Eigentlich bin ich eine Traumfrau
klopft mir auf die Schulter. »Glückwunsch, Sommer. Kennen wir ihn?«
»Nein, nein«, sage ich hastig.
»Nur dass wir eine kurze Kaffeepause benötigen, um sie auszunüchtern«, sagt Toni hastig und schleift mich aus dem Raum.
N ein!«, kreischt sie, als ich ihr alles erzählt habe.
»Ach Toni, er ist so toll! Und ich war so blöd. Ich komme mir so unwürdig vor. Er ist viel besser als Rafael, ich wünschte, ich könnte die ganze peinliche Episode einfach auslöschen. Alexander muss doch sicher immer daran denken, wenn er mich sieht?«
»Na ja, mit seiner Stephanie hat er sich ja auch nicht mit Ruhm bekleckert. AuÃerdem macht doch jeder mal Unsinn in der Liebe. Alexander ist schon groÃ, der weià das.«
»Aber er hält mich bestimmt trotzdem für eine Frau, die nicht weiÃ, was sie will.«
»Och, so wie ich unseren, pardon, deinen Alexander einschätze, reicht es, wenn du ihm unmissverständlich zeigst, dass du zumindest jetzt weiÃt, was du willst: nur ihn. Für Spielchen ist er sicher kein Typ.«
Toni behält Recht. In den folgenden Tagen verbringen Alexander und ich viel Zeit im Bett, aber nicht nur. Wir gehen ins Kino und in den Park. Wir lachen und küssen uns pausenlos und sind eins mit dem Universum. Ãber Rafael sprechen wir nie. Nur einmal sagt Alexander mit düsterer Miene: »Eigentlich müsste ich ihn ja verprügeln. Einmal wegen der Sache mit dir und dann noch mal wegen Stephanie.«
Eifersucht regt sich in mir.
»Ach Quatsch«, sagt er, als er meinen finsteren Blick sieht, »doch nicht weil ich ihr nachtrauere, sondern weil er sicher denkt, er hätte sie mir ausgespannt. Irgendwie glaube ich nicht, dass sie sich ihm als verlassene Frau präsentiert hat. So schlau ist Stephanie dann doch, dass sie weiÃ, dass sie als meine für ihn schwer erreichbare Freundin für ihn reizvoller ist.«
»So ein Blödmann«, sage ich ehrlich empört. Begeistert küsst er mich wieder. Alles ist so, wie es sein sollte. Wir schwimmen auf einem Hormonlevel. Wenn er nicht bei mir ist, sehne ich mich nach ihm â aber ohne die Angst, dass er nicht wiederkommt. Schon wenn ich in der Stadt aus der Ferne jemanden sehe, der auch nur einen ähnlichen Mantel wie er trägt, zucke ich freudig erregt zusammen. Und wenn wir uns dann wieder in den Laken wälzen, klammern wir uns ganz fest aneinander, als könnten wir beide unser Glück nicht fassen.
N ur einer kann meine Freude trüben, eigentlich eher eine:
»Komm doch am Wochenende zur Premiere, und bring gleich deinen neuen Freund mit, wir sind schon ganz gespannt.«
»Mama, ich weià gar nicht, ob Alexander überhaupt Zeit â¦Â«
»Ach Unsinn, er muss doch wohl nicht am Freitagabend noch arbeiten.«
»Alexander ist Verleger und hat eine sehr wichtige Position.«
»Ich bin deine Mutter und habe auch eine sehr wichtige Position.« Jetzt klingt sie sauer.
»Ich schaue, was sich machen lässt.«
Am Freitagabend wollten wir eigentlich im Weinstein unseren ersten Monatstag feiern. Ob Alexander sich überreden lässt, sich statt meiner Wenigkeit meine Mutter im Negligé anzusehen?
In diesem heiklen Moment bin ich wirklich froh, nicht mehr mit Rafael zusammen zu sein. Vermutlich hätte ich mich gar nicht getraut, ihn zu bitten, mich zu begleiten. Oder ihn hätte die Idee sogar erregt.
»Ich weiÃ, es ist etwas zu früh dafür, uns jetzt gleich unsere verkorksten Familien vor die FüÃe zu werfen. Aber du kennst meine Mutter nicht. Wenn sie â¦Â«, stammele ich kurz darauf am Telefon.
»Ich werde das am Freitag gerne nachholen, Juli.«
Ich liebe ihn.
V ermutlich bereut Alexander seinen Entschluss, als er eingequetscht auf einer Bank zwischen mir und Tom sitzt. Tom quengelt, weil ich natürlich vergessen habe, ihm einen Ersatz für sein Puti-Puti mitzubringen. Aber bevor er allzu laut werden kann, hat Alexander einen Kuli und etwas Papier gezückt, um mit dem Quälgeist Käsekästchen zu spielen  â wobei er dafür sorgt, dass Tom immer drei Kreuze vollständig in eine Reihe gebracht hat, bevor er selbst seinen dritten Kreis setzen kann. Rafael hätte nicht mal ein kleines Kind gewinnen lassen können. Meine Schwester zwinkert mir zu. Auch mein Vater sieht erstaunlich zufrieden aus. Alexanders MaÃnahme ist der Spielkunst meiner Mutter
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