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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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einer akuten Phase der Verliebtheit oder Wiederverliebtheit, so dass sie mir nur gelegentlich in die Rippen knuffen, wenn ich mein Weinglas immer noch an die Lippen halte, obwohl es schon längst leer ist. Das ist nahezu unheimlich. Diesen Zustand hatten wir wohl noch nie, dass wir alle gleichermaßen glücklich und zufrieden waren. Worüber sollen wir in Zukunft nur spannende Gespräche führen?
    Â»Hrithik hat mich gefragt, ob ich bei ihm einziehe«, lässt da Tanja verlauten. Irgendwas ist eben doch immer.
    Â»In seine Wohnung?«, fragt Toni überflüssigerweise.
    Â»Ja, und ich überlege wirklich, ob ich das nicht machen soll«, gibt sie kleinlaut zu. »Ich meine, wir würden dann beide Miete sparen. Das ist doch praktisch, oder?«
    Ein wenig kann ich sie verstehen. Sie lebt seit zehn Jahren in einem kleinen WG-Zimmer, dem sie längst entwachsen sein sollte, und ihre wechselnden Mitbewohner werden
immer jünger. Das traurige Los einer Langzeitstudentin. Aber niemals, wirklich niemals darf eine solche Lage dazu führen, in die Wohnung des Mannes einzuziehen. Das funktioniert nie. Das wäre glatter Beziehungsmord, erst recht, wenn die Wohnung schon so perfekt eingerichtet ist wie Hrithiks. Tanja würde ihre Sperrmüllmöbel wegschmeißen und mit ihnen ihre Unabhängigkeit. Bei jedem Streit würde sie kuschen, weil sie wüsste, dass sein Ausgang im Zweifelsfall bedeuten könnte, sich über Nacht eine neue Bleibe suchen zu müssen. Da ist das Ungleichgewicht doch vorprogrammiert.
    Â»Ihr könnt dann ja auch gleich heiraten, dann spart ihr nicht nur Miete, sondern auch Steuern.« Oh, Oh. Mit seinem Scherz hat Peter offenbar voll ins Schwarze ihrer heimlichen Träume getroffen. Tanja wird schlagartig blass.
    Toni erkennt die Lage sofort. »Das darfst du auf keinen Fall tun. Das würde damit enden, dass du seine Hemden bügelst, weil du als Studentin doch so viel mehr Zeit hast, und für ihn täglich gesundes Essen kochst, weil du ja eh im Bioladen arbeitest. Und am Ende weiß er gar nicht mehr, ob er nur noch aus Bequemlichkeit mit dir zusammen ist, oder weil er dich aufrichtig liebt. Im Gegensatz zu dir hätte er von der Lösung nur Vorteile und alle Sicherheiten, weil es seine Wohnung ist, und das wäre dir auch immer bewusst.«
    Â»Ich glaube aber nicht, dass es bei uns so sein würde. Und ich könnte mir wirklich vorstellen, ihn eines Tages zu heiraten. Da wäre es doch ganz gut zu wissen, wie das Zusammenleben funktioniert.«
    Â»Ich weiß nicht, ob das die perfekte Idee ist«, gibt unerwartet Peter zu bedenken. »Ehrlich gesagt fragen sich viele
Männer, warum sie die Kuh kaufen sollten, wenn sie sie doch schon kostenlos melken dürfen.«
    Das war für Peters Verhältnisse ungewohnt pragmatisch. Drei Augenpaare starren ihn wütend an. Peter hebt beschwichtigend die Hände. »Hey, ich würde Frauen nie mit Kühen vergleichen, aber ich kann doch nichts dafür, dass ein paar meiner Geschlechtsgenossen so denken. Natürlich rein unterbewusst. Natürlich nur die ganz unreifen Exemplare«, sagt er hastig.
    Brrr, mich überkommt ein Schaudern. Sind romantische Beziehungen letztendlich doch nur den Regeln der freien Marktwirtschaft unterworfen? Müssen wir komplizierte Spieltheorien anwenden, damit unsere partnerschaftlichen Wünsche erfüllt werden? Ich dachte, die ganze Sache hätte mehr mit einem Gleichklang der Seelen und tiefer Zusammengehörigkeit zu tun als mit einem reinen Kuhhandel. Darüber will ich gar nicht nachdenken.

    O b ich wohl irgendwann mit Alexander zusammenleben werde? Mit ihm genieße ich es sogar, einfach nur auf der Couch zu liegen und die Glotze laufen zu lassen. Ich bin allein mit seiner Anwesenheit und unseren verliebten Gefühlen so glücklich, dass ich eigentlich nichts weiter brauche. Und wenn doch, kann ich mich einfach an ihn schmiegen und ihn darum bitten, ohne mir Gedanken zu machen, ob ich ihn störe. Meistens überkommt uns sowieso genau gleichzeitig die Lust, uns zu küssen oder direkt ins Schlafzimmer zu verschwinden. Oft gucke ich auch von vornherein
gar nicht auf den Bildschirm, sondern nur auf sein markantes Profil. Wenn man dieses Glück doch nur festhalten könnte, diese Momente, in denen alles noch unschuldig ist, und noch keiner den anderen enttäuscht oder verletzt hat. Ich glaube, er denkt das Gleiche. Manchmal

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