Eigentlich bin ich eine Traumfrau
lege ich meinen Kopf auf seinen SchoÃ, und er guckt zärtlich zu mir runter. Mit dem Zeigefinger malt er dann sanft die Konturen meines Gesichts nach, als sei es wirklich schön, und jagt damit kleine elektrische Impulse durch meine Nervenbahnen. Wenn es doch keine Menschen auÃerhalb dieser Insel des Glücks gäbe. Aber es gibt sie, das wird mir schmerzhaft bewusst, als Alexander zum ersten Mal die Vorzüge einer Schauspielerin in einer Vorschau lobt.
»Oh, Meg Ryan, die fand ich immer süë, sagt er ganz unbefangen, während er weiter über meinen Arm streichelt.
Sofort fangen alle Gehirnwindungen an zu rattern. Ich mochte Meg Ryan nie. Ich fand sie immer ein wenig zu süÃ. Und eine tolle Schauspielerin ist sie auch nicht. Was findet er bloà an ihr? Sie ist ein ganz anderer Typ als ich. Und wenn sie ihm so gut gefällt, wie kann ich ihm dann überhaupt gefallen? Man ist am Anfang einer neuen Beziehung so blödsinnig empfindlich und versucht wirklich alle Signale aufzusaugen und zu deuten. Oh Gott, ich mache gleich einen furchtbaren Fehler, ich werde ihn wegen einer ganz unschuldigen Bemerkung über ein Leinwandbild anzicken. Ich muss dringend die Klappe halten. Ich muss â¦
»Aber die ist doch todlangweilig«, rufe ich erbost und sehr unsouverän.
Irritiert sieht er mich an. »Ich weià nicht, worüber du
dich jetzt so aufregst, ich habe doch nur gesagt, dass ich sie ganz süà finde.«
Ich weiÃ, dass er Recht hat. Deswegen versuche ich die peinliche Lage zu retten, indem ich es mit einem halben Scherz versuche: »Na, weil du mich süà finden sollst.«
Er lacht.
Glück gehabt.
»Dich finde ich aber nicht süÃ. Dich finde ich wunderschön.«
Ach, ich bin manchmal so dumm. Selig schmiege ich mich wieder an ihn. Gerne würde ich ihm sagen, dass ich ihn liebe, aber vielleicht ist es dafür noch ein wenig zu früh.
E ine Woche später ist es mir immer noch gelungen, mich mit romantischen Geständnissen zurückzuhalten. Da unterbricht das Handyklingeln meine dafür umso romantischeren Träumereien. Rafael. Ich weiÃ, dass ich auflegen sollte, aber ich bin einfach zu neugierig. Er will sich unbedingt mit mir treffen, am Telefon könne er keinesfalls darüber reden. Worüber? Will er am Telefon nicht sagen. Am Ende höre ich mich überrascht einwilligen. Das ist natürlich sehr unklug. Aber ich muss einfach wissen, was er von mir will. Das ist allerdings nur der vorgeschobene Grund. In Wahrheit male ich mir aus, wie er mich auf Knien anfleht, zu ihm zurückzukehren, und ich ihm mit einem lässigen Fingerschnippen entgegne: »Nein danke, SüÃer, lass mal.«
Das ist so kindisch und überflüssig. SchlieÃlich hat er mir nicht wirklich das Herz gebrochen, sondern nur mein Ego
ein wenig angeknackst. Aber ich kann einfach nicht widerstehen. Alexander muss ja nichts davon wissen. Warum auch, es hat gar nichts zu bedeuten. Alexander würde nur auf falsche Ideen kommen. Oder es womöglich als Freibrief verstehen, sich ebenfalls mit Exfreundinnen zu treffen. Unerträglicher Gedanke.
Ungerecht eigentlich, dass wir dem anderen nie erlauben wollen, was wir uns selbst zugestehen. Aber von mir weià ich nun mal ganz sicher, dass ich nichts mehr für Rafael empfinde. Umgekehrt kann ich schlecht die Gefahr einschätzen, die von Supermodel-Exfreundinnen ausgeht. Ich erzähle Alexander also voll schlechtem Gewissen, dass ich mich mit Toni auf ein Bier im Weinstein treffen würde. Da ist sie nun also, die erste Lüge zwischen uns, und ich bereue sie sofort. Zumal es um ein absolut unreifes Vorhaben geht, von dem ich noch nicht einmal weiÃ, ob es ein Vergnügen wird.
Allerdings gibt Rafael sich dann total süÃ. Es ist toll, ihn auf meinem Terrain, im Weinstein , zu treffen â ohne jedes Interesse an ihm. Es flammt nichts auf, vielleicht ein wenig Mitleid. Mit ihm und dem Model hat es nicht geklappt. Moment, heiÃt das etwa, Stephanie läuft wieder in freier Wildbahn rum, bereit, sich Alexander zurückzuerobern? Quatsch, beruhige ich mich. Sie hat seinen Hund getötet.
»Und da habe ich sie einfach im Hotel in Palma sitzen lassen«, sagt der Künstler seufzend.
Stephanie habe kein Verständnis für seine Künstlerart gezeigt, die ganze Zeit genörgelt und erklärt, wie Alexander die Sache angehen würde.
Schade, dass Rafael
Weitere Kostenlose Bücher