Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
Vom Netzwerk:
Vibrieren der Luft – sie summte wie eine Stromleitung mit Kurzschluss – war seltsam fremd.
    An der Stirnseite des Raums befand sich eine Mauernische mit einer kleinen hölzernen Empore; in der Längswand reihten sich fünf Fenster, die höher waren als die höchsten Häuser in Gatlin. Das Licht, das durch sie in den Raum fiel, war gedämpft durch hauchdünne, sich bauschende Stoffbahnen, an deren Seiten schwere goldfarbene Draperien hingen. Ich fragte mich, ob die Brise, in der sich die Vorhänge blähten, aus der Welt der Sterblichen kam oder von den Castern herrührte. In die Holzverkleidung der Wände waren niedrige Sitzreihen eingelassen. So etwas kannte ich aus den Büchern meiner Mutter. Auf solchen Bänken saßen Mönche und Messdiener, wenn sie beteten.
    Aus welchem Grund war ich hier?
    Als ich mich noch einmal umblickte, war der Raum plötzlich voller Menschen. Sie saßen auf den Sitzreihen und standen dicht gedrängt um mich herum. Viele von ihnen trugen Kapuzen, sodass ich ihre Gesichter nicht erkennen konnte. Alle raunten und wisperten in atemloser Spannung.
    »Was geht hier vor? Worauf warten wir?«
    Niemand wusste eine Antwort darauf. Die Leute schienen mich überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen, es war fast so, als könnten sie mich nicht sehen. Aber dies war kein Traum. Ich war an einem realen Ort.
    Die Menge drängte sich murmelnd vorwärts, und ich hörte, wie jemand mit einem Hammer auf Holz klopfte. »Silentium.«
    Dann entdeckte ich Gesichter, die mir bekannt vorkamen, und im selben Moment begriff ich, wo ich war. Ein Zweifel war ausgeschlossen.
    Das war die Hohe Wacht.
    Am Ende der Halle stand Marian. Sie trug eine Robe, deren Kapuze fast ihr Gesicht bedeckte; ihre Hände waren mit einer goldenen Schnur gefesselt. Sie stand oben auf der Empore, neben dem großgewachsenen Mann, der sie mit seinen zwei Begleitern im Archiv der Bibliothek aufgesucht hatte. Ich hörte, wie die Leute leise vom Obersten Bewahrer sprachen. Die weiße Frau stand hinter ihm.
    Er sprach Lateinisch, deshalb verstand ich ihn nicht. Aber die Umstehenden verstanden ihn offenbar und gerieten in Aufruhr. »Ulterioris Arcis Concilium, quod nulli rei – sive homini, sive animali, sive Numini Atro, sive Numini Albo – nisi Rationi Rerum paret, Marianam ex Arce Occidentali Perfidiae condemnat.«
    Als der Oberste Bewahrer die Ankündigung übersetzte, begriff ich, wieso die Leute so unruhig waren. »Der Rat der Hohen Wacht, der einzig und allein der Ordnung der Dinge verpflichtet ist und keinem Menschen und auch sonst keiner anderen Kreatur, keiner Macht, sei sie Dunkel oder Licht, klagt Marian von der Westlichen Wacht des Verrats an.«
    Ich verspürte einen entsetzlichen Schmerz; es war, als würde mir jemand die Eingeweide aufschlitzen.
    »Es sind die Folgen ihrer Tatenlosigkeit. Und dafür muss die Hüterin einstehen. Obwohl sie eine Sterbliche ist, wird sie in das Dunkle Feuer zurückkehren, aus dem alle Macht entstammt.«
    Der Oberste Bewahrer zog Marian die Kapuze vom Kopf. Sie hatte dunkle Ringe um die Augen und ihr Haar war geschoren. Sie sah aus wie eine Kriegsgefangene. »Die Ordnung ist gestört. Bis sich die Neue Ordnung zeigt, muss dem Alten Recht Genüge getan und Sühne geleistet werden.«
    »Marian! Du darfst nicht zulassen, dass sie …« Ich versuchte, mich durch die Menge zu zwängen, aber je verzweifelter ich das versuchte, desto weiter wurde ich zurückgedrängt und desto weiter schien Marian von mir entfernt zu sein.
    Bis ich an jemanden stieß, der sich nicht bewegte und fest wie ein Fels stand. Ich hob den Kopf und sah den glasigen Blick von Lilian English.
    Mrs English? Was hatte sie hier zu suchen?
    »Ethan?«
    »Mrs English, Sie müssen mir helfen! Diese Leute haben Marian Ashcroft in ihrer Gewalt. Sie werden ihr etwas antun, obwohl sie gar nichts verbrochen hat. Sie hat nichts getan!«
    »Und was denkst du jetzt über Gerechtigkeit?«
    »Wie bitte?« Was redete sie da?
    »Die Gliederung deines Aufsatzes. Ich erwarte, dass er morgen auf meinem Schreibtisch liegt.«
    »Das weiß ich. Aber ich spreche jetzt nicht von meinem Aufsatz.« Kapierte sie denn nicht, was hier gerade vor sich ging?
    »Doch, das tust du.« Ihre Stimme klang verändert, ungewohnt.
    »Der Richter irrt sich. Sie alle irren sich.«
    »Jemand trägt die Schuld. Die Ordnung ist zerstört. Wenn nicht Marian Ashcroft, wer dann?«
    Darauf hatte ich keine Antwort. »Ich weiß es nicht. Meine Mutter hat immer gesagt …«
    »Mütter

Weitere Kostenlose Bücher