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Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Titel: Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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denken. Und nach Möglichkeit nie das Gesicht des Gegners anschauen, wenn man keinen Wert auf Albträume legte.
    Nie zögern.
    Und nicht an das Kind denken, an den Knaben. Nie, niemals an den Knaben denken …
    Den ersten Wächter hatte er hinter der Meierei liegen lassen. Der Mann war leicht zu überwältigen gewesen, nur noch halb wach und in Gedanken schon beim Frühstück und der ersehnten Ruhe, wie häufig bei Wachposten kurz vor dem Ende ihrer Schicht.
    Der zweite war schwieriger gewesen, einer der wenigen wirklich fähigen Soldaten, die mehr können als stur marschieren. Doch gegen Brutus hatte auch der keine Chance gehabt.
    Justin tippte Brutus auf die Schulter und wies zu einer Baumgruppe etwa fünfzig Schritt seitwärts der kiesbestreuten Auffahrt. Dann zeigte er auf sich und eine weitere Baumgruppe gegenüber der ersten. Brutus bewegte sich für seine gewaltige Größe mit erstaunlicher Leichtigkeit, doch wenn er den Weg quer über die Auffahrt nähme, wäre seine Masse unübersehbar.
    Worte waren unnötig. Brutus nickte verstehend, und die beiden Männer trennten sich.
    Weit vorgebeugt, sein Messer im Ärmel verborgen, damit es im bleichen Licht des sinkenden Mondes nicht aufblinkte, huschte Justin geräuschlos am Kiesweg entlang und verschwand im Schatten der Bäume.
    Noch zwei waren übrig von den vier Männern, die Rafes Verwalter aufgefallen waren, als sie indiskret und für sie verhängnisvoll im örtlichen Gasthaus eingekehrt waren. Seit zwei vollen Tagen und Nächten beobachteten sie Ashurst Hall, und Ashurst Halls Leute hielten sie ihrerseits im Auge.
    Justin schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch, ruhig und lautlos atmend, den Blick zu Boden gerichtet, um nicht auf Zweige oder lose Steinchen zu treten, doch immer wieder aufschauend, damit ihm keine verdächtige Bewegung entging. Gelassen wartete er auf das Signal, das ihm sagte, Brutus habe seinen Mann erwischt. Er zog die Klinge hervor und umfasste den vertrauten Griff des Messers, eine teure Maßanfertigung aus Spanien, für ihn persönlich geschmiedet, nachdem er beinahe wegen einer minderwertigen Waffe sein Leben verloren hätte. Ein Arbeiter ist nur so gut wie sein Werkzeug, hatte er erfahren müssen, und in seinem Geschäft konnte schlechtes Handwerkszeug fatale Folgen haben.
    Jäh schrillte ein kurzer, durchdringender Pfeifton durch die Morgenstille, und Justin rannte auf den letzten Mann zu und umklammerte ihn, noch ehe dieser, aufgeschreckt von dem Alarm, aus seiner geduckten Haltung aufspringen konnte.
    Die Messerspitze an seiner Kehle ließ den Burschen jeden Gedanken an Gegenwehr vergessen. „Nicht töten!“, flehte er nur, auf Deutsch, also antwortete Justin ihm in dieser Sprache.
    „Aber es wäre so einfach und beinahe schmerzlos! Warum sollte ich dich verschonen?“
    „Ich tue nur, was mir befohlen wurde. Man muss schließlich leben.“
    „Muss man? Nun, du hast jedenfalls Glück. Deine Kumpane sind tot, alle vier.“
    „Vier? Aber wir waren doch insgesamt nur vier! Bitte, Herr, töten Sie mich nicht.“
    Womit er bestätigte, was Rafe und er bereits ausgekundschaftet hatten. Manchmal war es wirklich zu einfach. Mit einem schnellen Griff warf Justin seinen Gefangenen zu Boden. Ohne sich zu wehren, blieb der Mann starr liegen. Durch den lächerlichen Schnauzbart schnaufend, der ihn und seine Kumpane verraten hatte, schaute er ängstlich zu seinem Bezwinger auf, ohne auch nur einen Fluchtversuch zu wagen. Er wusste, er würde nicht weit kommen, ehe ihn die Messerklinge eingeholt hätte.
    Justin tauschte das Messer gegen die Pistole, die er im Hosenbund mit sich trug. „Nun“, sagte er, „werden wir erst einmal ein wenig über den Regimentsinhaber Novak plaudern, mein haariger Freund.“
    „Über Novak? Aber woher wissen …“
    „Pscht“, warnte Justin, „du, mein Lieber, kannst jetzt nur noch eins tun, wenn du am Leben bleiben willst: meine Fragen beantworten. Hörst du? Du möchtest mich doch bestimmt nicht anlügen.“
    Der Mann schüttelte heftig den Kopf, ohne den Blick auch nur einmal vom Lauf der Pistole abzuwenden.
    „Gut. Du weißt, wo Novak ist?“
    „L-London, Sir, in einem Hotel … das Pulteney. Da hat einmal der russische Zar gewohnt, deshalb wollte der Regimentsinhaber dort einkehren. Es … es ist ein sehr nobles Haus.“
    „Wie befriedigend für ihn! Da muss er sich sehr bedeutend fühlen! Aber nun zur Sache, wenn es dir nicht zu viel Mühe macht: Wo ist Novak?“ Um der Frage Nachdruck zu

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