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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Pastor den alten Mann zufällig an Deck und wagt ein verlegenes Lächeln. Der alte Mann lächelt zurück. Einsamkeit verbindet seltsamerweise. Wohlerzogen fragt der junge Geistliche: »Ich wollte mir gerade einen Liegestuhl holen. Soll ich Ihnen auch einen mitbringen?«
    »Ja, sehr aufmerksam von Ihnen... danke.«
    Kurz darauf erscheint der Pastor mit den zwei Liegen, klappt sie auseinander und stellt sie an einer windgeschützten Stelle auf. Nach einer Weile beginnt der alte Mann schließlich zu sprechen:
    »Sie fahren nach Marseille?«
    »Ja.«
    »Und... woher kommen Sie?«
    »Aus Indien.«
    »Enttäuscht?«
    »Ja, sehr. Ich wollte dort ein Missionshaus gründen, diese armen Menschen hätten es so sehr gebraucht... Aber es mangelte an Geld! Ich mußte auf geben.«
    »Das ist traurig.«
    »Ja. Ich bin enttäuscht. Wirklich. Die Europäer dort denken nur an ihre Geschäfte. Immer nur an Geld, obwohl die meisten nicht einmal mehr wissen, wohin damit! Sie machen sich keine Vorstellung, Mister...«
    »William Know d’Arcy.«
    »Angenehm! Wissen Sie, die Weißen sind überzeugt, daß ihnen alles gehört — auch die Menschen... und besonders die armen Menschen. Sie werden von uns Europäern schamlos ausgenützt, ausgebeutet. Macht und Profit, das ist das einzige, was noch zählt! Nein, nein... Sie machen sich keine Vorstellung, was dort alles läuft...«
    »O doch! Sie sind sehr verbittert, aber ich kann Sie gut verstehen. Auch ich habe Schlimmes erlebt und auch nur wegen Macht und Geld! Schauen Sie... in meiner Brieftasche zum Beispiel habe ich ein Schreiben vom Schah von Persien, das >grüne Dokument    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie das ganze Erdöl dort besitzen!? Es gehört alles Ihnen?!«
    »Ja, bis 1961.«
    »Aber... das ist ja unglaublich!«
    »Ja. Unglaublich. Vier Wochen nachdem Muzzafar ad-Din mich so großzügig beschenkte, fanden wir in der Nähe von Abadan, nur einige Meter tief, eine unvorstellbar riesige Erdölquelle. Dort liegt genug Öl, um die ganze Welt damit zu versorgen! Aber... dort leben auch genug Gauner, um die ganze Gegend, das ganze Land zu plündern. Sie schrecken vor nichts zurück. Ich merkte es sehr bald. Um den Frieden zu wahren, habe ich mich schließlich bereit erklärt, mit ihnen, mit diesen Banditen zu arbeiten. Sie bekamen Beteiligungen und sollten als Gegenleistung die Ölfelder bewachen. Aber es ging nicht lange gut, da floß wieder nicht nur Öl, sondern auch Blut, viel Blut.«
    »Und was haben Sie gemacht?«
    »Ich konnte nicht viel tun! Die britische Admiralität begann gerade zu begreifen, wie wichtig das Erdöl für ihre Flotte sein könnte. Ich stand unter Druck. Auch der Verbrennungsmotor bereitete mir einige Sorgen... Viele bedeutende Finanzleute in der ganzen Welt begannen um die Ölquellen zu kämpfen. Ein gnadenloser Krieg! Ja, Macht und Geld... wie Sie sagten!«
    »Und dann?«
    »Dann? Nichts, gar nichts mehr. Ich habe die Ölförderung sofort gestoppt. Und ich will nie wieder etwas davon hören! Mir gehören zwar alle Ölquellen im Iran, alle Reserven, aber ich werde nicht zulassen, daß auch nur ein einziges Barrel dieses verdammten Öls herausgepumpt wird. Nicht solange ich lebe!«
    »Aber warum, warum denn?«
    »Weil ich verstanden habe, daß diese neue Energiequelle nicht etwa Wohlstand bedeutet, sondern Krieg! Ich habe den Persern Unmengen von Geld gegeben, damit Schulen, Straßen, Krankenhäuser gebaut werden. Und was haben sie damit gemacht? Waffen gekauft... und Gold! Denken Sie an Rockefeller in Amerika oder an Deterding in England? Überall Korruption, Verrat, Mord, Blut... wegen Erdöl! Und was ist mit mir? Ich muß mich ständig verstecken!«
    »Hat man Sie bedroht?«
    »Ja, gewiß! Sogar die britische Krone in Person! Wissen Sie, wieviel Geld mir angeboten wurde, damit ich etwas mehr Verständnis für unsere großartige Weltflotte zeige? 40 Milliarden!! Bar auf den Tisch!«
    »Und Sie haben abgelehnt!«
    »Ja, das habe ich. Einige Wochen später lag ich mit einer lebensgefährlichen Vergiftung im Krankenhaus, nachdem ich eine Tasse Kaffee getrunken hatte. Und zwei Monate danach hat man an einem Tag versucht, mich gleich zweimal zu erstechen. Ich hatte Glück. Aber das ist lange noch nicht alles! In Persien wurde ich sogar vom Volke zum Tode verurteilt... ich hätte angeblich eine Moschee geschändet! Der Schah — mein Freund — konnte mich retten, aber ich mußte Persien

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