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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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Beweisführung, dass Long Dong Silvers 45-Zentimeter-Penis eigentlich nur eine kulturgeschichtlich konsequente Fortsetzung von Thomas Manns ›Zauberberg‹ ist«, sagt Hrithik später kichernd im Weinstein .
    Ich bin wohl wirklich langweilig und prüde. Weder kenne ich Long Dong Silver, noch bin ich über die Größe seiner Geschlechtsorgane informiert.
    Â»Oder warum die Aktienkurse rein dramaturgisch dem Spannungsaufbau von ›Stadt der Stengel‹ folgten«, ergänzt Peter ebenfalls kichernd.
    Offenbar ist das mir aufgetragene Thema eines, mit dem Männer mehr anfangen können.
    Â»Nein, im Ernst. So schlecht finde ich die Grundidee nicht. Ich glaube auch nicht, dass es Paul um die Vibratoren ging. Er wollte eigentlich nur sagen, dass wir den Kulturbegriff endlich etwas weiter fassen müssen, um noch innovative Berichterstattung zu gewährleisten«, rechtfertigt Toni den völlig blödsinnigen Vorschlag.
    Â»Und ich meine, inzwischen ist ein Vibrator ja ein Gebrauchsgegenstand, der in jedem Haushalt rumliegt. Da finde ich es schon gut, wenn man darauf aufmerksam macht, dass es auch eine energiesparende Variante gibt«, ergänzt Tanja.
    Toni verdreht die Augen angesichts dieser naiv-trivialen Annäherung an das große Thema. Es lässt sich dennoch festhalten: Offenbar können nicht nur Männer, sondern alle Menschen mehr mit dem Thema anfangen als ich.
    Eigentlich wollte ich zu diesem Zeitpunkt ja längst wieder am Schreibtisch sitzen, aber am Ende eines solchen Tages
braucht man Trost und einen Gimlet. Dann muss ich halt wieder eine Nachtschicht einlegen. Mal ehrlich, um den Zusammenhang von CO 2 -Ausstoß und Latex-Spielzeug kann ich mir auch noch morgen als unausgeschlafener Zombie Gedanken machen.

    A nscheinend setzt eine kreative Aktivität immer noch weitere kreative Prozesse in Gang. Nachdem ich die Nacht durchgeschrieben und ungefähr zwei Stunden geschlafen habe, komme ich endlich auf die Idee, einfach andere die schmutzige Arbeit für mich machen zu lassen. Ich meine, wofür gibt es die ganzen Experten? Ich führe also quälende Telefonate mit einem Gesellschaftspsychologen (»Das schlechte Gewissen und die Angst vor der gezähmt geglaubten und nun wieder unberechenbar gewordenen Natur, kann auch den Sexualtrieb unterbewusst negativ beeinflussen, da könnte dieses konkrete Produkt eine entspannungsfördernde Hilfestellung sein«), einem Naturwissenschaftler (»Noch besser wäre aber Naturlatex, weil es sich dabei um einen nachwachsenden Rohstoff handelt«) und dem aufgedrehten Hersteller der energiesparenden Vibratoren (»Wie viel Watt hat Ihr Mixer, hm? Nein, jetzt sagen Sie doch mal, was glauben Sie? Es sind fast zweitausend. Unser Vibrator braucht nur fünf! Sex, der die Welt rettet. Leider gibt es kein Äquivalent für Männer, hähä. Wollen wir hoffen, dass die nicht immer noch den Staubsauger nehmen. Der hat nämlich richtig viel Watt, haha«). Eine entwürdigende Angelegenheit. Dafür ist der Artikel
endlich fertig und gar nicht mal so schlecht, finde ich.

    D ie Belohnung folgt auf dem Fuße. PaPi ist begeistert. Und trotz aller Widrigkeiten umfasst mein eigenes Werk mittlerweile fast 100 Seiten. Aber ich kann nicht mehr, mir fällt nichts mehr ein. Inzwischen habe ich auch ernsthafte Zweifel an diesem Unterfangen. So richtig glaube ich nämlich nicht daran, dass ich mit so einem Buch Alexander zurückerobern kann. Auch weil es ja etwas verzweifelt wirkt, so viel Energie aufzuwenden, nur um einen Mann von sich zu überzeugen. Außerdem bin ich nicht mehr bereit, die ganze Schuld auf mich zu nehmen. Er hätte mir ja auch zuhören können, wenn er wirklich an mir interessiert gewesen wäre. Jeder macht schließlich mal einen dummen Fehler. Vielleicht hat es einfach nicht sein sollen. Und habe ich nicht die ganze Zeit davon gesprochen, viel lieber Romane schreiben zu wollen? Sollte Alexander nichts mit meinem Geständnis anfangen können, hat ja vielleicht der Rest der Welt Interesse. Genau, ich werde jetzt lieber anfangen, endlich einmal etwas nur für mich zu tun. Warum kann er mich denn nicht einfach anrufen?

    E r ruft natürlich auch an den kommenden Tagen nicht an, auch nicht in den kommenden Wochen, in denen ich meine Zeit nur noch zwischen Büro und heimatlichem Schreibtisch
verbringe, meine Freunde nicht treffe und nachts zu wenig schlafe. Im

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