Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
aber, wenn er etwas ausplauderte, durchaus in Verlegenheit bringen. Ein netter kleiner Anschlag auf den lästigen Baron käme also gerade recht und würde den Prinzregent vor potenziellen Peinlichkeiten bewahren. Nicht verwunderlich, dass er so eifrig bemüht war, Kaiser Franzens Verlangen zu unterstützen.
Es war wohl an der Zeit, einen weiteren kleinen Schwatz mit Prinny zu halten. Aber zuerst musste er dem so wunderbar entgegenkommenden Major noch ein paar Fragen stellen.
„Sagen Sie, wenn der Kaiser weiß, dass Novak vorhat, die Comtesse zu töten, warum hat er dann nicht längst eingegriffen? Warum lässt er Novak nicht festnehmen, statt sich mit dieser Farce von einer Heirat abzugeben?“
„Ist das nicht offensichtlich? Der Kaiser spielt auf Zeit und sucht eine gütliche Einigung. Er will sich nicht zu einer Entscheidung bezüglich dieser Besitztümer zwingen lassen, denn er würde sich Feinde machen, egal wie er entscheidet. Die Roma sind ein unvermeidliches Ärgernis, Novak aber hat eine Menge Leute hinter sich und ist dem Hof von großem Nutzen.“
Nach und nach durchschaute Justin dieses feine Gespinst, und obwohl er spürte, wie das Tier in ihm an seiner Leine zerrte, behielt er seinen leichten Ton bei. „Ihr Kaiser Franz ist ein Herrscher mit vielen Problemen. Wenn Comtesse Alina ermordet wird, muss er eine Untersuchung einleiten, da sie sein Mündel ist und weil ihm sonst der Stamm der Roma Schwierigkeiten machen würden. Wenn er aber Novak festnimmt oder gar tötet, kriegt er Ärger mit dessen Anhängern. Wie bequem ist es da doch, das Ganze weit weg in England abzuwickeln. Offensichtlich hat Franz den Prinzregenten nicht um einen Bräutigam für sein Mündel ersucht, sondern um einen Attentäter. Und der gute Prinny weiß genau den richtigen Mann; jemanden, der nicht ablehnen kann. In dem Moment, in dem ich der schönen Comtesse angetraut bin, geht ihr Besitz an mich über. Man könnte mir genauso gut eine Zielscheibe auf den Rücken malen. Also heißt es töten oder getötet werden.“
Luka hatte den Anstand, zu erröten, was ihn vermutlich rettete oder ihn zumindest davor bewahrte, seine Zähne zu verlieren.
Justin setzte nach. „Und die Comtesse mit dem eleganten hermelinbesetzten Cape und ihren Plänen, London zu erobern? Interessiert es irgendjemanden, was mit ihr geschieht?“
„Sie werden sie doch beschützen.“
„Das soll Ihre Sorge nicht sein, Major. Sie und unsere beiden intriganten Souveräns sollten sich lieber darum sorgen, was ich mit Ihnen anstelle, falls Lady Alina sich auch nur den Zeh stößt, ehe ich einen Ausweg aus dieser verfluchten Geschichte gefunden habe. Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen wollen, möchte ich meiner Verlobten einen kleinen Besuch abstatten, bevor sie sich für die Nacht zurückzieht.“
Erregt sprang Luka auf. „Sie werden ihr doch nichts erzählen?“
Wortlos starrte Justin ihn an, bis er sich klugerweise wieder auf seinen Stuhl sinken ließ. „Kommen Sie nie wieder auf den Gedanken, mich zu ermahnen, Major, und fordern Sie mich nie heraus, außer Sie wollen die Folgen tragen. Verstanden?“
Der Major nickte.
„Ah, wunderbar!“, murmelte Justin und lächelte freundlich, als hätte er nicht gerade mit Gewalt gedroht. „Da wir uns nun so viel besser verstehen, können wir uns ja glatt wieder Freunde nennen. Ich könnte mich vielleicht sogar überreden lassen, Ihnen Wigglesworth auszuleihen, damit er Ihnen ein paar Hinweise bezüglich Ihrer Halsbinde gibt, die im Augenblick eher einer Henkersschlinge gleicht. Gute Nacht, Major.“
Damit schlenderte er in der ihm eigenen gemächlichen Art aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Erst als er den Fuß der engen Treppe erreichte, blieb er stehen und massierte seinen Nacken, bis er spürte, dass seine Atmung und sein Herzschlag sich beruhigt hatten.
Er war wütend, dass er sich nicht besser vorgesehen hatte, sondern blauäugig in diese Sache hineingetappt war. Dabei zweifelte er nicht daran, dass er Lady Alina vor der Bedrohung durch diesen Novak bewahren konnte. Aber er wollte verdammt sein, wenn er verstand, wieso er sich so intensiv um das Wohlergehen einer einzigen Frau sorgte, er, der sich auf seine Gefühlskälte gegenüber den Problemen anderer bisher so viel eingebildet hatte.
Ihre schlagfertige, kesse Antwort hallte in seinem Kopf … Ich erinnere mich nicht, ihm erlaubt zu haben, dass er sich setzt.
Endlich lächelt er ehrlich amüsiert … und nicht wenig verwirrt. Ja,
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