Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
mehr die Comtesse. Den ganzen Nachmittag haben wir geübt – Tatiana, Danica und ich – damit wir uns nicht versprechen.“
„Ja, Wigglesworth, das heißt Papin, sagte so etwas. Er erklärte mir, sein Name bedeute ‚grauhaarige Dame‘. Aber wenn ich die Miene dieses Menschen da drüben, der uns belauscht, richtig deute, kann ich das nicht so recht glauben.“
Errötend ließ Alina den Kopf hängen. „Der arme Wigglesworth. Du hast recht, Papin bedeutet etwas anderes. Es heißt Gans, sagte man mir.“ Sie schaute wieder auf. „Luka hat verhindert, dass sie ihm einen noch schlimmeren Namen geben. Ein paar Vorschläge waren … ziemlich gemein.“
„Daran werde ich denken, wenn Wigglesworth Namensvorschläge für mich sammelt.“
„Frag einfach Luka; er kennt die Sprache.“ Dann winkte sie Brutus zu und entschuldigte sich, weil sie ihn nicht früher begrüßt hatte.
Justin wäre keine andere Frau eingefallen, die sich überhaupt herabgelassen hätte, Brutus ein Wort zu gönnen. Oder sich um Wigglesworth Gedanken zu machen. Dazu kam, dass sie sich anscheinend gewaltig amüsierte, statt sich in Todesangst in ihrem Wohnwagen zu vergraben.
„Für dich ist das alles hier ein Abenteuer, nicht wahr, Kätzchen?“, fragte er auf dem Weg zu Lukas Wagen.
„Mein Vater hat mir oft gesagt, dass das ganze Leben ein Abenteuer sein sollte. Ja, ich habe Spaß, außer ich denke gerade daran, dass dieser Novak mich tot sehen will, damit er diesen wunderbaren Menschen hier ihr Land stehlen kann. Hast du ihn heute überhaupt zu Gesicht bekommen?“
„Doch, ich sah ihn“, entgegnete Justin knapp. „Und es war nicht das letzte Mal. Aber du solltest dir seinetwegen keine Sorgen machen.“
„Ich machte mir mehr Sorgen, dass ich dich nie wiedersehen würde. Ja, ich weiß, was du gesagt hast. Dass ich vergessen soll, was zwischen uns geschehen ist. Dass ich deiner Meinung nach nur … neugierig war. Aber wie kann das sein, Justin? Etwas ist doch geschehen. Und dieses Etwas muss doch auch etwas zwischen uns verändert haben.“
Justin blieb stehen, fasste sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. „Nein, nichts hat sich geändert, Kätzchen. Meine Pläne verzögern sich nur einfach.“
Sie durchforschte sein Gesicht, als suchte sie nach Antworten auf Fragen, die zu stellen sie nicht so recht wagte, und doch zu stellen nicht widerstehen konnte. „Heute Morgen bist du ohne ein Abschiedswort fortgegangen. Ist … ist dir das leicht gefallen? Mir nämlich nicht.“
„Herrgott …“ Justin umschloss ihre Hand mit der seinen, und so setzten sie ihren Weg fort. Sie ließ nicht los, sie vertraute ihm. Ihm! Kein Mensch sollte ihm je trauen, vor allem keine unschuldige junge Frau wie Alina. „Ich weiß, was wir letzte Nacht taten, war ein Fehler. Ich wusste es, und trotzdem erlaubte ich mir …“ Er drückte ihre Hand fester. „Du bist jung, verletzlich. Und ich bin ein sehr schlechter Mensch.“
„Ja, ich weiß, der Böse Baron. Charlotte sagte, dass manche dich so nennen.“
„Die Leute, die mich am besten kennen, haben mich schon mit schlimmeren Namen belegt. Hör gut zu, Alina. Du machst dir nichts aus mir. Du kennst mich nicht. Was geschehen ist … was letzte Nacht beinahe geschehen wäre, wäre mit jedem anderen Mann genauso geschehen, der nur halb so erfahren ist wie ich. Du warst neugierig, das konnte selbst ein Dummkopf sehen, und ich war eben gerade da. Ich habe nicht dein Herz berührt, Kätzchen, ich habe deinen Körper erweckt. Mehr war es nicht. Und mehr kann für uns nie sein, aus Gründen, die ich dir schon erklärt habe. Bald, sehr bald schon, wirst du mit Tanner und Lydia London besuchen, und dort wirst du einen Mann finden, der deiner würdig ist. In einem Jahr wirst du nicht einmal mehr an mich denken.“
„Sag das nicht!“, unterbrach sie ihn. „Du wagst, dir auszumalen, was ich denke, was ich fühle? Wie kannst du!“ Und sie drehte sich auf dem Absatz herum und lief fort. Ihr wundervolles schwarzes Haar flatterte im Wind wie zuvor; eine Ewigkeit schien es ihm her, als sein Herz aufgejauchzt hatte, weil sie ihm entgegengelaufen war.
Alina verließ ihren Wohnwagen erst wieder, nachdem das Abendessen eingenommen war und die vielen Kinder aus dem Lager in ihren Betten lagen. Sie unternahm einen Ausflug bis zur Mitte des Lagers, auf der Suche nach Stefan, dem jungen Mann, der am Nachmittag ihren Wohnwagen gelenkt hatte.
Stefan sah sehr gut aus. Selbst Danica, die sich sonst zu
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