Eigentor für Moritz
zusammen haben sie sich das Debakel in der Sportschau angeschaut. Katastrophale Fehler in der Abwehr. Aber auch aus dem Mittelfeld kam viel zu wenig, besonders über die Flügel. Das muss schleunigst besser werden, wenn die Mannschaft nicht absteigen will.
»Wie hat eigentlich Real gespielt?«, erkundigt sich Moritz, um auf andere Gedanken zu kommen.
Roberto zuckt die Schultern. »Keine Ahnung.«
Was, ein Fan und kennt die Ergebnisse nicht? Komisch. Überhaupt hat Roberto heute die Zähne noch nicht auseinandergekriegt. Morgenmuffel, oder was?
Niko ist es auch schon aufgefallen. »Was’n los?«, fragt er.
»Nichts, gar nichts«, versichert Roberto.
»Sicher die doofe Arbeit«, vermutet Catrina. »Die macht ihm zu schaffen. Stimmt’s, Roberto?«
Roberto murmelt etwas Unverständliches. Tatsächlich sieht er beunruhigt aus.
Niko versucht ihm Mut zu machen. »Denk mal an den Förderkurs. Da bist du besser als ich.«
Keine echte Beruhigung. Besser als Niko sein – eine Garantie auf eine gute Note ist das keineswegs.
Mark taucht aus dem Pausengewühl auf. Er lässt sich die Laune von einer Klassenarbeit jedenfalls nicht verderben. Vergnügt steuert er die Freunde an. Auf Krawall gebürstet, hundertpro. Roberto scheint das zu beeindrucken. Unruhig schaut er sich um. Nach einem Fluchtweg?
Catrina klopft ihm auf die Schulter. »Keine Angst«, sagt sie. »Mit dem werden wir doch locker fertig.«
Logisch, Blau-Gelb ist eindeutig in Überzahl. Bleibt die Frage, warum ein VfBer sich hertraut. Plötzlich größenwahnsinnig geworden, oder was?
Niko will es gar nicht so genau wissen. »Schieb ab!«, verlangt er.
Mark überhört diesen gut gemeinten Ratschlag. Grinsend wendet er sich an Roberto. »Na?«, säuselt er mit scheinheiliger Freundlichkeit. »Schon von deinen Kumpels verabschiedet?«
Seltsamerweise läuft Roberto rot an. Warum nimmt er sich die blöde Anmache nur so zu Herzen? Stunk vom VfB? Kein Problem, da muss man dagegenhalten und selber austeilen.
Moritz macht es vor. »Was laberst du für einen Scheiß?«, fragt er möglichst unfreundlich.
»Scheiß? Wer wird denn gleich so grob werden? Ich meine es doch nur gut mit euch.«
»Kannst du auch Klartext?«, will Alex wissen.
»Schon, aber ich möchte eurem neuen Freund doch nicht die Überraschung verderben.«
»Ma-hark!« Celina kommt angerannt.
»Verdammt!« Plötzlich hat Mark es sehr eilig, dreht auf dem Absatz um und ist verschwunden.
»Habt ihr Mark gesehen?«, fragt Celina atemlos.
»Der sucht dich schon überall«, behauptet Alex nicht ganz wahrheitsgemäß.
»Wirklich?« Seltsamerweise beginnt Celina zu kichern, aber zum Glück rennt sie weiter.
»Was wollte die denn?«, wundert sich Mehmet.
Niko winkt ab. »Vergiss sie! Viel wichtiger ist doch«, er schaut Roberto forschend an, »welche Überraschung du für uns hast?«
Roberto hüstelt nervös. »Gar keine. Ich weiß nicht, was der meint.«
»Der will nur Unfrieden stiften«, vermutet Catrina.
»Dann sollten wir uns den Typ mal vornehmen und ihm zeigen, wie friedlich wir sein können.«
»Nein!« Roberto klingt wirklich angespannt. »Nein, das will ich nicht.«
»Aber wir sind auf deiner Seite«, stellt Mehmet klar. »Und wenn wir dem VfBer mal ein paar Manieren beibringen sollen …«
»Lasst mich endlich in Ruhe!«, unterbricht Roberto grob.
Catrina zuckt erschrocken zusammen. Roberto kümmert sich nicht darum. Er lässt die verdatterten Freunde einfach stehen und läuft Richtung Lehrerzimmer davon.
»Was hat er denn?«, wundert sich Niko.
Alex zuckt die Schultern und macht den Scheibenwischer.
»Bestimmt die Englischarbeit«, murmelt Catrina ohne echte Überzeugung. Dabei könnte sie durchaus recht haben, denn in der nächsten Stunde bleibt Robertos Stuhl leer.
»Er hat sich krankgemeldet«, erklärt die Englischlehrerin, ehe sie die Arbeitshefte austeilt. Catrina seufzt erleichtert. Ein kranker Roberto macht ihr weniger Kummer als einer, der auf unerklärliche Weise plötzlich durchgedreht ist.
Nur ein Gerücht?
A m Freitag fehlt Roberto immer noch. »Vielleicht das Mistwetter in Deutschland«, vermutet Catrina. »Wer das nicht gewöhnt ist, holt sich schnell was weg.«
Vielleicht. Aber Moritz plagen ganz andere Sorgen. Er hat sein Pausenbrot vergessen. Ausgerechnet heute, da er verschlafen hat und deswegen das Frühstück ausfallen lassen musste. Schon protestiert sein Magen lautstark, doch dann der Glücksfund: ein Euro in der Jackentasche. Sofort macht
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