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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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wollte ein paar wilde Kids auf der Präsidenten-Route
    auftreiben. Er brauchte ihnen bloß ein paar Feuerwerkskör-
    per in die Hand zu drücken und sie aufzufordern, damit
    loszulegen.
    So konnte er die Aufmerksamkeit der Geheimdienst-
    Eskorte lähmen.
    Sie würden gegen Schießgeräusche abgestumpft sein.
    Kemper improvisierte ein paar Dougie-Frank-Souvenirs.
    875
    Lockharts psychopathologisches Profil würde minutiös nach-
    gewiesen werden können.
    Kemper schnitt aus Kennedy-Fotos das Gesicht heraus
    und ritzte Hakenkreuze in Jack- und Jackie-Puppen. Kem-
    per beschmierte ein Dutzend Illustriertenartikel über die
    Kennedys mit Scheiße.
    All das sollte in Dougies Zimmer auf die Untersuchungs-
    beamten warten.
    Im Augenblick in Arbeit: Dougie Frank Lockharts po-
    litisches Tagebuch.
    Es war im Zweifingersystem getippt, mit Tintenkorrek-
    turen in Druckbuchstaben. Der rassistische Text war echt
    scheußlich.
    Das Tagebuch war Petes Idee gewesen. Dougie behaup-
    tete, den Brandanschlag auf die Baptistenkirche in der 16.
    Straße verübt zu haben – ein Fall, der Aufsehen erregt hatte
    und immer noch ungelöst war. Pete wollte das Attentat auf
    Kennedy mit vier ermordeten Negerkindern in Zusammen-
    hang bringen.
    Dougie hatte Pete alles über den Anschlag erzählt. Pete
    tippte wichtige Details ins Tagebuch.
    Kemper sagten sie nichts von dem Brandanschlag. Kem-
    per hatte die Farbigen wider Erwarten ins Herz geschlossen.
    Pete sorgte dafür, daß Dougie zu Hause blieb. Er fütterte
    ihn mit Pizza, Marihuana und Schnaps. Dougie schien die
    Unterkunft zu behagen.
    Pete erzählte Dougie, der CIA-Auftrag sei verschoben
    worden. Er verzapfte irgendeinen Schwachsinn über die drin-
    gende Notwendigkeit, fürs erste abzutauchen.
    876
    Kemper zog mit seinen Männern nach Blessington. Das
    FBI überprüfte alle nicht von der CIA betriebenen Lager –
    der Aufenthalt in Sun Valley war zu riskant geworden.
    Die Männer waren im Breakers Motel untergebracht. Sie
    testeten den ganzen Tag Gewehre. Die Waffen waren mit
    den von Kemper gestohlenen Waffen absolut identisch.
    Die Schützen wußten nichts von dem Attentat. Kemper
    hatte beschlossen, sie erst sechs Tage vorher zu informieren
    – Zeit genug, um in Miami eine vollständige Generalprobe
    durchzuführen.
    Littell fuhr an Dougies Haus vorbei. Pete hatte berichtet,
    daß er immer durch den Hinterhof kam und sich nie vor
    den Nachbarn blicken ließ.
    Sie wollten auch ein bißchen Rauschgift im Haus hin-
    terlegen. Dougies Sündenkatalog sollte Mord, Brandstiftung
    und Drogensucht umfassen.
    Kemper hatte sich gestern mit dem Leitenden Sonderagen-
    ten von Miami unterhalten. Sie waren lange Zeit Kollegen
    gewesen – das Treffen würde nicht weiter auffallen.
    Der Mann bezeichnete die Autoparade als »Klotz am Bein«.
    Kennedy sei »schwer zu bewachen«. Der Geheimdienst ließ
    die Menge zu dicht heran.
    Irgendwelche Drohungen, wollte Kemper wissen? Irgend-
    welche Spinner im Busch?
    Der Mann verneinte.
    Ihr riskanter Bluff war unentdeckt geblieben. Niemand
    hatte den vorlauten falschen Dougie angezeigt.
    Littell fuhr ins Fointainebleau zurück. Er fragte sich, wie
    lange Pete und Kemper wohl JFK überleben würden.
    877
    93

    (Blessington, 21. 10. 93)
    Polizeikadetten hatten sich gleich im Haupteingang zu einer
    Kette formiert. Sie trugen Gesichtsschilde und hatten mit
    Steinsalz geladene Flinten.
    Asylsuchende drängten gegen den Zaun. Die Zufahrtstraße
    war von Schrottwagen und vertriebenen Kubanern verstopft.
    Kemper beobachtete, wie die Situation eskalierte. John
    Stanton hatte angerufen, um ihm mitzuteilen, daß es mit den
    Razzien nicht mehr schlimm, sondern verdammt schlimm war.
    Das FBI war gestern gegen vierzehn Exilkubanerlager
    vorgegangen. Praktisch jeder zweite Kubaner an der Golf-
    küste bat um CIA-Asyl.
    Der Zaun wankte. Die Kadetten hoben die Waffen.
    Zwanzig Männer drinnen und sechzig draußen. Nur durch
    einen dürftigen Maschenzaun und ein bißchen Stacheldraht
    getrennt.
    Ein Kubaner kletterte auf den Zaun, um sich, oben an-
    gelangt, in den Stacheln zu verheddern. Ein Kadett schoß
    ihn ab – das Steinsalz zerfleischte ihm die Brust.
    Die Kubaner hoben Steine auf und fuchtelten mit Dach-
    latten herum. Die CIA-Leute gingen in Verteidigungsstel ung.
    Man schrie in zwei Sprachen aufeinander ein.
    Littell hatte sich verspätet. Genau wie Pete – die Flücht-
    lings-Trecks hatten wahrscheinlich den Verkehr zum Erliegen
    gebracht.
    878
    Kemper ging zum

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