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Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
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zuvor gesehen hatte.
    Die undurchschaubare, unerforschliche Amma. Sie starrte in die Nacht hinaus.
    »Der Riss im Himmel. Er wird größer.«
    An Schlaf war nicht mehr zu denken, zumal uns Amma keine Sekunde lang aus den Augen ließ. Also setzten wir uns zu dritt an den verkratzten Holztisch in der Küche und hörten dem Ticken der Uhr zu. Zum Glück war mein Vater wie fast immer unter der Woche in Charleston, jetzt wo er wieder an der Universität unterrichtete. Der heutige Abend hätte ausgereicht, um ihn wieder ins Blue Horizons einliefern zu lassen.
    Daran, dass Amma auch Link ein Stück Schokonusskuchen gab, als sie eines für mich abschnitt, merkte ich, wie geistesabwesend sie war. Link verzog das Gesicht und schob den Kuchen auf den Teller, der neben Lucilles Wasserschale stand. Lucille schnüffelte daran und trollte sich, um sich dann unter Ammas Holzstuhl zusammenzurollen. Nicht einmal die Katze hatte an diesem Abend Appetit.
    Schließlich stand Amma auf, um Teewasser aufzusetzen. Link war so unruhig, dass er mit seiner Gabel einen harten Rhythmus auf sein Platzdeckchen hämmerte. Er sah mich an. »Erinnerst du dich an den Tag, an dem es diesen widerlichen Schokonusskuchen in der Cafeteria gab und Dee Dee Guinness allen erklärt hat, dass du derjenige warst, der Emily die Valentinskarte ohne Unterschrift geschickt hat?«
    »Ja.« Ich kratzte an den getrockneten Leimflecken auf dem Tisch, sie waren Spuren meiner Kindheit. Meinen Kuchen rührte ich nicht an. »Ähm, was hast du gesagt?« Ich hatte ihm gar nicht zugehört.
    »Dee Dee Guinness war ziemlich hübsch.« Link lächelte träumerisch.
    »Wer?« Ich hatte keine Ahnung, von wem er sprach.
    »Hallo? Du bist so wütend geworden, dass du eine Gabel kaputt gestampft hast. Und dann durftest du eine Woche lang die Cafeteria nicht mehr betreten.« Link betrachtete seine Gabel.
    »Ich glaube, ich erinnere mich an die Gabel. Aber ich kann mich nicht an ein Mädchen erinnern, das Dee Dee hieß.« Das war gelogen. Ich konnte mich nicht einmal an die Gabel erinnern. Geschweige denn an die Valentinskarte.
    Link schüttelte den Kopf. »Wir kennen sie schon seit ewigen Zeiten, sie hat dich in der dritten Klasse verpetzt. Wie kannst du sie vergessen?«
    Ich gab keine Antwort und er klopfte weiter mit der Gabel auf dem Tisch herum.
    Gute Frage .
    Amma setzte sich mit ihrer Teetasse zu uns und wir alle drei starrten blicklos vor uns hin. Es war, als warteten wir tatenlos darauf, dass jeden Augenblick eine Flutwelle über uns hereinbrach, weil es zum Flüchten ohnehin schon zu spät war. Als das Telefon klingelte, fuhr sogar Amma vor Schreck zusammen.
    »Wer ruft so spät noch an?« Ich sagte spät, aber ich meinte früh. Wir alle hatten den gleichen Gedanken: Egal was passierte, was auch immer Abraham in Gang gesetzt hatte – jetzt würden wir es erfahren.
    Amma stand auf und hob den Hörer des schwarzen Telefons mit der Wählscheibe ab, das schon seit den Kindertagen meines Vaters an der Wand hing. »Hallo?«
    Ich beobachtete sie, während sie dem Anrufer am anderen Ende der Leitung zuhörte. Link trommelte auf den Tisch. »Es ist eine Frau, aber ich weiß nicht, wer. Sie redet zu schnell.«
    Ich hörte, wie Amma plötzlich tief Luft holte und dann auflegte. Einen Moment lang stand sie da mit der Hand auf dem Hörer.
    »Amma, was ist passiert?«
    Sie drehte sich um, und ich sah, dass sie feuchte Augen hatte. »Wesley Lincoln, du hast doch ein Auto?« Mein Vater war mit dem Volvo unterwegs.
    Link nickte. »Ja, Ma’am. Es ist ein bisschen schmutzig, aber …«
    Amma war schon fast an der Tür. »Beeilt euch. Wir müssen los.«
    Link fuhr Amma zuliebe ein bisschen langsamer los als sonst. Ich war mir allerdings gar nicht sicher, ob sie es überhaupt bemerkt hätte, selbst wenn er auf zwei Rädern die Straße entlanggeschlittert wäre. Sie saß auf dem Beifahrersitz, starrte geradeaus und umklammerte den Griff ihrer Handtasche.
    »Amma, was ist los? Wohin fahren wir?« Ich beugte mich vom Rücksitz aus nach vorne, und sie schimpfte nicht einmal, weil ich nicht angeschnallt war. Irgendetwas stimmte hier definitiv nicht.
    Als Link in die Blackwell Street einbog, sah ich, was es war.
    »Was zum …«, Link warf einen Seitenblick auf Amma und räusperte sich, »äh, Teufel?«
    Überall auf der Straße lagen umgestürzte entwurzelte Bäume. Es sah aus wie in einem dieser Dokumentarfilme über Naturkatastrophen, die sich Link immer reinzog. Mensch gegen Natur und so weiter.

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