Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
Vom Netzwerk:
Ort und Stelle ist es eine haarige Sache. Denn eine Meerenge ist leicht zu verteidigen. Die Türken haben mit der Offensive gerechnet und sich bestens darauf eingestellt.
    Zuerst haben die Alliierten selbstverständlich versucht, die Durchfahrt vom Meer aus zu erzwingen. Am 18. März 1915 kreuzte ein englisch-französisches Geschwader von achtzehn Schiffen in den Dardanellen auf. Bei dieser Strategie war der Kommodore wirklich schlecht beraten! Die Meeresstraße war gespickt mit Minen. Drei Kriegsschiffe gingen sofort unter mit Mann und Maus, drei weitere wurden so schwer beschädigt, daß die übrigen gleich wieder abdampften!
    Ein späterer Angriff — diesmal mit U-Booten — ging noch katastrophaler aus: Die Türken hatten Fangnetze durch die nur zwei Kilometer breite Seestraße gespannt — und von neun U-Booten blieben acht auf dem Meeresgrund liegen.
    Da blieb nur noch eine Möglichkeit, die Dardanellen zu erobern: vom Land aus! Am 25. April landen die ersten Soldaten auf der Halbinsel Gallipoli, also auf dem europäischen Ufer. Aber auch dort hatten die Türken ihre Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Die alliierten Truppen unter General Hamilton erlitten enorme Verluste und mußten sofort den Rückzug antreten.
    Jeder halbwegs vernünftige Beobachter hätte spätestens da einsehen müssen: Dieses Unternehmen hatte keine Chance und konnte nur zu weiteren elenden Massakern führen. Man müßte sich geschlagen geben — wenigstens hier, in den Dardanellen! Doch aus Prestigegründen stellte sich Churchill auf die Hinterbeine und befahl eine zweite Landung in der Bucht von Sulva. Am 6. August 1915.
    Die Sturmboote flitzen zum Strand. Wie all seine Kameraden macht sich auch der Soldat Francis Reichart, 3. Sektion vom 1. neuseeländischen Pionierkorps kaum Illusionen. Er weiß genau: Hinter diesen einladenden, besonnten Hügeln lauert ein Gewirr von Schützengräben, von versteckten kleinen Bunkern — und überall sind Maschinengewehre auf die Eindringlinge gerichtet. Francis Reichart ist 25 Jahre alt, ein kräftiger Bursche. Bei sich zu Hause, in Auckland, ist er Viehzüchter. Als er aus dem Boot springt und auf den Strand rennt, sagt er zu seinem Freund John Newman:
    »Wenn wir dieses Mal mit dem Leben davonkommen, Alter, das sag ich dir, dann haben wir wirklich Schwein gehabt!«
    John Newman ist jünger: erst 20 Jahre alt. Und lange nicht so stark wie Francis. Er wirkt eher zart, erstaunt, als wisse er nicht so recht, wie ihm geschieht. Als er mobilisiert wurde und der Krieg ihn ans andere Ende der Welt verschlug, studierte er gerade Theologie. Er seufzt nur und schaut zum tiefblauen Himmel auf:
    »Wir stehen in Gottes Hand.«
    Und schon treten die türkischen Geschütze in Aktion. Die ersten Geschosse schlagen ein und wirbeln goldene Sandwolken auf. Der paradiesische Ort wird zur Hölle. Dort — durch Zufall oder, wie John Newman sagen würde, durch Gottes Hand — wartet eines der größten Rätsel unseres Jahrhunderts auf die beiden Männer.
    21. August 1915. Es ist zwei Wochen her, daß die Alliierten Truppen in Gallipoli gelandet sind. 10 000 Soldaten sind bereits gefallen. Und doch ist es den heldenmütigen Pionieren gelungen, einen mehrere Kilometer langen Brückenkopf zu schlagen. Aber mehr auch nicht. Es ist unmöglich, weiter bis zu den Hügeln hinauf zu dringen. Die Türken verteidigen sie verbissen! Trotzdem: Das Oberkommando weigert sich, seinen Irrtum zuzugeben, und das sinnlose Gemetzel geht weiter.
    Reichart und Newman haben das Glück, zu der 3. Sektion des 1. Pionierkorps zu gehören. Sie wurden auf eine felsige Bergkuppe außer Reichweite des Feindes abkommandiert, und ihre Aufgabe besteht lediglich darin, von dieser erhöhten Lage aus das Geschehen zu beobachten und die Artillerie auf dem laufenden zu halten.
    Es ist 5 Uhr 30. Es wird wieder ein strahlender Tag. Francis Reichart steht mit einigen Kameraden Wache und betrachtet den Weg, der sich 100 Meter tiefer durch das Tal schlängelt. Ein richtiger Weg ist es eigentlich nicht, sondern nur ein ausgetrockneter Bach. Die Alliierten haben den Befehl, da durchzugehen und den gegenüberliegenden Hügel mit der strategischen Bezeichnung »Lage 60« zu überfallen.
    Der reinste Wahnsinn!
    So wie gestern und vorgestern werden die armen Männer in dieser Schlucht wieder von den Türken dezimiert! Sie haben kaum eine Chance durchzukommen...
    Für den Feind ist es wie Tontaubenschießen!
    Francis Reichart sieht schon die ersten Opfer anrücken. Er greift

Weitere Kostenlose Bücher