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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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weiterhin von mir geleitet
    wird.
    Jack Kennedy beabsichtigt, mich zu feuern. Ich habe private
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    Abhörgeräte in Gangstertreffs installieren lassen. Ich habe
    sehr viel Kennedy-Haß gehört.
    Daraufhin schaltete Littel auf seine eigene Perspektive um.
    Hoover besaß nicht genügend Daten. Seine Daten wür-
    den nicht ausreichen, ein bestimmtes Attentat in Betracht
    zu ziehen.
    Ich habe Pete und Kemper gegenüber behauptet, daß
    Mr. Hoover damit rechne. Ich habe das mehr metaphorisch
    gemeint.
    Das Band und die Nachricht wiesen auf Handfesteres
    hin. Hoover hatte ihn ausdrücklich aufgefordert, das Band
    nur »in Zusammenhang mit einer äußerst wagemutigen Un-
    ternehmung« einzusetzen.
    Das bedeutete: ICH WEISS BESCHEID.
    Das Band sollte Bobby demütigen. Das Band sollte Bob-
    bys Schweigen garantieren. Das Band sollte Bobby vor Jacks
    Tod vorgespielt werden. Jacks Tod würde den Zweck der
    Demütigung erklären. Somit würde Bobby nicht versuchen,
    Beweise für ein Mordkomplott zu finden. Weil Bobby sehr
    wohl wüßte, daß damit der Name Kennedy für immer be-
    schmutzt wäre.
    Bobby würde davon ausgehen, daß der Mann, der ihm
    die demütigende Mitteilung gemacht hatte, über den be-
    vorstehenden Tod seines Bruders informiert gewesen war.
    Und er würde nicht in der Lage sein, aus dieser Annahme
    Konsequenzen zu ziehen.
    Littell versetzte sich wieder in Hoovers Lage.
    Bobby Kennedy hat Littel das Herz gebrochen. Der Haß
    auf die Kennedys führt uns zusammen. Littell wird dem
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    Impuls, Bobby weh zu tun, nicht widerstehen können. Littell
    wird Bobby darauf hinweisen wollen, daß er an der Planung
    des Mordes an seinem Bruder beteiligt war.
    Hoovers Überlegungen. Komplex, rachsüchtig und psy-
    chologisch fein gesponnen. Ein einziges Fädchen fehlte darin.
    Er war bisher nicht aus seiner Deckung gegangen. Eben-
    sowenig wie seine Geldgeber.
    Ebensowenig wie Kemper und Pete. Kemper hatte den
    Schützen bisher nichts von seinem Plan erzählt.
    Hoover ahnte , daß er ein Attentat vorbereitete. Das Band
    war zur »Unterstützung« gedacht – wenn er denn als erster
    ans Ziel kam.
    Es gab ein zweites Mordkomplott. Mr. Hoover wußte
    Bescheid.
    Littel saß völ ig stil da. Die leisen Hotelgeräusche wurden
    immer lauter. Die Überlegung war alles andere als schlüssig.
    Vorläufig war sie kaum mehr als eine Ahnung.
    Mr. Hoover hatte ihn erkannt – wie nie ein anderer Mensch
    zuvor oder danach. Er spürte eine häßliche Woge der Liebe
    für den Mann in sich aufsteigen.
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    (Puckett, 28. 9. 63)
    Der Clown trug eine Kutte mit Monogramm. Pete spendierte
    ihm Bourbon und Lügen.
    »Das ist dein Job, Dougie. Der schreit richtiggehend nach
    dir.«
    Lockhart rülpste. »Ich hab’ mir schon gedacht, daß du
    nicht um 1 Uhr früh hier rausfährst, um mit mir eine Fla-
    sche zu köpfen.«
    Das Zimmer stank wie ein Katzenklo. Pete blieb in der Tür
    stehen, um dem Mief wenigstens ein bißchen zu entkommen.
    »Dreihundert pro Woche. Ein offizieller CIA-Job, wo du
    dir wegen der FBI-Razzien keine Sorgen mehr machen mußt.«
    Lockhart lehnte sich im Liegestuhl zurück. »Die Razzien
    waren ziemlich plump. Sie sollen eine ganze Menge CIA-
    Kollegen mitgenommen haben.«
    Pete ließ die Daumen knacken. »Du sol st für uns auf ein
    paar Klan-Männer aufpassen. Die CIA will in Florida eine
    Reihe von Angriffsbasen errichten, und wir brauchen einen
    Weißen, der den Laden auf Vordermann bringt.«
    Lockhart bohrte in der Nase. »Klingt wie eine Neuauflage
    von Blessington. Klingt wie die neue Scheißriesenvorbereitung
    zu einer neuen Scheißriesenenttäuschung.«
    Pete nahm einen Schluck aus der Flasche. »Du kannst
    nicht immer Geschichte machen, Dougie. Manchmal kann
    man bestenfalls ein bißchen Geld verdienen.«
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    Dougie schlug sich an die Brust. »Ich habe gerade Ge-
    schichte gemacht.«
    »Echt?«
    »Und ob. Ich hab’ nämlich den Anschlag auf die Bap-
    tist Church in der 16. Straße in Birmingham, Alabama,
    verübt. All das kommunistische Jammergeschrei, das du
    jetzt überall zu hören kriegst – das geht gewissermaßen
    auf mich zurück.«
    »Ich gehe auf vierhundert die Woche plus Spesen rauf,
    bis Mitte November. Du kriegst ein eigenes Haus und ein
    Büro in Miami. Wenn du gleich mitkommst, gibt’s eine
    Extraprämie.«
    »Abgemacht«, sagte Lockhart.
    »Wasch dich mal«, sagte Pete. »Du siehst aus wie ein
    Nigger.«
    Die Rückfahrt dauerte lange. Das Gewitter verwandelte den
    Highway in eine

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