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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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York liegen zwei Schiffe vor Anker: der Dreimaster »Dei Gratia« von Kapitän David Moorhouse und der Schoner »Mary Celeste« von Kapitän Benjamin Briggs. Die beiden Männer kennen sich schon sehr lang und sehr gut, ja sie sind sogar miteinander befreundet — was Moorhouse später bei den Untersuchungen niemals verraten hat!
    Briggs steht vor einem schier unlösbaren Problem. Er muß am nächsten Tag mit einer stinkenden Fracht Fischtran und Alkoholfässern auslaufen, und seine Mannschaft weigert sich, mit ihm in See zu stechen. Es gab grobe Diskussionen um den Gestank der Fracht! Die Matrosen verlangten eine zusätzliche Prämie, aber er hat sich nicht weich kriegen lassen! Nun steht er da. Ohne Mannschaft. Also sucht er seinen Freund Moorhouse auf. Vielleicht weiß er Rat? Vielleicht kann er ihm aus der Patsche helfen?
    »David, ich muß unbedingt morgen früh mit der Flut auslaufen, und die Mannschaft hat das Handtuch geworfen! Könntest du mir vielleicht ein paar deiner Matrosen für diese eine Fahrt ausleihen. Die kriegst du wieder in Gibraltar, wir fahren ja beide dieselbe Route.«
    In dieser schwierigen Lage erweist sich Moorhouse als wirklich guter Freund und bittet vier seiner Matrosen — darunter auch den jungen Koch John Pemberton — auf der »Mary Celeste« mit nach Gibraltar zu fahren. Das ist schon was. Aber Briggs kann unmöglich den Atlantik überfahren mit nur vier Mann Besatzung! Ein wenig später trifft er am Kai so einen zwielichtigen Kerl, wie sie sich in allen Häfen der Welt herumtreiben in der Hoffnung, möglichst schnell und unauffällig auf irgendeinem Kahn angeheuert zu werden. Hauptsache, sie verduften schnell. Er heißt Hullock — ein Kleiderschrank von einem Mann — er ist brutal und herrschsüchtig. Das merkt Briggs sofort, aber was soll er tun? Besser der als überhaupt niemand! Außerdem zeigt ihm der Kerl sein Matrosenpatent und verspricht sogar auch noch, in ein paar Stunden eine Mannschaft für die »Mary Celeste« auf die Beine zu stellen!
    Hullocks Methoden zur »Aufstellung« einer halbwegs seetüchtigen Mannschaft sind nicht gerade ehrbar, aber damals noch durchaus üblich.
    Fünfzehn Männer auf die »Mary Celeste« zu verfrachten — das ist kein großes Problem für Hullock. Man muß nur gute Beziehungen haben. Und die hat er! In allen verrufenen Häusern und Spielhöllen des Hafenviertels sammelt er in dieser Nacht fünfzehn Vorbestrafte auf... gute Bekannte von ihm, und jedem sagt er:
    »Treffpunkt um 11 in unserer Kneipe! Ich hab was zu feiern. Wir wollen uns mal richtig vollaufen lassen! Alle Jungs sind da! Du doch auch, oder?«
    Ja, sie sind alle da und feiern tüchtig mit. Allerdings nicht sehr lange, denn schon nach einer halben Stunde sacken sie alle im Vollrausch zusammen. Hullock hat nämlich den Wirt eingeweiht und mit ihm ein Gesöff von ganz besonderer Wirkung zusammengebraut — ein Elixier zum Totumfallen! Das heißt... halbtot.
    Und mitten in der Nacht »verfrachtet« Hullock seine schnarchende Mannschaft an Bord der »Mary Celeste«. Am nächsten Morgen, kurz bevor das Schiff ausläuft, erscheint die Gattin des Kapitäns Briggs. Sie ist sehr aufgeregt! Nicht etwa, weil diese lange Seereise ihre erste Überfahrt nach Europa wäre — nein. Sie bangt nur um ihren Flügel, der gerade an Bord verladen wird.
    Kurz darauf lichtet die »Mary Celeste« den Anker und sticht in See. Komischerweise sind nur die vier »ausgeliehenen« Matrosen der »Dei Gratia« an Deck zu sehen — und sie haben alle Hände voll zu tun, das Schiff klar zu machen! Auch der junge Koch Pemberton hilft, obwohl er eigentlich in der Kombüse sein sollte.
    Im Laderaum mitten unter den stinkenden Fässern mit Fischtran wachen die fünfzehn ahnungslosen Halunken langsam auf: Ein kritischer Augenblick für Hullock, denn die gekaperten angeblichen Matrosen sind außer sich vor Wut, einige wollen sogar über Bord springen. Solchen Situationen ist Hullock durchaus gewachsen. Er macht kurzen Prozeß, schlägt zwei oder drei nieder und droht: »Aus euch mache ich Kleinholz, wenn ihr nicht spurt, klar?«
    Das hilft. Sie spuren.
    Und alles läuft ohne Zwischenfälle bis zum 24. November. Bis zu dem Tag, als Kapitän Briggs die letzte Eintragung ins Bordbuch schreibt: »36 Grad Nördlicher Breite, 27 Grad Westlicher Länge. Ideales Wetter.«
    Doch urplötzlich ziehen schwarze Wolken auf. Der Wind dreht sich schlagartig, und den Steuermann, der bis jetzt seine Sache ganz ordentlich gemacht hat,

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