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Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Sonne», sagte er, «Sie müssen vorsichtig sein!»
    Sie drehte sich ein wenig, bis sie wieder vollständig im Schatten lag.
    Sie lächelte. Dann schaute sie knapp an seinem Kopf vorbei und wirkte einen Moment lang überrascht, irritiert. Lohmann hatte
     den Eindruck, dass sie dort, hinter ihm, jemanden sah, den sie kannte oder zu kennen meinte. «Wo sind wir?»
    Lohmann wusste nicht, was die Frage bedeuten sollte. «Sie meinen   … das Schwimmbad?»
    |113| «Nein», sagte sie, «ich meine, in welchem Dorf sind wir?»
    Lohmann lachte. «Sie sind wohl auch nicht von hier?»
    Er rückte ein Stückchen näher. Sie hatte sich hingesetzt, die Knie angezogen und ihr Kinn darauf gelegt.
    «Georg Lohmann», sagte er und streckte ihr seine Hand hin. «Wir sind in Frankfurt.»
    Sie schob eine Strähne aus der Stirn und sah ihn an.
    «Ich heiße Manon», sagte sie.

|114| Elf
    Als Marthaler wieder in sein Büro kam, schaute er auf die Uhr. Es war kurz nach halb sechs. Elvira hatte ihm, bevor sie nach
     Hause gegangen war, noch einen Stapel Akten auf den Schreibtisch gelegt. Er würde sie sich morgen ansehen. Er ließ sich von
     der Telefonistin in der Zentrale die Privatnummer Manfred Petersens geben und rief ihn zu Hause an. Er entschuldigte sich
     für die Störung und fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, für einige Zeit der Abteilung für Gewaltverbrechen als Assistent
     zugeordnet zu werden. Wie Robert Marthaler gehofft hatte, schien Petersen sich über diese Abwechslung zu freuen.
    «Die Sache hat nur einen Haken», sagte Marthaler, «du müsstest noch heute Abend mit mir nach Baden-Württemberg fahren.»
    «Nach Baden-Württemberg?»
    «Ja, wir müssen in der Nähe von Karlsruhe die Angestellten einer Tankstelle vernehmen.»
    «Warte einen Moment», sagte Petersen.
    Marthaler hörte, wie er im Hintergrund mit einer Frau sprach. Dann kam er zurück ans Telefon. «In Ordnung, ich bin in zehn
     Minuten im Präsidium.»
    «Nein, sagen wir lieber in einer Stunde bei mir zu Hause.»
    Ohne anzuklopfen, betrat Marthaler das Büro von Kerstin Henschel. Er berichtete ihr von Sabatos Entdeckung.
    «Petersen und ich werden nachher zur Tankstelle Schwarzmoor fahren», sagte er. «Vielleicht kann sich einer der Angestellten
     an den jungen Mann erinnern.»
    «Und wenn nicht? Meinst du nicht, es würde genügen, dort anzurufen?», fragte Kerstin.
    |115| «Nein», sagte Marthaler, «ich glaube nicht an telefonische Ermittlungen. Wenn mir jemand eine solche Frage beantwortet, möchte
     ich sein Gesicht sehen, sonst habe ich das Gefühl, nur die halbe Wahrheit zu erfahren. Außerdem haben fast alle Tankstellen
     eine Videoüberwachung. Mit ein bisschen Glück ist das Band von gestern noch nicht gelöscht, und wir können es beschlagnahmen.
     Haben wir eigentlich schon ein Foto von dem Toten?»
    «Ja, das Labor hat vorhin ein paar Aufnahmen hochgeschickt. Ich habe sie auf deinen Schreibtisch gelegt.»
    «Danke. Und könntest du vielleicht noch in der Gerichtsmedizin anrufen, um zu erfahren, ob es bereits Ergebnisse gibt?»
    «Schon geschehen», sagte Kerstin Henschel, «eine äußere Inspektion der Leiche haben sie bereits vorgenommen. Den Bericht bekommen
     wir morgen Mittag. Vorher schaffen sie es nicht.»
    Marthaler nickte. «Dann mach jetzt Feierabend. Ich schlage vor, dass wir uns morgen früh um acht im Besprechungszimmer treffen.»
    Marthaler ging zurück in sein Büro, um sich die Fotos vom Tatort anzusehen. Er fand sie unter den Akten auf seinem Schreibtisch.
     Er brauchte einen Moment, bevor er bereit war, sich die Bilder anzuschauen. Wieder starrten ihn diese vor Entsetzen aufgerissenen
     Augen an. Und wieder wurde er blass beim Anblick des Leichnams. Eine der Aufnahmen allerdings hatte der Laborant am Computermonitor
     so stark retuschiert, dass man kaum noch etwas vom Blut und den Verletzungen im Gesicht des Toten sah. Die Augen waren geschlossen,
     und fast hätte man meinen können, es handele sich um das Bild eines schlafenden Mannes. Wenn sie nicht bald die Identität
     des Toten ermitteln konnten, würde er diese Aufnahme an die Presse weitergeben.
    |116| Marthaler steckte das Foto ein. Er verließ sein Büro und grüßte auf dem Gang die türkischen Putzfrauen, die bereits mit ihrer
     Arbeit begonnen hatten. Er entschuldigte sich bei ihnen, dass er über das bereits gewischte, noch feuchte Linoleum gehen musste,
     aber sie schauten ihn nur ratlos und lächelnd an. Sie verstanden ihn nicht. Er zuckte mit den

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