Ein Alptraum für Dollar
kräftig mit, aus der »Mary Celeste« ein perfektes Geisterschiff zu machen! Bis sie in Gibraltar einlaufen, haben sie gerade genug Zeit dazu. Der Kapitän verspricht, die hohe Bergungsprämie mit seinen Männern — mit seinen Komplizen — zu teilen, und sie versprechen ihrerseits, für alle Zeiten den Mund zu halten! Was sie auch taten.
Das Rätsel um die »Mary Celeste« ist gelöst!
Das also war die Geschichte, die John Pemberton 1926 in dem kleinen Pub erzählte. Laurence Keating hat ein Buch darüber verfaßt: »Die >Mary Celeste< — endgültige Aufklärung des größten Rätsels vom Atlantik.«
Fast fünfzig Jahre lang hält man dieses Buch in aller Welt für die wahre Geschichte des angeblichen Geisterschiffes.
Aber leider wurden Anfang der siebziger Jahre erneut ernstliche Untersuchungen in dieser Sache eingeleitet, und man kam zu der Erkenntnis, daß Laurence Keating das Ganze erfunden hatte! Alles war erstunken und erlogen. Selbst der so typische alte Matrose John Pemberton mit seinem Holzbein war zu echt, um wahr zu sein.
Dem jungen Journalisten ist es tatsächlich mit seiner blühenden Phantasie gelungen, fünfzig Jahre lang die ganze Welt wieder zum Narren zu halten!
Heute sind wir also keinen Schritt weiter als der Hafenmeister am 4. Dezember 1872, als nämlich das Geisterschiff »Mary Celeste« im Hafen von Gibraltar auftauchte. Es ist anzunehmen, daß Captain Moorhouse gelogen hat als er von dem lauwarmen Essen und der nassen Wäsche berichtete... Er war scharf auf die Bergungsprämie — daran gibt es keinen Zweifel! Aber wurde er deswegen zum Piraten, und hat er den Kapitän Briggs und seine Gattin samt Flügel und Mannschaft verschwinden lassen — auf welche Weise auch immer?
Heute, nach über hundert Jahren, wissen wir es immer noch nicht und werden es wahrscheinlich auch nie erfahren!
Das grüne Dokument
Wir sind am persischen Hof, Anfang unseres Jahrhunderts. 1901 genau. In einem prunkvollen Empfangssalon der kaiserlichen Gemächer sitzen sich zwei Männer gegenüber: Der Schah von Persien und ein Neuseeländer. Zwischen ihnen, auf einem niedrigen Marmortisch, liegt eine grüne Mappe. Und darin ein einzelnes Blatt Papier, beschrieben mit einigen kurzen Sätzen in französischer Sprache. Es ist ein Dokument, ein sehr wichtiges Dokument, das blutige Geschichte machte.
Der Schah tritt stets in voller Montur auf, wann und wo er sich auch immer blicken läßt. Ausstaffiert mit einem Gewand aus Samt, Brokat und Seide, von Kopf bis Fuß mit Orden und Juwelen beladen, stolziert er in seinem »Tausendundeinenacht-Palast« herum, als gälte es, ständig eine Karikatur seiner selbst vorzuführen. Er fühlt sich äußerst wohl in dieser Rolle — das sieht man ihm an. Kaum erscheint ein Untertan — und für ihn sind alle Menschen Untertanen —, schon stellt er sich selbstgefällig in Pose mit dem riesigen Säbel, der in einer Scheide aus purem Gold steckt. Sein Haupt schwankt unter der Last der roten »Chechia« — dieser typisch arabischen Kopfbedeckung-, einer Krone gleich, übersät mit bunten, funkelnden Edelsteinen. Bei jeder Bewegung droht sie ihm über die Augen zu rutschen. Der Schah ist fürwahr eine imposante Erscheinung, bis auf die eher gewöhnlichen Züge seines Gesichts. Sie verraten weder die adlige Abstammung, noch hinterlassen sie einen bleibenden Eindruck bei seinen Besuchern. Schweigend, aber durchaus interessiert, hört der Schah seinem Gegenüber zu — einem Mann namens William Know d’Arcy. Seit einer halben Stunde schon bemüht sich der »Südsee-Brite«, den Schah davon zu überzeugen, endlich neue Gesetze zu verabschieden und Reformen in die Wege zu leiten, damit die Lebensbedingungen der Ärmsten unter den Armen in der südlichen iranischen Provinz — also in Persien — erträglicher werden. »Ja, ja, ja«, stimmt der Schah während der Audienz immer wieder zu. »Ja, ja, ja.« Mehr fällt ihm nicht ein — mehr will er nicht dazu sagen. Er ist zwar sehr froh, daß ihm ein so kluger Mann aus dem Westen als persönlicher Berater immer zur Verfügung steht, im Grunde genommen folgt er jedoch so gut wie nie den wohlüberlegten Vorschlägen des Briten. Aber er hört ihm geduldig und aufmerksam zu. Immerhin.
William Know ist ein Menschenfreund, ein unheilbarer Idealist, der, ohne irgendwelche Gegenleistungen zu erwarten, sich unermüdlich für die Interessen des Volkes und des Landes einsetzt.
»Ja, ja, ja, Mister William. Wir sind ganz Ihrer Meinung. Aber
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