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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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erteilt einen letzten knappen Befehl, bevor er geht:
    »Seien Sie auf die Minute pünktlich, aber keine Minute zu früh!«
    Und weg ist er — lautlos von der anonymen Menschenmenge verschlungen. Walter Johnson steht wie angewurzelt unter der großen Uhr der Victoria Station, unfähig, einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen. Wirre Bilder »taumeln in seinem Kopf wie Sternlein durch den Tee...« 8 Uhr... Brixton Road... sechs Minuten zu früh... Ja, wie spät ist es denn jetzt überhaupt? Zwei Minuten vor fünf! Aber... aber... dann heißt es... Endlich kapiert Walter! Der wunderliche »Hutmacher« war Punkt fünf Uhr mit irgend jemandem verabredet, den er aber nicht kannte... und er hat angenommen, Walter sei dieser Jemand! Also wenn das stimmt, dann müßte gleich der andere, der echte Mann kommen!
    Und da ist er auch schon. Er schlendert gemütlich auf die große Uhr zu, schaut hinauf — eine Minute vor fünf —, er stellt sich genau darunter, dicht neben Walter, und wartet. Als der große Zeiger auf die Zwölf schwenkt, holt er seine Brieftasche heraus und beginnt sorgfältig sein Geld zu zählen. Das war’s also!
    In diesem Augenblick, pünktlich auf die Minute, stürzt sich Walter Johnson blindlings in ein unglaubliches Abenteuer.
    »Weißt du, wieviel Sternlein stehen auf dem weiten Kanapee?«
    Ohne die geringste Verzögerung, ohne mit der Wimper zu zucken, stößt der Mann sofort die Schlüsselantwort heraus:
    »Statt daß sie am Himmel baumeln, taumeln sie hier durch den Tee!«
    Wie ging’s dann weiter?! Walter ist so verwirrt, so aufgeregt, daß es ihm jetzt nicht mehr einfällt. Und so plappert er:
    »Wenn ich etwas finde, weiß ich genau, was es ist...«
    »... nämlich im allgemeinen ein Frosch oder ein Wurm!« quakt die pünktliche Ente aus dem Wunderland, allerdings sehr verwundert und starrt Walter so scharf an, daß er es jetzt mit der Angst zu tun kriegt. Wie komm ich je wieder hier heraus? Weiter reden, irgend etwas...: »Aber hier... geht es darum, was... der Kurfürst von Bayern fand...«
    Da packt die Ente Walter am Kragen, außer sich vor Wut:
    »Er fand es klüger, die bayerischen Regimenter rechtzeitig dem österreichischen Angriff zu entziehen, und ich finde es klüger, wenn Sie mir endlich sagen, was hier gespielt wird! Raus mit der Sprache, Sie... Witzfigur! Wer sind Sie?!«
    »Ich... ich bin niemand! Man hat Sie verraten, verschwinden Sie aus der Stadt, schnell, wir werden bestimmt beobachtet!«
    Im Handumdrehen ist der Mann verschwunden, und Walter steht wieder allein unter der großen Uhr der Victoria Station. Aber jetzt kann er wieder ganz klar denken und er weiß, wie er seinen Abend verbringen wird!
    Fünf Minuten später sitzt er bei der Bahnhofspolizei und erzählt seine Geschichte. »Ja, heute abend um 8 Uhr, Brixton Road 172!«
    Kurz vor 6 Uhr hält ein Polizeiwagen in der Brixton Road, etwa 100 Meter vom Ziel entfernt. Walter Johnson und Sergeant Presby steigen aus und gehen zu Fuß weiter. Nur nicht auffallen, nur eben nachschauen bei diesem Haus 172, aber... es gibt gar keine Nummer 172! Dort wo sie sein sollte, klafft nur ein riesiges Loch — eine Baustelle, wo ein paar Arbeiter sich gerade auf den Feierabend freuen. Die Polizei inspiziert die Stelle. Sehr gewissenhaft. Aber bei 172 — da ist nichts zu finden. Nichts Ungewöhnliches! Höchstwahrscheinlich eine Fehlanzeige.
    Walter kann seine Enttäuschung nicht verbergen. Irgendwie hatte er sich mit dem Gedanken angefreundet, auf Gangsterjagd zu gehen, und nun bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich von der Polizei zur Victoria Station zurückfahren zu lassen und doch ins Kino zu gehen! Ihm ist das Ganze ziemlich peinlich, und er entschuldigt sich bei Sergeant Presby für die »Unannehmlichkeiten, die er der Polizei bereitet hat«.
    Um 7 Uhr steht er nun vor dem billigen Bahnhofskino und kann sich nicht so recht entscheiden, die Wartezeit mit den Pornoaufführungen totzuschlagen, die auf allen großen Bahnhöfen der Welt die gelangweilten Reisenden aufmuntern sollen.
    Als er so lustlos in der Schlange steht, da kommt ihm auf einmal die Erleuchtung! Der Mann hat sich mit ihm nicht im Hause 172 in der Brixton Road verabredet, sondern davor! Es genügt also, Punkt 8 Uhr dort zu stehen, um zu erfahren, wie’s weiter geht. Denn daran gibt es für Walter gar keinen Zweifel mehr. Dort wird um 8 Uhr etwas passieren!
    Da er nicht genug Geld für eine Taxifahrt hat, macht er sich schnellstens zu Fuß auf den Weg zur Brixton

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