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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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Botschaften mitzuschwingen. Als er mich vor meiner Haustür absetzt – er hat mich mitgenommen, obwohl ich die paar Meter ebenso gut zu Fuß hätte gehen können –, will ich nicht aussteigen. Ich hoffe auf ein Wunder. Darauf, dass er mich küsst. Nur einen kleinen sanften Kuss von diesen ernsthaften Lippen wünsche ich mir. Seinen warmen Atem in meinem Gesicht. Es passiert aber gar nichts. Er lässt seine Hände am Lenkrad liegen und starrt geradeaus. Im Profil sieht er sehr schön aus. Ich habe ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. So wie wenn man am Bahnhof schnell die Treppen hinunter zu einem Zug läuft, eine Stufe verpasst und man im Bauch schon den Sturz fühlt, der dann aber nicht eintritt.
    Â»Also dann …«, sage ich schwach, bevor es peinlich wird.
    Â»Also dann.«
    Als ich mit meinem Schlüssel fahrig an der Haustür rumfummle, ohne mich sehnsüchtig umzudrehen, steht er plötzlich neben mir. »Ich wollte dir noch etwas sagen.«
    Meine Arme zittern. Meine Beine auch. Hoffentlich merkt er nichts.
    Â»Du siehst heute Abend umwerfend aus«, behauptet er.
    Dann nimmt er mich ganz vorsichtig in die Arme. Jetzt weiß ich, dass er mich küssen wird. Und er duftet wirklich gut. Mir gefällt auch, dass seine Lippen so glatt und fest sind, und er sie zuerst nur ganz vorsichtig auf meine legt, ohne gleich mit der Zunge zuzustoßen. Ganz langsam öffnen wir unsere Lippen. Ich presse fest die Augen zu, um mir diesen Moment, seinen ersten Kuss, einzuprägen. Ich habe ganz vergessen, wie sich Küsse anfühlen müssen. Dass sie nicht nur in der unteren Gesichtshälfte als Vorspiel zu etwas in der unteren Körperhälfte zelebriert werden, sondern der ganze Körper von warmen Wallungen durchflutet wird.
    Er löst sich von mir. »Eigentlich hast du mir von Anfang an gefallen.«
    Ich zucke zusammen, denn instinktiv hätte ich beinahe sein Kompliment erwidert, weil es mir in diesem glückseligen Moment wie die Wahrheit erscheint. Gerade noch rechtzeitig fällt mir Rafael ein. Es käme wohl wenig glaubwürdig rüber, wenn ich behaupten würde, ich hätte nur Augen für Alexander gehabt. Obwohl es eigentlich sogar stimmt. Aufgefallen ist er mir immer, nur habe ich seine starke Präsenz die ganze Zeit als beunruhigend empfunden. Zu Recht, wenn ich an die Küsse denke, die wir gerade ausgetauscht haben.

    Eines kann ich ihm zur Entschädigung für meine dumme, blinde Ablehnung in der Vergangenheit anbieten. »Möchtest du mit nach oben kommen?«
    So, nun ist es passiert. Es ist mir einfach so rausgerutscht. Jetzt hält er mich auf jeden Fall für ein verzweifeltes Flittchen. Wieso sagt er denn nichts? Oh Gott, ist das unangenehm.
    Â»Wie wär’s denn zum Einstieg erst mal damit?«, fragt er.
    Und dann küsst er mich wieder auf seine äußerst überzeugende Art, die alle dummen Ängste vertreibt. Dabei hält er mich ganz fest an sich gedrückt.
    Â»Ich fahre jetzt nach Hause, aber ich rufe dich an«, sagt er schließlich und küsst mich noch mal.
    Â»Bis bald«, sage ich und wanke ins Treppenhaus.

    I ch lasse mich sofort auf mein Sofa fallen. Ich fühle mich gut. Kein bisschen abgewiesen, obwohl er nicht mit mir schlafen wollte. Ich bin sicher, dass wir es irgendwann tun werden – und dass es schön wird.
    Ich greife zum Telefonhörer. Egal was Toni sagen wird, sie hat es verdient, als Erste von der neuen Lage unterrichtet zu werden. Und ich hätte wahrhaftig jeden ihrer bissigen Kommentare verdient, sollte sie es für nötig halten, welche abzusondern. Die würden jetzt sowieso an der dichten Dunstglocke des Glücks um mich herum abprallen. Ich komme allerdings nicht mehr dazu, Tonis Nummer zu wählen, weil es an meiner Haustür klingelt.
    Ich renne zur Tür und drücke den Öffner, ohne zu fragen,
wer es ist. Es kann ja doch nur Alexander sein. Als er eintritt, ist er außer Atem, sein Blick sieht durch die erweiterten Pupillen leicht irre aus. »Das mit dem nach Hause fahren hat nicht so geklappt«, ruft er und drückt mich gegen die Wand. Zwischen den Küssen nuschelt er so etwas wie »… keine Selbstbeherrschung mehr, Herrgott …«
    Das stört mich nicht. Ich brabbele ebenfalls unverständliche Freudenlaute auf dem Weg ins Schlafzimmer. Der gestaltet sich etwas schwierig, weil wir einander

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