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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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einmal machen.« Und schon ist sie weg.
    Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich sonderlich überrascht bin, als kurz darauf der Ansager zwei Namen aufruft, die mir seltsam vertraut vorkommen: »Mrs Sommer and Juli Sommer.«
    Ich schaue in Richtung Karaoke-Bühne, auf der meine Mutter schon winkend steht, das Mikrofon in der Hand. Jubelschreie und Applaus von ihren Wasserballfreunden in der ersten Reihe. Wild schüttele ich den Kopf und mache abwehrende Handbewegungen. »Komm!«, schreit meine Mutter mehrmals. »Na los!« Und alle schauen zu mir. Bevor es noch peinlicher wird, folge ich ergeben ihrem Befehl, stelle mich neben sie und ergreife eines der Mikrofone. »Was singen wir denn überhaupt?«, zische ich ihr zu. Da legt sie auch schon ihren Arm um meine Schultern und wir schunkeln zu den Zeilen: »Take me Home Country Roads.« Es dauert nicht lange, bis der halbe Raum mitgrölt. Manche Werke sind eben unverwüstlich. Ich bin es nicht. Deswegen
zerre ich meine Mutter, nachdem ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht und ordentlich laut und schief gesungen habe, auch sofort von der Bühne in den Fahrstuhl, in Richtung unserer Zimmer. Meine Mutter sträubt sich. »Was hast du denn? Es hat doch gerade angefangen, Spaß zu machen.«
    Â»Ja, Mama, aber man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist.«
    Sie scheint die simple Weisheit zu schlucken. »Auch wieder wahr. Gute Nacht, Juli.«
    Â»Gute Nacht, Mama.« Ich gebe ihr vor ihrer Tür noch einen Kuss und gehe dann in mein eigenes Zimmer.
    Â 
    Nach einem verkaterten Flug falle ich im Heimatland auf meinem Sofa erst mal ins Koma. Ich konnte mit dem Alkohol im Blut im Flieger nicht schlafen und musste mir deshalb gleich zwei Romantikkomödien mit Hugh Grant ansehen. Als ich gerädert wieder zu mir komme, muss ich feststellen, dass die Zeitverschiebung mich aus der Bahn geworfen hat. Ist es morgens oder abends? Ich blicke auf die Uhr. Es ist schon halb acht Uhr abends. In einer halben Stunde muss ich im Weinstein sein. Bis dahin wollte ich eigentlich schon die ersten fünfzig Seiten meines Romans getippt haben. Das kann ja nicht so schwer sein, die Geschichte habe ich nur zu genau im Kopf: Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die sich einbildet verliebt zu sein, dabei den einzig Richtigen übersieht und dann noch versucht, ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein auf billigste Weise wieder aufzumöbeln. Durch Missverständnisse und Dummheit verliert sie ihre eigentliche Liebe.
    Ich werde es bei einem offenen Ende belassen. Schließlich
soll es ein ernsthafter Roman und keine Schnulze werden. Abgesehen davon, dass ein Happy End mir zu platt scheint, könnte Alexander es als hinterhältigen Manipulationsversuch bewerten. Ich gönne mir ein Spiel mit meinem Namen: Ich gebe auf dem Deckblatt als Autorin Julia Sonne statt Juli Sommer an. Das wird Alexander ja wohl sofort auffallen, und so wäre es außerdem weniger peinlich, sollte das Manuskript jemandem in die Hände fallen, der meinen Namen kennt. So, immerhin das Deckblatt ist fertig. Jetzt aber nichts wie weg.

    A ls ich Hrithik, Tanja, Toni und Peter wiedersehe, könnte ich vor Glück schreien. Ich habe das Gefühl, jahrelang fort gewesen zu sein.
    Â»Du siehst irgendwie anders aus«, meint auch Toni.
    Klar, leicht gebräunt, letzte Nichtraucherkilos verloren wegen Durchfall nach ungehemmtem Genuss von tropischen Früchten am Straßenrand während der letzten Urlaubstage.
    Â»Ein wenig erschöpft«, ergänzt sie ungefragt.
    Da schlägt wohl doch eher der Durchfall als die Sonnenbräune durch. Schade. Dafür habe ich einen Plan, den ich inzwischen so überzeugend finde, dass ich ihn mitteilen muss.
    Â»Wow«, sagt Tanja beeindruckt, »das ist echt romantisch.«
    Â»Wenn du meinst«, gluckst Toni, »zumindest betreibst du den Aufwand diesmal für einen Typen, der es verdient hat.«
    Hrithik und Peter starren mich einfach nur an, als hielten sie mich endgültig für geistesgestört.

    Â»Spinnst du?«, fragt Hrithik. »So einen Roman zu schreiben, dauert doch Wochen. Wovon willst du in der Zeit leben? Und wenn du nicht einmal unbedingt willst, dass er abgedruckt wird, hast du ja überhaupt nichts davon. Kannst du nicht einfach zu ihm gehen, ihm alles erklären und dich entschuldigen?«
    Männer!
    Â»Er würde sie doch gar nicht zu Wort kommen

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