Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)
dann heimlich darin herum?« Ich zitterte am ganzen Leib. Ich wäre gern noch etwas deutlicher geworden, aber ich musste meine Kräfte zusammenhalten, um nicht vor dem mächtigsten Inkubus aller Zeiten ohnmächtig zusammenzubrechen.
Abraham ging zum Fenster und strich über die Salzspur, die Amma auf das Fenstersims gestreut hatte. Dann leckte er die Salzkörnchen von den Fingern. »Von Salz kann ich nie genug bekommen. Es verleiht dem Blut einen würzigen Beigeschmack.« Er hielt inne, spähte durch mein Fenster auf den verbrannten Rasen hinaus. »Aber eine Frage habe ich an dich. Man hat mir etwas weggenommen, das mir gehört. Und ich glaube, du weißt, wo ich es wiederfinde.«
Er schnippte mit den Fingern gegen das Fenster und das Glas zersprang in tausend Stücke.
Ich machte einen Schritt auf ihn zu, auch wenn es mir vorkam, als hätte ich Zementklumpen an den Füßen. »Was veranlasst Sie zu glauben, dass ich Ihnen irgendetwas sage?«
»Nun ja … vielleicht deine Angst? Schau.« Er beugte sich aus dem Fenster und sah in unseren Vorgarten hinunter. »Hunting und sein Blutrudel sind nicht umsonst den ganzen Weg bis hierhergekommen. Sie lieben einen kleinen Mitternachts-Imbiss.«
Das Blut pochte in meinen Ohren. Sie waren dort draußen – Hunting und seine Bluthunde.
Abraham wandte sich wieder um und sah mich an, seine schwarzen Augen leuchteten. »Genug geplaudert, Junge. Wo ist John? Ich weiß, dass mein nichtsnutziger Enkel ihn nicht umgebracht hat. Wo hält Macon ihn versteckt?«
Jetzt war es heraus. Endlich hatte es jemand laut ausgesprochen. John war am Leben.
Ich wusste, dass es stimmte. Ich hatte es schon immer gewusst. Man hatte Johns Leiche nie gefunden. Wahrscheinlich war er die ganze Zeit über in den Caster-Tunneln gewesen, hatte sich in irgendwelchen Clubs wie dem Exil herumgetrieben und gewartet.
Die Wut in mir brodelte so stark, dass ich kaum ein Wort hervorbrachte. »Als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, war er in der Höhle an der Weltenschranke und hat Ihnen und Sarafine dabei geholfen, die Welt zu zerstören.«
Und davor ist er mit meiner Freundin abgehauen, fügte ich in Gedanken hinzu.
Abraham sah mich hochmütig an. »Mir scheint, du verstehst den Ernst der Lage nicht, daher will ich dich aufklären. Die Welt der Sterblichen – also deine Welt mitsamt dieser bedauernswerten kleinen Stadt – wird untergehen, und daran sind Macons Nichte und ihr lächerliches Benehmen schuld, nicht ich.«
Ich fiel auf mein Bett, als hätte Abraham mir einen Stoß versetzt. Und so fühlte ich mich auch. »Lena hat getan, was sie tun musste. Sie hat sich selbst berufen.«
»Sie hat die Ordnung der Dinge zerstört, Junge. Und sie hat die falsche Wahl getroffen, als sie sich entschied, uns den Rücken zuzukehren.«
»Warum interessiert Sie das? Sie interessieren sich doch sonst für niemanden außer für sich selbst.«
Er lachte kurz auf. »Gute Frage. Obwohl die Lage gefährlich ist, bietet sie doch gewisse Möglichkeiten .«
Abgesehen von John Breed konnte ich mir nicht vorstellen, was er meinte, und ich wollte es auch gar nicht. Ich war zu beschäftigt, ihn nicht merken zu lassen, wie sehr ich mich fürchtete. »Es ist mir egal, was es mit John und irgendwelchen Möglichkeiten auf sich hat. Abgesehen davon weiß ich nicht, wo er ist.«
Abraham sah mich scharf an wie eine Sybille, die jede meiner Regungen lesen konnte. »Stell dir einen Riss vor, der tiefer geht als alle Tunnel. Ein Riss, der bis in die Unterwelt reicht, in der nur die Dunkelsten aller Dämonen hausen. Die Widerspenstigkeit deiner jungen Freundin und ihre Gaben sind schuld an diesem Riss.«
Er machte eine Pause und blätterte beiläufig in dem Geschichtsbuch, das auf meinem Schreibtisch lag. »Ich bin nicht mehr jung, aber mit dem Alter wachsen die Kräfte. Und ich verfüge über ganz spezielle Fähigkeiten. Ich kann Dämonen und Geschöpfe aus der Dunkelheit herbeirufen, und zwar auch ohne das Buch der Monde . Wenn du mir nicht sagst, wo John ist, werde ich von dieser Fähigkeit wohl Gebrauch machen müssen.« Er lächelte auf seine ganz eigene, wahnwitzige Weise.
Weshalb interessierte er sich so sehr für John Breed? Ich dachte daran, wie Macon und Liv in Macons Arbeitszimmer von ihm gesprochen hatten. John war der Schlüssel. Fragte sich nur, wozu?
»Ich habe Ihnen doch gesagt …«
Abraham ließ mich nicht ausreden. Er verschwand mit einem Zischen und nahm am Fußende meines Betts wieder Gestalt an. Ich sah den
Weitere Kostenlose Bücher