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Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
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starr vor Entsetzen wie wir.
    »Du solltest nicht schwören, Junge.« Er lächelte, ein grauenhaftes, totes Lächeln. »Du solltest beten.«

Der Höllensturm
    19.9.
    Der Wind fegte mit solcher Macht durch mein Fenster, dass er alles, was auf meinem Schreibtisch lag, mit sich riss. Bücher und Blätter, sogar mein Rucksack, wirbelten durch die Luft, tanzten wie in einem Wirbelsturm. Die Wand aus übereinandergestapelten Schuhschachteln stürzte ein, und alles, von den Comicheften bis zu meiner Kronkorkensammlung aus der ersten Klasse, flog durchs Zimmer. Ich hielt Amma fest; sie war so klein, dass ich Angst hatte, sie würde mit davongetragen werden.
    »Was ist das?«, hörte ich von irgendwo hinter mir Link rufen.
    Abraham stand in der Mitte des Raums und rief in den brodelnden schwarzen Schlund hinein: »In die Häuser derer, die Zerstörung in mein Haus brachten, lade ich das Chaos ein.« Der Wind umbrauste ihn, ohne dass sich auch nur ein Haar von ihm bewegte. »Die Ordnung der Dinge ist zerstört. Das Tor ist geöffnet. Erhebt euch, steigt herauf, vernichtet!« Seine Stimme wurde lauter: »Ratio fracta est! Ianua aperta est! Surgite, ascendite, exscindite!« Jetzt schrie er sogar: »Ratio fracta est! Ianua aperta est! Surgite, ascendite, exscindite!«
    Die brodelnde Luft verfinsterte sich und nahm Formen an. Verschwommene schwarze Gestalten quollen aus dem Wirbel, kletterten aus dem Strudel, schwangen sich über dessen Rand in den Raum. Was mich ziemlich beunruhigte, weil der Raum, in dem sie sich zusammenrotteten, mein Zimmer war.
    Ich wusste, wer sie waren. Ich hatte sie früher schon mal gesehen. Und ich hätte gerne auf ein Wiedersehen verzichtet.
    Es waren Vexe – Dämonen, die im Untergrund lebten, seelen- und gestaltlos. Sie entstiegen dem Sturm, verdichteten sich zu dunklen Umrissen, die sich über das klare Blau meiner Zimmerdecke bewegten, wurden größer und größer und schienen alle Luft aus dem Raum in sich aufzusaugen. Die Schattenwesen schwebten durch den Raum wie ein zäher, wabernder Nebel. Ich erinnerte mich daran, wie eines uns vor dem Exil attackiert hatte – an den entsetzlichen Schrei, als es zurückwich und den Rachen aufriss. Und als die Schatten sich jetzt zu Bestien verdichteten, wusste ich, dass diese Schreie nicht mehr weit entfernt waren.
    Amma wollte sich von mir losreißen, aber ich hielt sie fest. Ich hatte Angst, dass sie sich mit bloßen Händen auf Abraham stürzen würde. »Was fällt dir ein, in mein Haus einzudringen und zu glauben, du könntest das Böse durch einen winzigen Spalt im Himmel herbringen?«
    »Dein Haus? Wenn ich mich nicht irre, ist es das Haus des Lotsen. Und der Lotse ist genau der Richtige, um meinen Freunden den Weg durch den Himmelsspalt zu zeigen.«
    Amma schloss die Augen und murmelte vor sich hin. »Tante Delilah, Onkel Abner, Großmutter Sulla …« Sie wollte die Ahnen herbeirufen, ihre Vorfahren aus dem Jenseits, die uns schon zweimal vor den Vexen beschützt hatten. Sie waren eine Macht, mit der man rechnen musste.
    Abrahams Lachen übertönte den tosenden Wind. »Du brauchst deine Geister nicht herbeizurufen, alte Frau. Wir sind gleich weg.« Ich hörte das Zischen, noch bevor er sich entmaterialisierte. »Aber mach dir keine Sorgen. Wir sehen uns bald wieder. Früher, als dir lieb ist.«
    Dann riss der Himmel auf und er verschwand spurlos.
    Ehe einer von uns reagieren konnte, sausten die Vexe durch das geborstene Fenster hinaus und bildeten eine lange schwarze Linie, die sich über die schlafenden Häuser an der Cotton Bend bewegte. Am Ende der Straße teilte sich der dämonische Zug auf wie die Finger einer Dunklen Hand, die nach unserer Stadt griff.
    In meinem Zimmer herrschte eine seltsame Stille. Link stieg über die Blätter und Comichefte hinweg und ging unruhig auf und ab. »Mann, ich dachte, die würden uns mit in die Hölle zerren oder woher auch immer die kommen. Vielleicht hat meine Mutter doch recht und das Ende aller Tage ist nahe.« Er kratzte sich am Kopf. »Wir können von Glück reden, dass sie weg sind.«
    Amma ging zum Fenster und rieb das goldene Amulett, das sie um den Hals trug. »Sie sind nicht weg und wir können nicht von Glück reden. Nur ein Narr kann so etwas behaupten.«
    Die Heuschrecken summten unter dem Fenster ihre verstörende Symphonie, die zur Begleitmusik unseres Lebens geworden war. Ammas Miene spiegelte diese Verstörung wider, ich las darin eine Mischung aus Angst und Kummer und etwas, das ich noch nie

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