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Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Titel: Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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unmöglich stimmen. So etwas würde doch nie jemand tun?“
    Hilfe suchend sah das ältliche Mädchen sich in dem kargen Zimmer um, als ob sie die Antwort vielleicht von dem kleinen Tisch mit der Karaffe darauf erhalten könnte. Der edle Wein darin war übrigens vom Kammerdiener des Barons heraufgeschickt worden mit der Mitteilung, dass es besser sei, das Wasser, das der Gasthof vorhielt, nur zum Waschen zu benutzen und sich beim Trinken desselben zurückzuhalten. Tatiana zögerte nur einen Moment, dann schenkte sie sich ein Glas ein und stürzte es in drei beinahe verzweifelten Schlucken hinunter. Mit dem Handrücken wischte sie sich den Mund ab, seufzte erneut, stellte das Glas ab und ließ sich mit ihrem nicht unbeträchtlichen Umfang, ohne um Erlaubnis zu bitten, auf einen Stuhl sinken. „Ah, jetzt geht es mir besser“, seufzte sie, rieb sich die Hände und sah Alina erwartungsvoll an. „So, mein liebes, behütetes Mädchen, nun erzählen Sie Ihrer Tatiana – was würde nie jemand tun?“
    Die kleine vergoldete Uhr auf dem Nachtschränkchen, die ein Abschiedsgeschenk des Königs war, schlug zehn Uhr abends. Alina seufzte. Bis zum Morgengrauen würde sie vermutlich jede einzelne Stunde schlagen hören! Immer noch war sie hellwach und ziemlich entsetzt von dem, was sie gehört hatte. Vor einer Stunde schon war Tatiana gegangen, und Alina würde alles darum geben, wenn sie das Gespräch aus ihrem Gedächtnis streichen könnte.
    Das hatten Jürgen und Anna getan? Das hatten ihre Eltern getan? Die ganze Welt tat es?
    Warum? Warum bloß, um Himmels?
    Damals, als ihre erste Monatsblutung eingetreten war, hatte ihre Mutter das „Evas Fluch“ genannt, was Alina auch nicht weitergeholfen hatte, obwohl sie daraufhin ausführlich die Bibel studierte. Eva, der Apfel, die Schlange, ja, aber nichts über dieses Bluten. So musste sie sich mit der Erklärung ihrer Mutter zufriedengeben, dass sie dadurch eben zur Frau werde. Sie sei nun kein Mädchen mehr.
    Das erschien ihr als recht ordentlicher Handel. Immerhin mussten Papa und Luka und Jürgen sich täglich rasieren, weil sie Männer waren; da war einmal im Monat Unbehagen doch tragbar.
    Ach, wenn sie von dieser Sache doch nur gewusst hätte! Nie hätte sie sich mit dieser Heirat einverstanden erklärt. Ihre Entscheidung war ebenso davon beeinflusst gewesen, dass sie nicht mehr unter Tante Mimis Obhut stehen würde, wie von ihrer Abscheu vor den gelben Zähnen des Grafen Eberharter. Dem Kaiser gefällig zu sein war natürlich das Hauptmotiv … obwohl seine Bitte abzuweisen sowieso nie ernsthaft zur Debatte gestanden hatte.
    Die Aussicht auf schöne Gewänder, auf einen eigenen Haushalt, darauf, in der englischen Gesellschaft verkehren zu können, hatte sie schließlich zu der Ansicht gebracht, dass sie vielleicht nicht das glücklichste Mädchen auf Erden war, aber doch wenigstens kein Aschenputtel.
    Aber diese Sache? Davon hatte sie nicht gewusst. Von dieser so ekelhaften, schändlichen, zutiefst intimen Sache.
    Sie hatte Tatiana auf ihr Gebetbuch schwören lassen, dass es wirklich wahr war. Und sie hatte sie schwören lassen, dass die Menschen das, diese Sache , wirklich gern taten. Mangels persönlicher Erfahrung war Tatiana sich des Letzteren nicht sicher genug gewesen, um ihre unsterbliche Seele durch einen falschen Schwur zu gefährden. Doch dass Männer es gern taten, dessen war sie sich ziemlich sicher. Männer mochten die seltsamsten Dinge.
    Ein leises Klopfen an der Tür ließ Alina beinahe aus dem Bett springen.
    „Comtesse? Ich bin es, Justin Wilde. Ich sah Licht unter Ihrer Tür durchscheinen und fühle mich genötigt, Sie zu stören. Ich glaube, wir haben etwas zu besprechen.“
    Alina riss verdutzt die Augen auf. Er war es … mochte der Himmel ihr beistehen … ihr Hengst .
    „Bitte verzeihen Sie, Mylord“, zwitscherte sie und wünschte im gleichen Moment, dass ihre Stimme nicht eine Oktave zu hoch klänge und außerdem jämmerlich dünn. Wünschte, sie hätte die Kerze schon gelöscht und sich der Dunkelheit gestellt samt den verstörenden Bildern, die Tatianas Beschreibungen in ihr aufsteigen ließen. „Ich bin schon zu Bett.“
    „Ah, aber noch nicht eingeschlafen“, antwortete er zuversichtlich. „Was man auch kaum erwarten kann, wenn Ihr Bett nur halb so unbequem ist wie meines. Bitte, wir müssen uns wirklich unterhalten.“
    Die verstörenden Bilder verblassten, als ihr Temperament sie verdrängte. Würde der Mann sich immer als so lästig

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