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Ein abenteuerliches Herz

Ein abenteuerliches Herz

Titel: Ein abenteuerliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Ludwig Arnold
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schleuderte ihn über die Schulter davon. Bei jedem Wurf sah ich das Eisen wie ein Spiegelchen aufblitzen.
    Da dieser Vorgang mich mit so starker Neugier erfüllte, daß ich die Sperrknoten ganz vergaß, schlich ich mich leise hinter sie und flüsterte ihr zu:
    »He, Mütterchen, was machst du denn da?«
    Sie wandte sich ohne eine Spur von Überraschung um, gleichsam als ob sie mich erwartet hätte, sah mich an und flüsterte mit einem Kichern, das mir das Blut gerinnen ließ, zurück:
    »Söhnchen, das soll dich nichts kümmern – das erfährst du schon früh genug!«
    Da leuchtete mir mit entsetzlicher Klarheit ein, daß ich dem Oberförster dennoch ins Garn gegangen war. Und ich begann meiner Klugheit zu fluchen und meinem einsamen Übermut, der mich in solche Gesellschaft verstrickt hatte, denn zu spät sah ich ein, daß alle Feinheit meiner Operationen nur dazu gedient hatte, die Fäden unsichtbar zu machen, mit denen er mich umspann. Ich selbst war ja der Adept gewesen, der Mensch, den er vernichten wollte, ich selbst das Wild, das durch die blaue Natter verlockt worden war!
    Das Lied der Maschinen
    Berlin
    Gestern, bei einem nächtlichen Spaziergang durch entlegene Straßen des östlichen Viertels, in dem ich wohne, sah ich ein einsames und finsteres Bild. Ein vergittertes Kellerfenster öffnete dem Blick einen Maschinenraum, in dem ohne jede menschliche Wartung ein ungeheures Schwungrad um die Achse pfiff. Während ein warmer, öliger Dunst von innen heraus durch das Fenster trieb, wurde das Ohr vom prachtvollen Gang einer sicheren, gesteuerten Energie fasziniert, der sich ganz leise wie auf den Sohlen des Panthers der Sinne bemächtigte, begleitet von einem feinen Knistern, wie es aus dem schwarzen Fell der Katzen springt, und vom pfeifenden Summen des Stahles in der Luft – dies alles ein wenig einschläfernd und sehr aufreizend zugleich. Und hier empfand ich wieder, was man hinter dem Triebwerk des Flugzeugs empfindet, wenn die Faust den Gashebel nach vorne stößt und das schreckliche Gebrüll der Kraft, die der Erde entfliehen will, sich erhebt; oder wenn man nächtlich sich durch zyklopische Landschaften stürzt, während die glühenden Flammenhauben der Hochöfen das Dunkel zerreißen und inmitten der rasenden Bewegung dem Gemüt kein Atom mehr möglich scheint, das nicht in Arbeit ist. Hoch über den Wolken und tief im Inneren der funkelnden Schiffe, wenn die Kraft die silbernen Flügel und die eisernen Rippen durchströmt, ergreift uns ein stolzes und schmerzliches Gefühl – das Gefühl, im Ernstfall zu stehen, gleichviel ob wir in der Luxuskabine wie in einer Perlmutterschale dahintreiben oder ob unser Auge den Gegner im Fadenkreuz des Visiers erblickt.
    Das Bild dieses Ernstfalles ist schwer zu erfassen, weil die Einsamkeit zu seinen Bedingungen gehört, und stärker noch wird es verschleiert durch den kollektiven Charakter unserer Zeit. Und doch besetzt ein jeder heute seinen Posten sans phrase und allein, gleichviel ob er hinter den Feuern einer Kesselanlage steht oder in die verantwortliche Zone des Denkens einschneidet. Der große Prozeß wird dadurch erhalten, daß der Mensch ihm nicht auszuweichen gedenkt und daß seine Zeit ihn bereit findet. Was ihm jedoch begegnet, indem er sich stellt, ist schwer zu beschreiben; vielleicht ist es auch wie in den Mysterien nur ein allgemeines Gefühl, etwa daß die Luft allmählich glühender wird. Wenn Nietzsche sich wundert, daß der Arbeiter nicht auswandert, so irrt er insofern, als er die schwächere Lösung für die stärkere hält. Es gehört eben zu den Kennzeichen des Ernstfalles, daß es ein Ausweichen in ihm nicht gibt; der Wille führt vielleicht auf ihn zu, dann aber vollziehen sich die Dinge, wie bei der Geburt oder beim Sterben, unter pressendem Zwang. Daher ist unsere Wirklichkeit denn auch jener Sprache entzogen, mit welcher der Miles gloriosus sie zu meistern sucht. In einem Vorgang wie dem der Sommeschlacht war der Angriff doch eine Erholung, ein geselliger Akt.
    Die stählerne Schlange der Erkenntnis hat Ringe um Ringe und Schuppen um Schuppen angesetzt, und unter den Händen des Menschen hat seine Arbeit sich übermächtig belebt. Nun dehnt sie als blitzender Lindwurm sich über Länder und Meere aus, den hier fast ein Kind zu zügeln vermag, während dort sein glühender Atem volkreiche Städte zu Asche verbrennt. Und doch gibt es Augenblicke, in denen das Lied der Maschinen, das feine Summen der elektrischen Ströme, das Beben

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