Eigentor für Moritz
außer Blau-Gelb …
D ie wollen Kreismeister sein? Und dann lassen sie sich von uns einfach so wegputzen?« Verächtlich spuckt Mehmet auf den Platz.
Auf dem schmalen Randstreifen daneben rekeln sich die Freunde und genießen die schüchternen Sonnenstrahlen des Vorfrühlings. Zwar warten auf jeden zu Hause eine Menge Hausaufgaben, das blöde Erdkundereferat zum Beispiel und mindestens eine Million Englischvokabeln. Aber das Treffen heute ist wichtiger. Schließlich muss Roberto seine Mitspieler besser kennenlernen. Laufwege müssen aufeinander abgestimmt werden, und der Neue muss in die Mannschaft hineinwachsen. Deshalb haben sich Moritz und Co gleich nach dem Mittagessen zum Bolzen verabredet. Jetzt, in einer kleinen Pause, wird natürlich das Spiel gegen Steinbach durchgekaut.
»Wir sind auch bald Kreismeister«, gibt Catrina zu bedenken. »Nämlich am Ende der Rückrunde. Gegen uns zu verlieren ist keine Schande.«
»Aber so?« Roberto nimmt einen großen Schluck aus seiner Limoflasche, ehe er sie weiterreicht. »Mann, die haben gegen uns keinen Stich gemacht!« Zwar trifft seine Analyse nicht ganz ins Schwarze. Aber wer will nach so einem grandiosen Sieg eine kleinliche Fehlerabrechnung anfangen? Da ist der Blick auf die eigenen Stärken doch viel lustiger. Das findet auch Niko und schwärmt: »Das war genial gestern. Ein super Tormann, die starke Abwehr und davor das magische Dreieck.«
»Magisches Dreieck?«, erkundigt sich Catrina. »Was soll’n das sein?«
»Na, unsere Angriffsmaschinerie, Roberto, ich, Moritz …«
»Magisches Viereck, würde ich eher sagen«, bringt Alex sich selbst in Erinnerung. »Der Sechser ist für den Spielaufbau nämlich unverzichtbar.«
Dreieck oder Viereck, ganz egal. Magisch auf jeden Fall, und der Neue passt prima hinein. Moritz lächelt ihm zu und fragt: »Gestern zufällig mal deinen Vater getroffen?«
Auf einmal klingt Roberto richtig ungehalten. »Ich hab euch doch gesagt, ich bringe die Anmeldung zum nächsten Training mit.«
»Kann deine Mutter den Wisch nicht unterschreiben?«, fragt Niko.
»Ne, weißte! Meine Mutter findet Fußball total blöd. Wenn es nach ihr ginge, hätte ich schon in Spanien nicht gespielt. Und jetzt erst recht nicht. Ich soll mich auf die Schule konzentrieren, sagt sie.«
»Leute gibt’s«, murmelt Mehmet kopfschüttelnd.
»Meine kleine Schwester würde auch so gern spielen«, erzählt Roberto weiter.
»Au ja, ich nehme sie mit zur F-Jugend«, bietet Enes eifrig an.
Doch Roberto schüttelt den Kopf. »Keine Chance! Die Ärmste soll zum Ballett.«
»Ballett!« Catrina schüttelt sich. »Das habe ich früher auch mal versucht. Aber da war ich noch klein und dumm.«
»Und heute bist du nur noch …«, feixt Alex. »Na ja, gewachsen bist du inzwischen jedenfalls.«
»Weiß deine Mutter nicht, dass du heute bei uns bist?«, fragt Niko.
Catrina grinst. »Doch, aber sie denkt, wir üben mit ihm für Deutsch.«
Roberto verdreht die Augen und seufzt: »Nötig wär’s ja. Eure Rechtschreibung – für einen Spanier ist das eine echte Katastrophe!«
»Da sagste was!«, stimmt Enes zu.
»Aber du bist kein Spanier«, erinnert Mehmet den Kleinen. »Du machst einfach zu selten Hausaufgaben. Das ist dein Problem.«
Enes überhört die Bemerkung. Er sucht einen Stein und hält ihn Roberto hin. »Schreib mal was!«, verlangt er.
Roberto überlegt einen Moment, dann ritzt er in den Hartplatz:
Alles ausser Blau-Gelb ist Scheisse!
Mit einem Finger fährt Enes unter den Buchstaben entlang. Schließlich leuchtet sein Gesicht auf. »Schön!«, lobt er. »Das stimmt genau.«
»Eben nicht!« Mit einer Handbewegung fordert Catrina den Stein und verbessert die Fehler. »Hier brauchst du zweimal ein ß«, erklärt sie. »Nach au oder ei darf nie ein Doppel-s stehen.«
Roberto lacht. »Rechtschreibübung, wie gesagt.« Doch nach einem Blick auf seine Uhr wird er wieder ernst. »Ich muss jetzt los, Leute. Rechtschreiben bis es dunkel wird, das glaubt mir meine Mutter nie.«
Große Pause, die letzte Galgenfrist vor der Englischarbeit.
»Ausgerechnet am Montag«, stöhnt Alex.
Obwohl ihm die Arbeit an jedem anderen Tag vermutlich genauso wenig Spaß machen würde, hat sein Einwand durchaus etwas für sich. Am Montag möchte jeder echte Fußballer die Ergebnisse des Wochenendes diskutieren. Wer hat da schon einen Kopf für Grammatik und Vokabeln?
Der HSV macht Moritz Sorgen. Die Hamburger haben schon wieder verloren. Papa war zu Besuch, und
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