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Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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bereute seine Frage, kaum hatte er sie gestellt. Er ahnte, dass ihr eine ironische Bemerkung der Frau folgen würde.
     Doch diesmal beließ sie es bei einer Gegenfrage.
    «Kennen Sie einen Achtzehnjährigen, der kein Handy besitzt? Warten Sie, ich gebe Ihnen die Nummer.»
    «Offen gesagt, wäre es mir lieber, Sie würden erst einmal mit ihm sprechen.»
    |125| Sie war hinter den Kassentisch gegangen und tippte eine Nummer ins Telefon. «Guido, mein Schatz, wo bist du?… Hör mal, hier
     sind zwei nette Polizisten aus Frankfurt, die gerne wissen möchten, ob es Vorkommnisse gab, als du gestern hier warst.»
    Über den Hörer hinweg lachte sie den beiden Männern zu. Marthaler machte eine Geste, die heißen sollte, dass er jetzt verstanden
     habe, der Witz sei ausgereizt. Dann hielt er das Foto in die Höhe. Die Werkstattbesitzerin nickte.
    «Pass auf, die beiden würden dir gerne ein Foto zeigen. Soll ich sie zu dir schicken, oder magst du vielleicht herkommen?   … O.k., bis dann.»
    Sie legte den Hörer auf und hob bedauernd die Arme. «Ihm ist auch nichts aufgefallen. Aber er wird in zehn Minuten hier sein,
     dann können Sie selbst mit ihm sprechen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, gehe ich wieder in die Werkstatt. Soll ich Ihnen was
     zum Knabbern hinstellen?»
    Aber bevor die beiden Polizisten noch antworten konnten, stand schon ein Teller mit Keksen und Salzstangen vor ihnen auf dem
     Tisch.
    «Charmant, nicht wahr?», sagte Petersen, als Paola Gazetti den Raum verlassen hatte.
    «O Gott, ja», sagte Marthaler. «Ich komme mir so   … ich weiß nicht   … so schwerfällig vor gegenüber dieser Frau. Schwerfällig und grässlich alt. Man möchte am liebsten einen Volkshochschulkurs
     in südlicher Lebensart belegen.»
    «Lieber nicht», sagte Petersen, «dabei käme doch nichts heraus. Am Ende würden wir uns so täppisch bewegen wie eine Freundin
     von Inge, eine ostdeutsche Krankenschwester, die auf jeder Feier ihren orientialischen Bauchtanz vorführt und sich dabei ganz
     und gar verrucht vorkommt.»
    Marthaler lachte. «Da hast du wohl Recht. Bevor man sich lächerlich macht, bleibt man lieber, wie man ist.»
    |126| Nach zwanzig Minuten hielt ein rotes Sportmotorrad direkt vor der Tür. Paola Gazettis Neffe war anderthalb Köpfe größer als
     seine Tante, aber ebenso freundlich. Er nahm seinen Helm ab, zog die Handschuhe aus und begrüßte die beiden Polizisten.
    «Entschuldigen Sie die Verspätung», sagte er, «aber das Ding wollte nicht anspringen. Sie wollten mir ein Foto zeigen?»
    «Ja», sagte Marthaler und überreichte ihm das Bild des Toten. «Ist Ihnen dieser Mann schon einmal begegnet?»
    Guido schaute sich das Foto lange an. Dann nickte er. Marthaler merkte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. «Sie kennen
     ihn?»
    «Der hat gestern hier getankt. Allerdings sieht er auf dem Bild ein bisschen blasser aus. Ist er   … tot?»
    «Ja, er ist tot. Bitte erzählen Sie alles, was Ihnen aufgefallen ist.»
    «Die genaue Uhrzeit kann ich nicht sagen. Aber es wird so zwischen drei und vier Uhr am Nachmittag gewesen sein.»
    «Es war um 15.32», sagte Marthaler ungeduldig, «wir haben den Kassenbon. Erinnern Sie sich, was für einen Wagen er fuhr?»
    «Natürlich erinnere ich mich. Es war ein alter Fiat Spider, dunkelgrün, metallic, mit Speichenfelgen. Sehr gepflegt. Der Wagen
     war ein Traum. Ich schätze mal, Baujahr ’78 oder ’79.   Ohne das Auto würde ich mich an den Typen von dem Foto wahrscheinlich nicht so gut erinnern. Ich habe ihn gefragt, ob er ihn
     verkaufen will. Aber der hat nur gegrinst und mich angeguckt, als ob ich mir ein solches Auto bestimmt nicht leisten könne.
     Ziemlich arrogant wirkte der Typ und irgendwie weggetreten.»
    «Weggetreten?»
    |127| «Ja, so, als ob er irgendwas genommen hätte. Und die anderen wirkten auch nicht gerade wach. Ich hab noch gedacht, dass es
     schade wäre, wenn die das schöne Auto jetzt irgendwo vor die Wand setzen.»
    «Welche anderen?», fragte Marthaler. «Der Mann war nicht alleine?»
    «Nein», sagte Guido. «Es waren noch zwei Typen in dem Auto und eine junge Frau.»
    «Würden Sie die anderen auch wieder erkennen?»
    Gudio schüttelte den Kopf.
    «Die Männer bestimmt nicht», sagte er. «Vielleicht die Frau. Die war wirklich ziemlich hübsch. Aber nein, auch die würde ich
     wohl nicht mehr erkennen. Ich glaube, sie hat geschlafen.»
    «Und haben Sie gesehen, aus welcher Richtung die vier kamen und wohin sie gefahren

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