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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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haut es um. Er läßt das Steuerruder los, und das Schiff bekommt sofort Schlagseite. Jetzt tobt der Sturm, und auf der »Mary Celeste« ist die Hölle los. Hullock gelingt es in letzter Minute, das Schiff wiederaufzurichten.
    Aber das Drama hat sich schon ereignet. Und zwar in der Kabine des Kapitäns, wo der Flügel hin und her rollt und sich in eine Mordmaschine verwandelt. Die arme Mrs. Briggs versucht ihm auszuweichen — vergeblich. Das wildgewordene Instrument schießt mit voller Wucht auf sie zu und überrollt sie.
    Als der Kapitän seine zerquetschte Frau tot entdeckt, verliert er vor Schmerz den Verstand. Er brüllt wie ein Wahnsinniger und befiehlt, der Steuermann solle vor versammelter Mannschaft an Deck zu Tode gepeitscht, dann in einen Sack eingenäht und über Bord geworfen werden! Hullock gelingt es, den Kapitän zu bändigen, und er schließt sich mit ihm zusammen in seiner Kabine ein. Ein paar Minuten später kommt er wieder an Deck und erklärt den Männern, Briggs hätte sich’s doch anders überlegt. Der Steuermann sei begnadigt, aber der Flügel müsse dran glauben! Ja, der Kapitän hat ihn zum Tode verurteilt. Er ist in der Tat verrückt geworden.
    Der Sturm hat sich in der Zwischenzeit gelegt — es ist auch kein Orkan gewesen, eben nur so ein kurzes, starkes Unwetter. Nichts Ungewöhnliches Ende November im Nordatlantik.
    Mitten in der nun sternklaren Nacht spielt sich auf der »Mary Celeste« eine gespenstische Szene ab: Der zum Tode verurteilte Flügel wird an Deck gerollt. Alle Matrosen müssen mit Händen und Füßen darauf hauen und treten, ihn zerkratzen, anspucken und verdammen! Dann werden alle Tasten herausgerissen, bis das Klavier keinen Ton mehr von sich gibt, bis seine Seele tot ist. Jetzt darf Hullock das ramponierte Stück feierlich in die Tiefe des Atlantik versenken.
    Doch schon wenige Stunden später dreht Kapitän Briggs erneut durch. Als Hullock versucht ihm klarzumachen, daß die auf so tragische Weise verstorbene Mrs. Briggs auch in den Fluten »bestattet« werden muß — wie alle Menschen, die damals auf Schiffen starben. Da kommt der Kapitän um den Verstand! Jetzt befiehlt er den Matrosen, die Fässer im Laderaum aufzumachen — die Fässer mit dem Whisky! Die Leiche seiner Frau soll bis Gibraltar in Alkohol konserviert werden! Und wieder ist es Hullock, der den Kapitän zur Ruhe bringt. In der Morgendämmerung folgt die arme Mrs. Briggs ihrem geliebten Flügel in die Tiefe.
    Am 25. November strahlt die Sonne wieder in alter gewohnter Pracht über dem Meer. Aber an Bord der »Mary Celeste« nehmen die tragischen Ereignisse kein Ende. Nirgendwo ist der Kapitän zu finden. Am Abend steht es für alle fest: Er hat das Schiff »verlassen«. Ist er freiwillig — aus Verzweiflung — über Bord gesprungen, oder hat Hullock ein wenig... nachgeholfen, um einen wahnsinnig gewordenen Mann loszuwerden? Die Mannschaft fragt lieber nicht nach, sie beginnt nur sich ernsthafte Gedanken über ihre Zukunft zu machen.
    Auch Hullock denkt scharf nach! Wenn er nämlich mit der »Mary Celeste« in Gibraltar einläuft, dann wird er dem britischen Hafenmeister auch erklären müssen, was aus dem Kapitän und aus seiner Frau geworden ist. Das kann höchst unangenehm für ihn werden!
    Also trifft er eine Entscheidung, die alle retten kann... Er und seine fünfzehn Halunken, die auch nicht gerade darauf brennen, vor der englischen Polizei Rede und Antwort zu stehen, sind hell begeistert.
    Am 29. November 1872 läuft die »Mary Celeste« in den Hafen von Santa Maria ein — einer der kleineren Azoren-Inseln. Im Handumdrehen taucht die ganze Mannschaft an Land unter! Nur die vier redlichen Matrosen der »Dei Gratia« bleiben an Bord, und so gut es geht — mit nur vier Mann — schippern sie weiter...
    Am 4. Dezember entert Moorhouse endlich das herrenlose, herumtreibende Schiff seines Freundes Briggs. Und seine vier Matrosen erzählen ihm, was und wie alles passiert ist. Sie flehen ihren Kapitän an, sie wieder auf die »Dei Gratia« aufzunehmen — denn auch sie fürchten sich jetzt vor der britischen Hafenpolizei. Wie sollten sie glaubwürdig erklären, daß der Kapitän und seine Frau tot sind und die übrige Mannschaft sich aus dem Staub gemacht hat! Sie wissen nicht einmal, wer die Männer waren.
    Moorhouse überlegt eine ganze Weile... dann kommt ihm die Erleuchtung! Eine Lösung, die alle Probleme beseitigt. Die Mannschaft ist von der fabelhaften Idee begeistert, und alle helfen

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