Ein amerikanischer Thriller
Bootssteg. Seine Männer schossen auf
Bojen, die 100 Meter vor der Küste im Wasser tanzten.
Sie trugen Kopfhörer, damit der Lärm vom Tor sie nicht
ablenkte. Sie wirkten wie hochklassige, vorzüglich gedrillte
Söldner.
Er hatte sie heimlich reingeschmuggelt. Sie konnten sich
frei im Lager bewegen – John Stanton hatte um der alten
Freundschaft willen an ein paar Fäden gezogen.
Patronenhülsen fielen auf den Steg. Laurent und Flash
trafen genau ins Schwarze. Juan schoß weit daneben in die
Wellen.
Er hatte sie gestern über das Zielobjekt informiert. Die
Kühnheit des Anschlags begeisterte sie.
Er hatte sich nicht länger beherrschen können. Er wollte
sehen, wie ihre Gesichter strahlten.
Laurent und Flash strahlten. Juan reagierte verstört.
Juan schien in letzter Zeit Heimlichkeiten zu haben. Juan
war drei Nächte hintereinander fahnenflüchtig gewesen.
Das Radio berichtete von einer weiteren toten Frau. Sie
war bewußtlos geschlagen und mit einer Rolladenschnur
erwürgt worden. Die Bullen standen vor einem Rätsel.
Opfer Nr. 1 wurde bei Sun Valley gefunden. Opfer Nr.
2 bei Blessington.
Der Lärm beim Tor verdoppelte und verdreifachte sich.
Steinsalzmunition explodierte.
Kemper setzte Kopfhörer auf und schaute seinen Männern
beim Schießen zu.
Juan schoß dreimal daneben. Da stimmte was nicht.
879
Die Staatspolizei schaffte die Kubaner weg. Streifenwagen
geleiteten sie auf den Highway.
Kemper fuhr hinter dem Konvoi her. Die Wagenkolonne be-
stand aus fünfzig Fahrzeugen. Die Steinsalzsalven hatten Wind-
schutzscheiben herausgeschlagen und Cabrio-Dächer zerfetzt.
Eine kurzsichtige Lösung. John Stanton prophezeite ein
Flüchtlingschaos – und deutete weit Schlimmeres an.
Pete und Ward hatten angerufen, um ihn über die Ver-
spätung zu informieren. Ihm war das nur recht – er hatte
noch etwas zu erledigen. Sie verlegten ihr Treffen auf 14
Uhr 30 im Breakers.
Er wollte ihnen sagen, was er von Stanton gehört hatte.
Und betonen, daß das rein spekulativ war.
Der Wagenpulk kroch dahin – auf beiden stadteinwärts
führenden Fahrbahnen standen die Fahrzeuge dicht an dicht.
Zwei Streifenwagen hielten die Kubaner in Schach.
Kemper bog ab. Auf die einzige Abkürzung, die nach
Blessington führte – über lauter Feldwege.
Staub wirbelte auf. Wurde durch einen leichten Niesel-
regen in sprühenden Schlamm verwandelt. Mitten in einer
unübersichtlichen Kurve wurde er von dem Vergewaltigungs-
schlitten überholt.
Kemper schaltete die Scheibenwischer ein. Die Schlamm-
schicht wurde durchsichtig. Er sah Auspuffgase vor sich – aber
keinen Vergewaltigungsschlitten mehr.
Juan ist zerstreut. Er hat meinen Wagen nicht erkannt.
Kemper fuhr ins Zentrum von Blessington. Er fuhr am
Breakers vorbei, an »Al’s Dixie Dinner« und an jeder Exil-
kubanerkneipe zu beiden Seiten der Hauptstraße.
880
Kein Thunderbird.
Er suchte die Seitenstraßen ab. Er suchte systematisch –
drei Blocks nach links, drei Blocks nach rechts. Er suchte
und suchte – wo ist der bonbonrote Thunderbird?
Da – Der Vergewaltigungsschlitten parkte vor dem Lar-
khaven Motel. Kemper erkannte die beiden Wagen daneben.
Guy Banisters Buick. Carlos Marcellos Lincoln.
Vom Breakers aus konnte man den Highway überblicken.
Vor Kempers Fenster führte die Polizei Kontrollen durch.
Er sah Bullen, die Wagen in eine Ausfahrt winkten. Er
sah Bul en, die Latinos mit gezogener Waffe zum Aussteigen
zwangen.
Die Bullen überprüften Ausweise und Einwanderungspa-
piere. Die Bullen beschlagnahmten Fahrzeuge und nahmen
Latinos im Dutzend fest.
Kemper schaute eine ganze Stunde lang zu. Die Polizisten
verhafteten neununddreißig Latinos.
Sie verfrachteten die Männer in Gefängniswagen. Sie
warfen die konfiszierten Waffen auf einen großen Haufen.
Er hatte Juans Zimmer vor einer Stunde durchsucht.
Er hatte keine Rolladenschnur gefunden. Er hatte keine
perversen Kinkerlitzchen gefunden. Er hatte überhaupt kein
Belastungsmaterial gefunden.
Jemand drückte wie verrückt auf die Klingel. Kemper
öffnete hastig, damit der Krach endlich ein Ende nahm.
Pete kam ins Zimmer. »Hast du gesehen, was los ist?«
Kemper nickte. »Vor ein paar Stunden haben sie versucht, ins
Lager einzudringen. Der Ausbildungsleiter hat die Bul en geholt.«
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Pete schaute zum Fenster hinaus. »Da draußen sind ein
paar stinksaure Kubaner.«
Kemper zog die Vorhänge zu. »Wo ist Ward?«
»Kommt. Und ich hoffe, du
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