Kunstsinn bewiesen hast, sondern weil ich keine Frau kenne, die Chandler liest.«
    Stimmt wohl, Chandler ist ja eigentlich mehr so ein Hardboiled-Jungs-Ding. Vielleicht würde er mir auch nicht so gefallen, wenn ich ihn nicht schon entdeckt hätte, als mir noch gar nicht bewusst war, dass ich einmal Brüste haben würde – und all das, was das Frausein sonst noch so an Komplikationen bietet.
    Â»Dann bist du also die Freundin von Toni, die so gerne Chandler liest«, stellt er fest.
    Â»Das hat sie dir erzählt?«, frage ich vorsichtig.
    Â»Gleich als wir uns

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