Eigentor für Moritz
hinein ertönt der Pausenpfiff.
In der Kabine vertröstet Norbert seine Auswechselstürmer: »Ihr kommt in der zweiten Halbzeit auch noch rein.«
Aber nicht für Moritz, bitte schön. Also, Gas geben.
Doch zunächst sind nach der Pause die Gegner am Drücker. Sie lassen den Ball in den eigenen Reihen laufen und lauern auf die Lücke. Zum Glück bisher vergeblich.
Neuer Versuch. Rückpass zum Keeper. Der spielt nach außen, will den Dribbler schicken. Halt, Freundchen! Was hat Rebekka gesagt? Die linke Außenbahn gehört Moritz? Dann hat der Eindringling hier gar nichts zu suchen. Moritz stellt ihn an der Mittellinie. Mit einem Trick will der Rote sich befreien. Ein Trick der Marke Selbstüberlistung. Ehe der Steinbacher den Verlust bemerkt, ist Moritz mit seiner Beute davongezogen. Die Abwehr, alarmiert, schickt eine Eskorte, die den Weg zum Tor dichtmachen soll. Bitte, gern, Moritz hat sowieso andere Pläne. Aus dem Halbfeld kommt Niko angerauscht. Moritz legt zurück. Niko trifft das Leder optimal. Vollspann, ein echtes Pfund! Tor? Nein! Irgendwie kriegt der Keeper die Fäuste noch hinter die Kugel und drischt sie zurück ins Feld. Das gibt’s doch nicht. Das muss doch ein Tor sein!
Ist es auch, denn wieder steht Roberto goldrichtig. Kein lauer Stups diesmal. Mit einem Gewaltschuss wuchtet er das Leder unter die Latte.
Diesmal ist Moritz als erster Gratulant bei dem Schützen. »Danke!«, schreit er.
»Wofür? Es war doch dein Traumpass!«
Richtig. Aber wieder war es Roberto, der den Traumpass erst dazu gemacht hat. Ohne sein beherztes Eingreifen wäre er bestenfalls in einer Randnotiz über die sensationelle Leistung des gegnerischen Torhüters erwähnt worden.
Kurz danach ist Robertos Debut beendet. Norbert stellt wieder auf zwei Stürmer um, und Olli darf ran. Auch Elena kommt, aber es ist Eddy und nicht Moritz, der für sie gehen muss. Eine gute Entscheidung, wie sich bald darauf erweist.
Doch zunächst bäumt Steinbach sich noch einmal auf. Logisch, der Kreismeister will sich hier nicht so einfach geschlagen geben. Nach einem Ballverlust von Catrina klärt Moritz in höchster Not zur Ecke. Einen Kopfball kratzt Alex gerade noch so von der Linie. Ein paar weitere Chancen versemmeln die Roten eigenfüßig. Dann endlich ein Entlastungsangriff. Nikos Pass in die Schnittstelle der Abwehr findet Olli. Der lässt abtropfen, setzt zum Schuss an. Aber Steinbach, jetzt wieder sortiert, schirmt ihn sofort ab.
»Zeit!«, ruft Norbert aufgeregt. »Du hast Zeit!« Der Trainer will den knappen Vorsprung unbedingt über die Ziellinie schaukeln.
Aber den Ball einfach in den eigenen Reihen halten und auf den Schlusspfiff hoffen? Nein, das sieht Olli nicht ähnlich. Moritz startet. Richtig spekuliert. Mit der Hacke hat Olli für ihn aufgelegt. Und ehe der Gegner die Finte durchschaut, klingelt es bereits im Kasten. Hey, wer sagt denn, Tore schießen sei ausschließlich Sache der Stürmer? Wie man sieht, können es die Offensivkräfte hinter den Spitzen genauso gut.
3 zu 1, die Entscheidung. Das wissen auch die Steinbacher. Sie rollen die Fußnägel auf und wehren sich nicht mehr.
Gleich nach dem Abpfiff läuft Roberto auf den Platz. Er hält die Handflächen hin und Moritz klatscht mit ihm ab. Warum fand er ihn nur so blöd? Bauchgefühl? Alles Quatsch! Das Kribbeln in Bauch ist nichts als Vorfreude. Mit den guten Stürmern hat der Trainer jede Menge Alternativen und kann von der Bank her immer mal frischen Wind in eine enge Partie bringen. Dahinter das starke Mittelfeld, das in jedem System unverzichtbar ist. Was soll denn da noch schiefgehen? Gar nichts, und die Rückrunde kann kommen.
Auch Norbert sprüht vor Optimismus und guter Laune. »Mensch, Moritz, super der Positionswechsel!«, lobt er. »Dein Plan ist voll aufgegangen. In deiner neuen Rolle bringst du noch mal frischen Wind ins Team.«
Rebekka wirft Moritz einen triumphierenden Hab-ich’s-nicht-gesagt-Blick zu. Ja, sie hat es gesagt. Und sie hat wieder mal recht behalten. Zwei Tore vorbereitet und eins selber geschossen, eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Ab heute hat Blau-Gelb also einen neuen Außenspieler. Er ist pfeilschnell, zweikampfstark und torgefährlich. Er heißt Moritz Seler.
Niko stößt Moritz an und zeigt verstohlen auf Catrina. Die strahlt Roberto an wie eine Flutlichtanlage. Und er strahlt zurück. »Ein schönes Paar«, flüstert Niko.
Moritz grinst. »Lass sie«, sagt er. »Liebe stört ja nicht beim Fußball.«
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