Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)
einige sehr ungewöhnliche Kräfte verfügt. Und auch er hat ein Schicksal, das ihm vorherbestimmt ist.«
»Aber ich will nicht, dass meine Tochter Dunkel wird.«
»Ich glaube nicht, dass du das wahre Wesen des Dunklen verstehst. Die Lichten Caster haben deine Gedanken vergiftet. Licht und Dunkel sind zwei Seiten derselben Medaille.«
Insgeheim fragte sich Sarafine, ob er nicht vielleicht doch recht hatte. Sie betete darum, dass er recht hatte.
Abraham lehrte sie auch, ihren Drang und die Stimmen zu beherrschen. Es gab nur eine Möglichkeit, wie man sie austreiben konnte. Sarafine legte Feuer, brannte riesige Kornfelder und Waldstücke nieder. Es war eine Erleichterung für sie, ihren Kräften freien Lauf zu lassen. Und niemand kam dabei zu Schaden.
Aber die Stimmen suchten sie trotzdem heim, flüsterten ihr das immer gleiche Wort ein.
Brenne.
Wenn die Stimmen sie nicht verfolgten, hörte sie Abraham in ihren Gedanken. Wortfetzen ihrer Gespräche reihten sich aneinander und wiederholten sich endlos: »Lichte Caster sind schlimmer als Sterbliche. Sie sind neidzerfressen, denn ihre Kräfte sind den unsrigen unterlegen, deshalb möchten sie unser Erbe mit dem Blut der Sterblichen verunreinigen . Aber die Ordnung der Dinge wird dies nicht zulassen.« Spät in der Nacht verstand sie den Sinn mancher Sätze. »Lichte Caster fürchten das Dunkle Feuer, aus dem alle Kraft entspringt.« Sie versuchte, sich einige dieser Worte für alle Zeiten einzuprägen. »Wenn sie stark genug wären, dann würden sie uns alle töten.«
Ich lag auf dem Fußboden meines Zimmers, inmitten des Chaos, das ich angerichtet hatte, und starrte an die himmelblaue Decke. Lucille saß auf meiner Brust und leckte sich die Pfoten.
Lenas Stimme drang so leise in meine Gedanken, dass ich sie fast nicht hörte.
Sie hat es für mich getan. Sie hat mich geliebt.
Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Es stimmte zwar, aber ganz so einfach war es dann auch wieder nicht. In jeder neuen Vision versank Sarafine tiefer und tiefer im Dunklen.
Ich weiß, dass sie dich geliebt hat, L. Sie wurde mit dem, was ihr zugestoßen ist, nicht fertig. Ich konnte es nicht fassen, dass ich soeben die Frau verteidigte, die meine Mutter getötet hatte. Aber Izabel war nicht Sarafine, zumindest hatte sie damals noch dagegen angekämpft. Sarafine hatte Izabel getötet, so wie sie meine Mutter getötet hatte.
Abraham ist ihr zum Verhängnis geworden.
Lena suchte einen Schuldigen. Wir alle taten das.
Ich hörte, wie Seiten umgeblättert wurden.
Lena, fass es nicht an!
Keine Sorge. Es löst nicht jedes Mal Visionen aus.
Ich musste an das Bogenlicht denken und daran, wie es mich ganz willkürlich in eine andere Welt versetzt hatte. Woran ich lieber nicht denken wollte, waren Lenas Worte: »jedes Mal«. Wie oft hatte sie Sarafines Buch schon aufgeschlagen? Ehe ich sie danach fragen konnte, hörte ich Lena wieder in mir.
Das ist mein Lieblingssatz. Sie hat ihn immer wieder in das Buch geschrieben. »Das Leid ist stärker als alle Lehren. Es hat mir offenbart, wie dein Herz beschaffen ist.«
Ich fragte mich, wessen Herz Sarafine gemeint hatte.
Vielleicht ihr eigenes.
Eher schlecht als recht
24.11.
Heute war Thanksgiving und das bedeutete zweierlei.
Tante Caroline würde uns besuchen. Und heute fand der jährliche Backwettbewerb zwischen Ammas Pekannusskuchen, Ammas Apfelkuchen und Ammas Kürbiskuchen statt. Amma gewann immer, aber der Wettbewerb war hart und die Entscheidung war mit viel Trubel am Tisch verbunden.
Dieses Jahr freute ich mich mehr als sonst darauf. Es war das erste Mal seit Wochen, dass Amma wieder Kuchen gebacken hatte. Ich hatte zwar den leisen Verdacht, dass sie gerade den heutigen Tag gewählt hatte, weil es so am wenigsten auffallen würde, aber das war mir egal. Mein Vater trug diesmal ein Sakko und nicht, wie im letzten Jahr, einen Schlafanzug, Tante Caroline und Marian spielten mit den Schwestern Scrabble, und die fertigen Kuchen verströmten ihren verlockenden Duft – für einen Augenblick vergaß ich die Heuschrecken und die Hitze und die Tatsache, dass Tante Prue nicht mit uns am Tisch sitzen würde. Leider erinnerte ich mich stattdessen an alles, was ich in letzter Zeit beinahe vergessen hätte; an Dinge, die ich eigentlich nicht vergessen durfte. Ich fragte mich, wie lange ich sie noch in meinem Gedächtnis festhalten konnte.
Mir fiel nur ein Mensch ein, der vielleicht die Antwort auf diese Frage kannte.
Ich stand eine gute
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