Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)
Denn nichts ist mehr, wie es war, Ethan.«
»Ich weiß. Alles ist schlimmer.«
Sie nickte. »Ich wünschte, es wäre anders. Ich weiß nicht, ob es diesmal ein Happyend gibt. Das muss dir klar sein.«
Ich versuchte, den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. »Ich werde nicht schlau daraus. Es hat etwas mit John Breeds Achtzehntem Mond zu tun, aber John ist unauffindbar. Ich weiß nicht, wogegen wir uns wehren sollen. Gegen den Achtzehnten Mond? Gegen Abraham? Gegen Sarafine und Hunting?«
Sie schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht. Das Böse hat viele Gesichter, Ethan.«
»Ja, aber wir reden über Licht und Dunkel. Und es gibt keine größeren Gegensätze als zwischen ihnen.«
»Wir wissen beide, dass das nicht stimmt.« Sie sprach von Lena. »Du bist nicht für die ganze Welt verantwortlich, Ethan. Du bist nicht der Richter von allem. Du bist ein Junge.«
Ich streckte die Arme aus und zog mich auf den Schoß meiner Mutter. Ich hatte erwartet, dass meine Hände einfach durch sie hindurchgehen würden. Aber ich spürte sie, als säße sie wirklich hier, als wäre sie noch am Leben und sähe nur ein klein wenig verschwommen aus. Ich klammerte mich an sie, meine Finger gruben sich in ihre weichen, warmen Schultern.
Es kam mir vor wie ein Wunder, sie wieder zu berühren. Vielleicht war es das ja auch.
»Mein kleiner Junge«, flüsterte sie.
Und ich roch sie. Ich roch alles – die gedünsteten Tomaten aus ihrem Lieblingsgericht, das Kreosot, mit dem sie im Archiv die Bücher behandelte, das frisch gemähte Gras auf dem Friedhof, auf dem wir nachts so oft die phosphoreszierenden Kreuze bewundert hatten.
Ein paar Minuten lang hielt sie mich fest und gab mir das Gefühl, als wäre sie niemals fortgegangen. Dann ließ sie mich los, aber ich klammerte mich weiter an sie.
Ein paar Minuten lang wussten wir, was wir hatten.
Dann begann ich zu schluchzen. Ich weinte wie seit meiner Kindheit nicht mehr. Wie damals, als ich auf dem Treppengeländer ein Matchbox-Autorennen veranstaltet hatte und die Stufen heruntergefallen war. Oder als ich auf dem Schulhof von der Spitze des Klettergerüsts gestürzt war. Aber der Sturz jetzt tat mehr weh, als jeder echte Sturz wehtun konnte.
Sie nahm mich in die Arme wie ein Kind. »Ich weiß, dass du wütend auf mich bist. Es dauert eine Weile, bis man die Wahrheit erspürt.«
»Ich will sie nicht erspüren. Sie tut so weh.«
Sie drückte mich fester. »Wenn du sie nicht erspürst, dann kannst du sie auch nicht loslassen.«
»Ich will sie nicht loslassen.«
»Du kannst nicht gegen dein Schicksal ankämpfen. Meine Zeit war gekommen, darum musste ich gehen.« Sie klang so klar, so mit sich im Reinen. Wie Tante Prue, als ich im Krankenhaus ihre Hand gehalten hatte. Oder Twyla, kurz bevor sie in der Nacht des Siebzehnten Mondes ins Jenseits entglitten war.
Es war nicht fair. Den Menschen, die zurückblieben, war diese Gewissheit nicht vergönnt.
»Ich wünschte, es wäre nicht so.«
»Ich auch, Ethan.«
»Du sagst, deine Zeit war gekommen. Was genau heißt das?«
Sie lächelte mich an und strich mir über den Rücken. »Wenn es so weit ist, dann wirst du es wissen.«
»Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich fürchte, ich mache alles nur noch schlimmer.«
»Du machst alles richtig, Ethan. Und wenn nicht, dann wird das Richtige dich finden. So ist das Rad des Schicksals.«
Ich musste daran denken, was Amma und auch Tante Prue gesagt hatten. Das Rad des Schicksals … es zermalmt uns alle.
Ich sah meine Mutter an. Auch ihr liefen die Tränen übers Gesicht. »Was ist es, Mom?«
»Nicht was , mein lieber Junge.« Sie berührte meine Wange, während sie langsam in der warmen Dunkelheit verschwand. »Sondern wer.«
Zickenkrieg
9.10.
Einige Tage später saß ich in der beliebtesten Nische des Dar-ee Keen , die jetzt einem ungeschriebenen Gesetz zufolge Links Platz war. Ein paar aufgeregte Fünftklässler verdünnisierten sich, als wir auftauchten. Ich dachte an die Zeit zurück, als Link und ich diejenigen gewesen waren, die für andere Platz gemacht hatten. Link nickte den Mädchen zu, die an unserem Tisch vorbeigingen, während ich ungefähr mein Eigengewicht an Tater Tots verputzte.
»Sie haben anscheinend einen neuen Lieferanten. Die Dinger schmecken wirklich gut.« Ich schob mir noch eine der fettigen Kroketten in den Mund. Seit Jahren hatte ich keine Tater Tots mehr angerührt. Aber heute hatten sie hinter dem Tresen einfach verlockend
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