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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Schluß, es hätte doch eine Meuterei an Bord gegeben: Die Mannschaft tötete den Kapitän, vielleicht auch die Offiziere — und wurde später dann von einem anderen Schiff übernommen.
    Freilich ist niemand mit dieser Erklärung zufrieden, aber was sollte sonst passiert sein?
    Einige Wochen später trifft endlich der Besitzer der »Mary Celeste« in Gibraltar ein. Und er bringt die vollständige Liste der Matrosen, die für diese Fahrt auf seinem Schiff angeheuert wurden. Jetzt wird man erfahren, wer diese Männer eigentlich waren, die sich am 4. Dezember plötzlich beim Mittagessen verflüchtigt haben. Diese Liste ist das erste konkrete Beweisstück in dieser höchst rätselhaften Angelegenheit. Jetzt wird das Geheimnis gelüftet. Wenigstens hoffen das alle.
    Kapitän der »Mary Celeste« war ein gewisser Benjamin Briggs. Auf diese Überfahrt von New York nach Gibraltar hatte er seine Gattin mitgenommen — daher also die weiblichen Kleidungsstücke.
    Alle Matrosen waren amerikanische Bürger. Sofort werden Telegramme in alle Häfen und an alle amerikanischen Konsulate auf der Welt geschickt, mit der Bitte, nach den verschollenen Seeleuten zu fahnden.
    Jetzt heißt es nur noch abwarten.
    Der Besitzer deutet aber noch auf eine Kleinigkeit hin, die für allgemeine Bestürzung sorgt: Die Frau des Kapitäns spielte leidenschaftlich gerne Klavier. Die Dokumente, die der Besitzer nun auf dem Schreibtisch des Hafenmeisters ausbreitet, lassen keinen Zweifel daran: Vor dem Auslaufen wurde im New Yorker Hafen ein Stutzflügel auf die »Mary Celeste« verladen.
    Aber als Moorhouse am 4. Dezember das Schiff durchsuchte, fand er zwar Berge von Klaviernoten, aber keinen Flügel!
    Das Rätsel um die »Mary Celeste« wird immer verrückter. Die Mannschaft hat das Schiff ohne die Rettungsboote verlassen, die Matrosen haben alles stehen und liegen lassen: ihr Mittagessen, ihre Kleidung, sogar ihre Pfeifen, aber sie haben den Flügel mitgenommen!
    Einige Wochen vergehen, und alle, die sich mit diesem Fall zu beschäftigen haben, tappen weiterhin im dunkeln...
    Endlich kommt die Antwort von der New Yorker Polizei! Alle Matrosen der »Mary Celeste« haben sich in den Häfen und verschiedensten Konsulaten gemeldet. Alle! Der Spuk wird bald vorbei sein.
    Leider nicht, denn alle Matrosen, deren Namen auf der Mannschaftsliste des gespenstischen Schiffes stehen, haben sich zwar gemeldet und ausgesagt, aber keiner von ihnen ist jemals mit der »Mary Celeste« in See gestochen! Zwei Tage vor dem Auslaufen gab es eine harte Auseinandersetzung mit Kapitän Briggs, der nicht bereit war, der Mannschaft eine zusätzliche Prämie zu bezahlen wegen des Gestanks der Fracht. Und im Lauf der Verhandlung erwies sich der Kapitän als ein solcher Choleriker, daß die gesamte Mannschaft sich schließlich weigerte, mit diesem Briggs auszulaufen. Der Kapitän mußte auf die Schnelle eine neue Crew anheuern.
    Wer waren aber diese anderen Seeleute? Wie hießen sie? Niemand weiß es.
    Jetzt beginnen selbst die gleichmütigsten Untersuchungsbeamten die Nerven zu verlieren. Besonders als feststeht, daß die bräunlichen Flecken keine Blut-, sondern Weinflecken sind! Die Hypothese »Meuterei« fällt damit ins Wasser.
    Nach einem Jahr sind alle Untersuchungen beendet — und man ist keinen Schritt weiter gekommen. Der Fall »Mary Celeste« wird ad acta gelegt. Und Kapitän David Moorhouse erhält die übliche üppige Bergungsprämie.
    Auf der ganzen Welt stürzen sich die Journalisten auf das »Rätsel der >Mary Celeste<«. Es wird von riesigen Seeungeheuern berichtet, vom unheilvollen Einfluß der Gestirne, die verrücktesten Geschichten werden erfunden! Sogar durchaus ernstzunehmende Schriftsteller wie
    H. G. Wells und Conan Doyle veröffentlichen ihre persönlichen Meinungen über das Rätsel, das alle Welt in Atem hält.
    Das Verschwinden der gesamten Mannschaft der »Mary Celeste« ist zur Legende geworden. Und es bleibt auch ein vollkommenes Rätsel, fünfzig Jahre lang! Bis zum Jahre 1926. Da taucht das berühmteste Geisterschiff aller Zeiten plötzlich wieder auf. Geister sterben nie!
    Doch, sie sterben!
     
    1926 — Vierundfünfzig Jahre sind vergangen, seit die Mannschaft der legendären »Mary Celeste« sich auf rätselhafte Weise in Nichts auflöste.
    Wir sind heute in einer kleinen Hafenstadt an der zerklüfteten Küste von Wales. »Stadt« ist übertrieben — es ist eher ein Dorf mit den typischen keltischen weißen Häuschen mit dunkelgrauen

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