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Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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schließlich
     hatte sie sich gefügt und ihren Bräutigam gebeten, nicht zu viel zu trinken, vorsichtig zu fahren und auf jeden Fall pünktlich
     zurück zu sein. Bernd hatte die Augen verdreht, dann aber gelacht, Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand in die Luft gestreckt
     und gesagt: «Ich schwöre.»
    Als er auch nach dem Sonntagskrimi noch immer nicht wieder zu Hause war, hatte Bettina seine Nummer auf dem Mobiltelefon angewählt.
     Als er sich endlich meldete, hörte sie Gelächter im Hintergrund, Musik, Gläserklirren.
    «Wo bist du?», fragte sie. «Ich warte auf dich.»
    «Entschuldige, Schatz, ich wollte dich auch gerade anrufen. Wir sind in Straßburg. Der Wagen hatte eine Panne, und wir müssen
     warten, bis morgen früh eine Werkstatt aufmacht. Mach dir keine Sorgen. Ich liebe dich.»
    Sie glaubte ihm nicht, aber sie war beruhigt. Wenigstens war ihm nichts zugestoßen.
    Als er auch am Montagmittag immer noch nicht in Frankfurt angekommen war, versuchte sie erneut, ihn zu erreichen, aber er
     meldete sich nicht. Sie probierte es immer wieder in immer kürzeren Abständen. Erfolglos.
    Schließlich war er es, der am Nachmittag noch einmal anrief. Angeblich sei der Akku seines Telefons leer gewesen. Als sie
     ihm Vorhaltungen machte, reagierte er ungeduldig. «Ja, natürlich geht’s mir gut. Was soll denn sein? Ich komme schon rechtzeitig
     heim. Nun stell dich nicht so an.»
    Sein Ton hatte sie eingeschüchtert, und so hatte sie sich bis jetzt nicht getraut, bei den Freunden herumzutelefonieren. Sie
     fürchtete, von Bernd zurechtgewiesen zu werden, denn schon einmal, als er eine Nacht nicht nach Hause gekommen |138| war, hatte er sich verbeten, dass sie ihm, wie er es genannt hatte, hinterherschnüffele. Mehr noch aber hatte sie wohl Angst
     davor, dass sich ihre Vermutung als zutreffend erweisen könne, dass Bernd an der Hochzeit längst nicht so viel lag wie ihr,
     dass er womöglich im letzten Moment einen Rückzieher machen könne.
    In den vergangenen beiden Nächten hatte sie kaum geschlafen. Sie hatte das Radio laufen lassen und alle halbe Stunde den Verkehrsfunk
     gehört, um zu erfahren, ob es irgendwo einen Unfall gegeben habe. In den Nachrichten war immer wieder vom Besuch des amerikanischen
     Präsidenten die Rede gewesen. Bald hatte sie das Gefühl gehabt, den Wortlaut der Sendungen mitsprechen zu können. Auf Bernds
     Handy meldete sich niemand mehr.
    Jetzt saß sie am Wohnzimmerfenster und weinte. Es war fast acht Uhr, und Bernd war noch immer nicht da. Um neun hatten sie
     ihren Termin beim Standesamt. Nebenan in der großen Küche hatte sich die Verwandtschaft versammelt: ihre Eltern, seine Eltern,
     die Geschwister, deren Partner und die beiden kleinen Nichten, die Blumen streuen sollten. Alle waren festlich gekleidet.
     Und schon vor einer Stunde hatte auch Bettina ihr weißes Kostüm angezogen. Sie hatte gebeten, alleine sein zu dürfen, aber
     alle paar Minuten kam jemand herein, um sie zu beruhigen.
    Jetzt stand ihr Vater neben ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    «Mach dir keine Sorgen», sagte er. «Vielleicht ist wieder etwas mit dem Wagen. Oder er wird festgehalten, weil er das Auto
     noch nicht umgemeldet hat. Womöglich steckt er auch bloß im Stau. Gerade haben sie durchgegeben, dass die Straßen und Autobahnen
     rund um das Frankfurter Kreuz abgesperrt sind. Du wirst sehen, er kommt rechtzeitig. Hast du schon etwas gegessen? Soll ich
     dir eine Tasse Kaffee bringen?»
    |139| Bettina schüttelte stumm den Kopf. Sie wusste, dass ihr Vater nicht begeistert war von ihrem Zukünftigen, und so war sie froh,
     dass er ihr jetzt keine Vorhaltungen machte.
    Kurz darauf kam ihre Mutter ins Zimmer.
    «Ich denke, wir sollten jetzt fahren», sagte sie.
    Eine halbe Stunde später standen sie alle auf dem Römerberg vor dem alten Rathaus. Die Sonne schien auf den Platz. Bettinas
     Hoffnung, dass Bernd vielleicht direkt zum Standesamt gefahren war, um dort auf sie zu warten, wurde enttäuscht.
    Obwohl es noch früh war, war es schon jetzt sehr warm. Ein paar japanische Touristen wollten die deutsche Braut filmen. Aber
     als sie Bettinas Gesicht sahen, nahmen sie Abstand von ihrem Wunsch und entschuldigten sich. Sie drehten sich um und filmten
     stattdessen den Brunnen und die Fachwerkzeile. Wahrscheinlich wussten sie nicht, dass die Häuser hinter der schönen Fassade
     aus Beton erbaut worden waren, vielleicht war es ihnen auch egal.
    Alle schauten unentwegt auf die Uhr. Es

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