Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
das war es. Seit dem Augenblick, als sie diesen Satz gesagt hatte, war er Wachs in ihren Händen.
Gott stehe mir bei …
3. KAPITEL
A lina saß, ihr Skizzenbuch auf den Knien, im Schneidersitz auf dem harten Bett. Sie war sich so sicher gewesen, dass der Baron bei ihr anklopfen würde, um zu erfahren, warum sie sich geweigert hatte, ihm unten beim Dinner Gesellschaft zu leisten. Aber als die Uhr neun schlug, gab sie auf und tauschte ihre entzückende Robe aus blasslila Seide gegen ihr bequemstes Nachtgewand, das allerdings schon so abgetragen war, dass man es beinahe schäbig nennen konnte.
Sie wünschte nur, sie hätte nicht gerade mangelnden Appetit als Ausrede angeführt, um dem Dinner fernzubleiben, denn inzwischen hatte ihr Magen zu knurren begonnen. Nun, es würde ihr eine Lehre sein, das nächste Mal, wenn sie lügen wollte, vorab die Folgen zu bedenken.
Vielleicht hätte sie besser Kopfweh vorschützen sollen, Kopfweh vor Aufregung, zum ersten Mal England zu betreten. Das wäre viel klüger gewesen. Nur hätte der Baron es vielleicht dahingehend ausgelegt, dass ihn zum ersten Mal zu sehen diese Aufregung ausgelöst hätte. Die Möglichkeit durfte gar nicht erst in Betracht gezogen werden, denn ganz offensichtlich war der Mann jetzt schon viel zu selbstzufrieden.
„Und viel klüger, als gut für mich ist“, murmelte sie, während sie den Kohlestift mit raschen Strichen übers Papier führte, um dem Porträt, das sie gerade von ihm zeichnete, das dunkle Haar hinzuzufügen, das fast so dunkel war wie ihr eigenes. Seine Haut war dunkler als ihre; er war eindeutig ein Mann, der viel Zeit an der frischen Luft verbrachte. Das war ihr schon aufgefallen, als er sich bei der Begrüßung über ihre Hand gebeugt hatte. Seine Hände waren hart, stark und sogar ein wenig schwielig, was sie erstaunt hatte, denn er kleidete sich – und führte sich auf – wie ein Mann, der nicht einmal sein Haar eigenhändig bürstete.
Wenn sie die Augen schloss, sah sie immer noch ihre helle Haut auf seiner dunkleren, ihre zarten Finger in seiner kraftvollen Hand, in der sie mühelos zerquetscht werden könnten. Und natürlich sah sie immer noch seine lachenden grünen Augen mit dem spöttischen Blick.
Er warf ihre Überzeugung, all den neuen Umständen hervorragend gewachsen zu sein, ganz schön über den Haufen. Daheim in der Sicherheit ihres Schlafgemachs war sie ihrer Pläne so gewiss gewesen. Doch ein einziger Blick, die Hand dieses Mannes unter ihren bloßen Fingern, und ihre Zuversicht war dahin, wie weggeblasen. Oh, ja, er bedeutete Schwierigkeiten …
Man denke nur … hätte sie Handschuhe angelegt, wie es sich gehörte (und wie Danica ihr geraten hatte), wüsste sie immer noch nicht, wie sehr ihr Verlobter sie beunruhigen konnte. Ah, sie hätte sogar zum Dinner hinuntergehen und munter irgendwelche banalen Dinge von sich geben können, ohne zu ahnen, dass Baron Justin Wilde mehr war als ein hübscher Bursche mit impertinentem Mundwerk.
Aber was sollte sie nun tun? Wenn es eine Methode gab, ihn in den Griff zu bekommen, musste sie sie finden, und das schnell.
Seltsam, dass sie diese Heirat bisher nur als ein vage unbequemes Hindernis betrachtet hatte, für sie nicht angenehm, aber notwendig. Zuerst war sie einfach nur schrecklich wütend darüber gewesen, dass der Kaiser sie praktisch verschacherte und sie zwang, ihre Heimat zu verlassen, bis ihre Tante ihr schließlich erklärt hatte, dass sie dank ihrer Stellung und Geburt sowieso nie etwas anderes als eine arrangierte Ehe erwarten könne. Dabei hatte sie unauffällig zur anderen Seite des königlichen Salons gezeigt, wo Graf Josef Eberharter stand und mit seinem Federmesser in seinen gelben Zähnen stocherte, um ihr dann zu erklären, dass dieser Herr die einzige Alternative für sie wäre. Da war ihr der Gedanke, nach England zu reisen, dem Geburtsland ihrer Mutter, auf einmal recht vernünftig erschienen.
Ihre Mutter hatte ihr viel von ihrer Heimat erzählt, immer mit einem wehmütigen Ausdruck in den Augen. Nun würde sie, ihre Tochter, all diese herrlichen Dinge selbst sehen. Zuerst natürlich London, die große Metropole, die jedermann besuchen wollte. Danach jedoch würde sie nach Kent reisen, dahin, wo ihre Mutter aufgewachsen war. Sicher würden alle überrascht und entzückt sein, die Tochter ihrer lieben verstorbenen Anne Louise willkommen heißen zu können?
Mit geneigtem Kopf betrachtete Alina ihr fertiges Bild. Hatte sie auch wirklich die
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