Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)
auf, dass ich über Livs Familie so gut wie gar nichts wusste. »Richtig nach Hause? Also deinen Eltern in England?«
»Nur meiner Mutter. Mein Vater hat die Familie schon lange verlassen. Er hat uns gegen das glanzvolle Leben eines forschenden Physikers eingetauscht. Ehrlich gesagt war mein Brief ein halbherziger Versuch, meine Mutter zu überreden, mich wieder nach Oxford zu schicken. Ich bin nicht an die Uni gegangen, weil ich lieber hierherkommen wollte. Aber plötzlich schien es mir an der Zeit, wieder nach Hause zurückzugehen. Das dachte ich jedenfalls.«
»Und was denkst du jetzt?« Ich wollte nicht, dass sie wegging.
»Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich Marian nicht mit diesem ganzen Schlamassel allein lassen kann.«
Ich nickte und zupfte gedankenverloren an meinen Schnürsenkeln. »Ich wäre froh, wenn sie nur mal kurz den Kopf zur Tür herausstrecken würde.« Darüber, was passieren würde, wenn sie das tat, wollte ich allerdings lieber nicht so genau nachdenken.
»Geht mir genauso. In der Bibliothek ist sie jedenfalls nicht. Vielleicht braucht sie etwas Zeit für sich.« Liv hatte also wie ich nach Marian gesucht. Wir waren uns so ähnlich, und das in mehr als einer Beziehung.
»Du warst ziemlich mutig in der Bibliothek, weißt du das?«
Sie lächelte. »Ja, oder? Ich war auch ziemlich stolz auf mich. Danach hätte ich mich aber am liebsten in meinem Bett verkrochen und zehn Stunden am Stück geheult.«
»Kann ich dir nicht verdenken. Das war ja auch richtig hardcoremäßig.« Und dabei hatte sie gar nicht alles gesehen, die Hohe Wacht war noch viel schlimmer.
»An dem Abend …«, fing ich an, während sie im selben Moment sagte: »Ich muss jetzt gehen …«
Ich war wieder einmal zu langsam gewesen. Und wie so oft kamen wir uns mit dem, was wir sagen wollten, gegenseitig in die Quere. Schweigend saßen wir noch eine Minute nebeneinander. Die Situation wurde immer peinlicher, aber ich brachte es nicht fertig, als Erster zu gehen.
Schließlich stand sie auf und strich sich die Shorts glatt. »Ich bin froh, dass wir mal darüber geredet haben.«
»Ich auch.«
Als sie auf Marians makellos gepflegtem Weg Richtung Gartentor ging, hatte ich plötzlich eine Idee. Keine überwältigend gute, aber eine halbwegs passable.
»Warte mal.« Ich zog einen orangefarbenen Zettel aus meiner Hosentasche. »Die ist für dich.«
Liv faltete den Zettel auseinander. »Was ist das?«
»Eine Einladung zu Savannah Snows Party nach dem Basketballspiel gegen Summerville am Samstagabend. So ein Wisch ist in der ganzen Stadt total heißbegehrt.« Es war schwierig, das zu sagen und dabei ernst zu bleiben.
»Wie kommst ausgerechnet du zu einer Einladung für Savannahs Party?«
»Du unterschätzt die vereinten Kräfte einer ehemaligen Sirene und eines Linkubus.«
Liv steckte den Flyer in ihre Tasche. »Du willst also, dass sich auch noch ein geschasster Lehrling für den Hüterinnen-Job unter die Meute mischt?«
»Ich weiß noch nicht, ob Lena und ich wirklich hingehen, aber Link und Ridley werden auf jeden Fall da sein. Warum gehst du nicht einfach auch und hast Spaß?«
Sie zögerte. »Ich werde es mir überlegen.«
»Was gibt es da zu überlegen?«
»Ist es nicht ein bisschen peinlich, wenn du und Lena dann doch da seid?«
Natürlich war es das.
»Warum sollte das peinlich sein?«, fragte ich so lässig wie möglich.
»Ja, warum wohl? Vielleicht weil es Lena unangenehm ist, wenn ich komme?« Liv sah zum Himmel, als könnte sie die Antwort auf diese Frage in der makellos blauen Nacht finden. »Ich schätze, wir brauchen dringend solche T-Shirts.«
Ich vergrub die Hände in den Hosentaschen und überlegte. Schließlich sagte ich: »Du hast ihr Macon zurückgebracht. Du hast dich für Marian eingesetzt. Lena schätzt dich und alles, was du für uns beide getan hast. Du wohnst praktisch in Ravenwood – genauer gesagt unter Ravenwood. Du gehörst zur Familie.«
Liv kniff skeptisch die Augen zusammen, so als zweifelte sie an meinen Worten. Kein Wunder, denn sie stimmten ja nur zum Teil. »Vielleicht. Kann schon sein. Vielleicht ist es das Beste, was ich unter diesen Umständen tun kann.«
»Du kommst also?«
»Ich lass es mir durch den Kopf gehen. Und jetzt muss ich los. Macon wartet auf mich.« Sie zog einen Schlüssel aus der Tasche und hielt ihn hoch. Es war ein Schlüssel mit Halbmondsichel, wie ihn auch Marian hatte. Liv konnte damit die Äußeren Tore öffnen, die die Welt der Caster mit der Welt der
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