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Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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neben dir sitzen, ohne viel zu reden. Ich muss ein wenig zur Ruhe kommen.»
    Petersen hatte genickt. Sie saßen eine ganze Weile schweigend nebeneinander, und als Petersen das nächste Mal zur Seite schaute,
     sah er, dass Marthaler eingeschlafen war.
    Kurz hinter Heidelberg wachte Marthaler auf. Seine Halsmuskulatur war verspannt, aber immerhin hatte er sich ein wenig erholt.
     Er gähnte und streckte sich.
    «Entschuldige, Manfred», sagte er, «ich weiß, ich bin kein sehr guter Beifahrer.»
    «Schon gut», sagte Petersen, «es wird sowieso zu viel gequatscht. Nur musst du mir sagen, wann wir abfahren müssen.»
    «Wir könnten die Abfahrt Richtung Bruchsal nehmen. Andererseits habe ich ziemlichen Hunger. Was meinst du, wollen wir noch
     eine Kleinigkeit essen?»
    Sie beschlossen, die Autobahn bei nächster Gelegenheit zu verlassen. Marthaler schlug vor, ein Gasthaus mit angeschlossener |120| Metzgerei zu suchen. Dort seien die Portionen meist größer und das Fleisch besser.
    Petersen lachte, sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. «Genau das hat mein Vater auch immer gesagt, wenn wir sonntags einen Ausflug
     gemacht haben und irgendwo einkehren wollten. Aber mir ist das ganz egal, ich bin Vegetarier.»
    Zwanzig Minuten später saßen sie in einer kleinen Gaststätte in einem Ort namens Stettfeld. Das Lokal war fast leer, nur am
     Stammtisch saß eine Runde von Skatspielern bei Korn und Bier. Die Wirtin war allein und reagierte nicht eben begeistert, als
     sie hörte, dass sie nochmal in die Küche sollte. Marthaler versprach ihr ein gutes Trinkgeld, und so bekam er kurz darauf
     ein zartes Kalbsschnitzel, während Petersen sich mit einer Portion Pommes frites und Salat begnügte.
    «Als ich dich vorhin anrief   … die Frau, mit der du gesprochen hast   … seid ihr verheiratet?», fragte Marthaler.
    «Inge? Nein, verheiratet sind wir nicht, aber schon lange zusammen. Allerdings ist die Stimmung nicht gerade gut im Moment,
     und ich fürchte, dass es bald zu Ende sein wird.»
    Marthaler schwieg.
    «Wir haben uns vor vier Monaten eine gemeinsame Wohnung genommen und streiten seitdem unentwegt. Vielleicht liegt es an mir.
     Ich bin zu eifersüchtig. Jedenfalls sagt sie das.»
    «Immerhin», sagte Marthaler, «dann hast du sie doch wirklich gern. Und ich dachte, so etwas wie Eifersucht würde es gar nicht
     mehr geben.»
    Petersen schaute ihn fragend an. Marthaler lachte.
    «Schon gut», sagte er. «Du hast gerade geschaut, als sei ich nicht recht bei Trost. Du musst wissen, ich bin in diesen Dingen
     nicht gerade auf dem neuesten Stand. Na komm, lass uns gehen.»
    Marthaler wunderte sich selbst, dass er Petersen gegenüber so offen war. Aber er hatte den hoch gewachsenen Schutzpolizisten |121| mit dem kurzen Kraushaar und dem auffälligen Adamsapfel sofort gemocht. Er kam ihm vor wie ein großer, freundlicher Rabe.
    Er zahlte und gab der Wirtin zehn Mark Trinkgeld. Sie bedankte sich überschwänglich, wünschte einen schönen Abend und war
     sichtlich irritiert, als Marthaler sagte, dass es doch immer wieder erstaunlich sei, wie sehr die Laune mancher Menschen vom
     Geld beeinflusst werde.
    Sie bogen auf die Bundesstraße 3, durchquerten die Innenstadt von Bruchsal, und als Marthaler gerade meinte, jetzt könne es
     nicht mehr lange dauern, bis sie die Tankstelle Schwarzmoor erreicht hätten, verlangsamte Petersen bereits die Fahrt und zeigte
     nach links.
    «Schau mal, dort könnte es sein. Sieht allerdings aus, als hätten sie schon geschlossen.»
    Marthaler stutzte. Er hatte eine moderne Rastanlage mit einer großen, hell erleuchteten Tankstelle erwartet, aber was sie
     nun sahen, waren zwei Zapfsäulen auf einem düsteren Gelände, ein heruntergekommenes Haus aus den dreißiger Jahren, in dem
     sich der Kassenraum befand, im Anbau eine Werkstatt, vor deren Tor ein klappriger Abschleppwagen stand, und nebenan ein riesiges
     Grundstück, das einmal ein Obstgarten gewesen sein mochte, aber nun als Abstellplatz für eine große Anzahl gebrauchter, zumeist
     schrottreifer Autos diente. Marthalers Hoffnung, hier ein Videoband mit einer Aufnahme des Opfers beschlagnahmen zu können,
     schwand mit dem ersten Blick, den er auf die Tankanlage warf.
    «Ein Fledderer», sagte Petersen, als er den Wagen an einer der beiden Zapfsäulen abstellte.
    «Ein was?», fragte Marthaler.
    «Solche Firmen gibt es überall in der Nähe der Autobahnen. Kleine Schrott- und Abschleppunternehmer, die darauf hoffen, dass
     bei den

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