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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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sollen so schnell wie möglich nach Los Angeles kommen — mit der nächsten Maschine schon. Warum diese Eile? Nur damit Jody weiterhin an den anonymen Spender glauben kann, der angeblich gerade bei einem Autounfall gestorben ist. Dieses Mal fliegen also Yannis und Jody zusammen — nur weiß es die blinde Frau nicht. Ihr Verlobter hat sich am Flughafen von ihr verabschiedet, er könne sie leider nicht begleiten, der Flug wäre zu teuer. Und außerdem, es würde bestimmt mehrere Wochen dauern, bis Jody die Klinik verlassen kann, und dort könnte er ihr nicht helfen.
    Ja, genau das hat Yannis Bennett seiner Freundin gesagt, bevor sie mit ihrem Vater zur Maschine ging: »Dort kann ich dir sowieso nicht helfen...«
    Dort wurde Yannis um 15 Uhr operiert. Drei Stunden später steht alles bereit für die Hornhautübertragung. Yannis kommt in die Intensivstation, während Jody in den OP gebracht wird. Außer Dr. Hart, den Ärzten und Schwestern, die ihm assistieren — und selbstverständlich auch Jodys Vater-, weiß in der Klinik niemand Bescheid. Das Geheimnis wurde streng gehütet.
    Das übrige Krankenhauspersonal stellt auch keine Fragen, alle wundern sich nur über den älteren, sehr verwirrten Mann, der in den folgenden Tagen pausenlos zwischen den beiden Einzelzimmern hin und her rennt, wo die Frischoperierten liegen. Ihm ist das Ganze zu hoch! Jodys Vater ist ein einfacher Mann — offen und geradeaus. Er kann mit bestem Willen nicht begreifen, warum Yannis so stur bleibt. Und jedesmal, wenn er ihn besucht, fleht er ihn an, ihr endlich die Wahrheit zu sagen: »Yannis, ich halt’s nicht mehr aus! Ich traue mich kaum noch, mit Jody zu reden, ich habe solche Angst, mich zu versprechen! Ich verstehe dich nicht, Junge! Worauf wartest du denn noch? Du mußt mit Jody reden — und zwar, bevor Dr. Hart den Verband wegmacht!«
    »Nein! Irgendwann wird sie es wohl erfahren müssen... das heißt, vielleicht doch nicht! Was ist, wenn die Operation nicht gelingt? Und sie kann danach nicht sehen? Dann braucht sie auch nichts zu erfahren!«
    »Wie du willst, aber es ist nicht richtig. Weißt du, Jody liebt dich, ja. Aber sie hat dich eben noch nie gesehen, da war alles in Ordnung. Wenn sie aber bald doch sehen kann, was ist dann? Verdammt, Yannis, merkst du denn nicht, daß du sie zwingst, später bei dir zu bleiben... aus lauter Dankbarkeit! Hab wenigstens den Mut, ihr jetzt schon die ganze Sache zu gestehen! Bevor sie dich sehen kann mit deinem einen Auge. Bereite sie darauf vor!«
    »Nein!«
    An dem Tag, als der Verband zum ersten Mal entfernt wurde, ist Yannis heimlich aus der Klinik gestürmt. Ja, er ist geflohen, voller Panik — und dies, obwohl er genau wußte, daß seine Wunde noch täglich behandelt werden mußte. Erst nach drei Tagen kam er wieder, halb wahnsinnig vor Angst und Sorgen — und mit hohem Fieber.
    Dr. Hart ist auch wahnsinnig geworden — aber aus Wut: »Noch einmal so einen Blödsinn, und ich sage ihr die volle Wahrheit! Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen! Oder möchten Sie vielleicht unser Leichenhaus mit den Füßen voraus besuchen?«
    Das war es vielleicht, was sich Yannis in diesen irrsinnigen Tagen gewünscht hat. Verschwinden. Für immer verschwinden.
    Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. Bald kommt der Tag, an dem Jody nur noch einen dünnen Verband unter ihrer schwarzen Brille trägt. Und dann — die Brille ohne Verband. Sie erkennt Umrisse, Schatten, hellere und dunklere Flecken, die sich vor ihren Augen bewegen. Dr. Hart wird von Tag zu Tag zuversichtlicher und Jody von Minute zu Minute glücklicher. Sie beginnt zu verstehen, was Himmel und Erde bedeutet, Tag und Nacht, Licht und Dunkel. Und jeden Tag sieht sie deutlicher die Briefe, die ihr Yannis aus dem Erholungsheim schreibt. Aber lesen kann sie sie noch nicht, und so hört sie ihrem Vater zu:
    »Meine liebe Jody, ich wäre so gerne bei dir, aber ich komme nicht weg von der Arbeit. Bald bist du wieder da, bald können wir uns sehen.«
    An einem Morgen jedoch treten plötzlich die gefürchteten Abstoßungsreaktionen auf, und Jody versinkt wieder in ein scheinbar hoffnungsloses Halbdunkel. Dr. Hart kämpft mit aller Kraft und Verbissenheit, mit allen medizinischen und psychischen Mitteln. Die Tage vergehen.
    Als Yannis davon erfährt, hält er es nicht mehr aus und eilt zu seiner verzweifelten Freundin. So wie immer, so wie früher, tastet sie mit ihren zarten Fingern das Gesicht ihres Verlobten ab.
    Und da hat er es ihr

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