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Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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sind?»
    «Na, jedenfalls stand der Wagen mit der Schnauze Richtung Bruchsal, da werden sie wohl von Süden gekommen und nach Norden
     gefahren sein.»
    «Haben Sie vielleicht gehört, ob sie sich über irgendetwas unterhalten haben?»
    Guido hob bedauernd die Schultern. «Tut mir Leid. Aber   … wollen Sie gar nicht die Autonummer wissen?»
    Marthaler und Petersen schauten sich entgeistert an.
    «Sie wollen sagen, dass Sie sich das Kennzeichen gemerkt haben?», fragte Marthaler.
    Guido grinste. Er schien sichtlich Spaß an der Verblüffung der beiden Beamten zu haben.
    «Nicht vollständig», sagte er, «aber es war eine Frankfurter Nummer mit den Buchstaben FS.   Das ist mir aufgefallen, weil es das Kürzel von Fiat Spider ist. Die Zahlen weiß ich allerdings nicht.»
    Marthaler war aus seinem Sessel aufgestanden. Er lief in |128| dem kleinen Raum auf und ab. Es war nicht viel, was sie jetzt hatten, aber es war viel mehr, als sie hatten hoffen dürfen.
    Petersen nahm Guidos Personalien auf.
    Die Polizisten bedankten sich bei dem Jungen.
    Dann gingen sie nach nebenan in die Werkstatt, wo Paola Gazetti, die wieder ihren Blaumann angezogen hatte, an der Werkbank
     saß und an einer Lichtmaschine herumschraubte. Sie sah jetzt müde aus und hob entschuldigend ihre ölverschmierten Hände, als
     Marthaler sich von ihr verabschieden wollte.
    «Danke für den Kaffee und die Kekse», sagte er. «Ihr Neffe hat uns sehr geholfen. Sie können stolz auf ihn sein.»
    «Ja», sagte sie, «das bin ich auch.»
    Sie folgte den beiden Polizisten auf den Hof und winkte ihnen zum Abschied nach. Marthaler drehte sich um und sah die kleine
     Frau im Halbdunkel stehen. Er ließ die Scheibe herunter und winkte ebenfalls.

|129| Dreizehn
    Als sie wieder auf der Landstraße fuhren, fragte Petersen, welchen Grund denn eine Tante habe könne, stolz auf ihren Neffen
     zu sein.
    «Ich weiß nicht», sagte Marthaler, «ich wollte einfach etwas Nettes zu ihr sagen, aber mir fiel nichts Besseres ein. Und du
     hast ja gehört, sie
ist
stolz auf ihn.»
    Er schaute auf die Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. Er gähnte. Er kramte sein kleines Notizbuch aus der Innentasche des Jacketts,
     dann tippte er die Nummer von Kerstin Henschel in sein Mobiltelefon. Es dauerte lange, bis sich jemand meldete.
    «Kerstin? Robert hier. Entschuldige, ich weiß, dass es spät ist, aber könntest du mir einen Gefallen tun?»
    «Habt ihr etwas herausgefunden?» Sie sprach leise, stockend. Es klang, als sei sie gerade aus dem ersten Tiefschlaf erwacht.
    «Ja, wir haben eine halbe Autonummer. Und es wäre wichtig, dass du gleich noch eine Halteranfrage in die Wege leitest.» Marthaler
     gab seiner Kollegin die Daten durch und bat sie, sofort wieder anzurufen, wenn sie etwas herausgefunden hatte. Dann fragte
     er Petersen, ob er vielleicht das Steuer einmal übernehmen solle.
    «Willst du denn?»
    «Ehrlich gesagt, wenn es nicht sein muss   …»
    «Es muss nicht sein. Du magst keine Autos, nicht wahr?»
    «Jedenfalls hasse ich es, selbst Auto zu fahren. Ich mag es so wenig, wie ich es mag zu telefonieren. Ich finde, das eine
     ist nicht die richtige Art, sich fortzubewegen, und das andere nicht die richtige Art, miteinander zu reden.»
    |130| «Klingt ein bisschen   …»
    «Wie? Weltfremd? Altmodisch? Verschroben?», fragte Marthaler.
    «Ja. Ein kleines bisschen kauzig», sagte Petersen.
    Marthaler seufzte. Kauzig. Das war genau der Charakterzug, den er immer öfter an sich beobachtete. Und er hatte Angst, mit
     zunehmendem Alter zu einem jener Sonderlinge zu werden, hinter dessen Rücken die anderen grinsten und sich viel sagende Blicke
     zuwarfen.
    «Findest du mich unzumutbar?», fragte er.
    Petersen lachte.
    «Nein, keineswegs. Jedenfalls nicht so unzumutbar wie die meisten telefonierenden Autofahrer.»
    Sie hatten gerade die Landesgrenze überquert und das «Willkommen-in-Hessen»-Schild passiert, als Kerstin Henschel sich wieder
     meldete. Marthaler war von einer Sekunde auf die andere hellwach. Er schaltete die Innenbeleuchtung an und notierte eilig
     die Informationen, die ihm Kerstin mitteilte.
    «Was ist?», fragte Petersen. «Haben wir ihn?»
    «Noch nicht ganz», sagte Marthaler. «Es sind drei Fiat Spider mit der Buchstabenkombination FS in Frankfurt gemeldet. Einer
     gehört einer Frau, der andere einem älteren Mann. Der dritte ist auf den Namen Jörg Gessner gemeldet. Und jetzt hör zu, was
     Kerstin herausbekommen hat: Gessner ist achtundzwanzig

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