Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Titel: Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
Vom Netzwerk:
Dennoch wusste er nicht, ob er es überstehen würde, sie erneut zurückzulassen.
    Bald würde er es herausfinden …
    Sie ritten im Schritt in das Lager, und er zählte die Wohnwagen. Es waren acht, alle mehr oder weniger geflickt. Noch nie hatte er eine solch große Gruppe herumziehen sehen. Es mochte sich als problematisch erweisen, besonders, wenn er dem Major mitteilte, dass mindestens zwei Wagen sich von dem Rest würden trennen müssen.
    Das Letzte, was er wollte, war nämlich, die Aufmerksamkeit der Leute auf diese „verdammten, diebischen Zigeuner“, wie die ländliche Bevölkerung sie zu beschimpfen pflegte, zu lenken. Nur selten beging Justin den Fehler, die Intelligenz seiner Mitmenschen zu überschätzen und dabei zu vergessen, dass manchmal völlig nebensächliche Dinge zu Schwierigkeiten führten.
    Während er vor Brutus her zwischen den Wohnwagen hindurchritt, sprangen Hunde kläffend um ihre Pferde herum, und sämtliche Männer vom Jüngling bis zum Großvater legten die Hände an die Waffen, die in den breiten Schärpen ihrer Beinkleider steckten. Die Frauen am Feuer, die in den Kesseln gerührt hatten, hoben ihre Köpfe und musterten ihn so offen, dass er lächeln musste und grüßend seine Hutkrempe antippte.
    „Brutus“, sagte er, wobei er die Lippen kaum bewegte, „da ich hinten keine Augen habe und mich nur ungern umdrehen möchte, während wir gerade quasi Spießruten laufen, kann ich nur hoffen, dass du lächelst, um zu demonstrieren, wie harmlos du bist. Und vielleicht wäre es auch nicht schlecht, wenn du den Kinderchen da freundlich zuwinktest. Hinter dem letzten Wohnwagen werden wir absteigen und sehen, ob jemand dem Major Bescheid gibt. Außer, Wigglesworth wäre gerade … Was zum Teufel tut er überhaupt hier?“, beendete er den Satz, als sein Diener seinen Namen derart laut herausschrie, dass es vermutlich meilenweit zu hören war.
    „Mylord!“, schrie Wigglesworth erneut. „Dem Himmel sei Dank, dass Sie gekommen sind, um mich zu retten! Ich schwöre, ich halte es keinen Augenblick länger aus.“
    Justin wandte sein Pferd und schaute zurück, betrachtete die Lichtung mit den Wohnwagen und den Männern, die ihn immer noch beobachteten, nun aber breit grinsend. „Wigglesworth“, stieß er dann ziemlich verwundert hervor. „Was um alles in der Welt wollen Sie darstellen? Herrgott, mein Guter, haben Sie keinen Stolz?“
    „Nicht mehr, Mylord“, seufzte der Diener aus tiefster Brust, während er wartete, dass Justin aus dem Sattel stieg. „Entweder dies hier, oder ich hätte meinen bloßen Kopf zeigen müssen, was ich ganz entschieden ablehne.“
    Nur mit Mühe blieb Justin ernst, als er die Erscheinung vor sich musterte. Wigglesworth trug eine weite, grob gewebte, am recht indiskreten Ausschnitt grell bestickte Bluse. Eine breite grüne, ebenfalls bestickte Schärpe hielt einen schwarzen abgetragenen Rock in der Taille, und auf dem Kopf trug der Diener eine seiner Perücken, die immer noch Spuren von Puder aufwies, doch nicht mehr säuberlich in Locken gelegt war, sondern ihm ausgekämmt und zerzaust bis auf die mageren und – guter Gott! – bloßen Schultern hing.
    Hinter sich hörte er Brutus nach Luft schnappen.
    Justin war ein Gentleman, dazu erzogen, niemals Schock oder Erstaunen zu zeigen, außer es wurde erwartet. Doch er musste alle seine jahrelang geübte Selbstbeherrschung aufwenden, um hier seine undurchdringliche Miene beizubehalten.
    „Verzeihen Sie meine Neugier, aber was hindert Sie, Ihren Kopf zu zeigen und sich stattdessen auf … das hier einzulassen?“
    Der Diener trat näher und bedeutete Justin mit gekrümmtem Zeigefinger, sich zu ihm hinunterzubeugen. „Ich habe keine Haare, Mylord.“
    „Wirklich?“, Justin biss sich auf die Zunge, um nicht zu grinsen. „So lange kennen wir uns nun schon, und ich hatte keine Ahnung. Nicht ein einziges?“
    „Ich rasiere sie mir jeden Morgen ab, Sir, dann sitzt die Perücke viel besser. Das handhabten im vergangenen Jahrhundert viele Gentlemen so.“
    „Ah, ja, ich erinnere mich, etwas dergleichen gehört zu haben. Also ist unter dieser ziemlich desolaten Perücke …“
    „Nur mein kahler Kopf, Sir. Ich hatte versucht, mir eines dieser bunten Tücher um den Kopf zu winden, wie es einige der Männer hier tun, doch leider rutschte es immer wieder herunter.“ Ein wenig trotzig hob Wigglesworth das Kinn. „Ich kann nicht zulassen, dass man meinen nackten Kopf sieht, Mylord. Es gehört sich nicht, und es

Weitere Kostenlose Bücher