Ein amerikanischer Thriller
einzige Kriechspur.
Dougie Frank verschlief den Regensturm. Pete erwischte
Nachrichten und ein Twistprogramm im Radio.
Ein Kommentator verzapfte was über Joe Valachis Be-
kenntnisfreude. Valachi hatte das organisierte Verbrechen
als »La Cosa Nostra« bezeichnet.
Valachi war im Fernsehen ein Riesenhit. Ein Nachrichten-
sprecher erwähnte »Spitzen«-Einschaltquoten. Valachi verpfiff
Ostküstengangster im Dutzend.
Ein Reporter befragte Heshie Ryskind – auf irgendeiner
Krebsstation in Phoenix. Hesh bezeichnete »La Cosa Nostra«
als »gojisches Phantasiegebilde«.
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Das Twistprogramm war nur schlecht zu empfangen. Barb
sang in Petes Kopf mit und stach Chubby Checker aus.
Sie hatten, bevor er Miami verlassen hatte, miteinander
telefoniert. Was ist los, wollte Barb wissen. Er klinge wieder
so verängstigt.
Das könne er ihr nicht sagen. Wenn es soweit sei, werde
sie es schon erfahren.
Sie wollte wissen, ob es ihnen beiden schaden könne.
Er verneinte.
Das nahm sie ihm nicht ab. Und dagegen kam er nicht an.
Sie flog in ein paar Tagen nach Texas. Joey hatte sie für
eine achtwöchige Tournee durch Texas engagiert.
Er wol te an den Wochenenden rüberfliegen. Um bis zum
18. November ihr ergebener Schminkkofferträger zu sein.
Sie kamen mittags in Miami an. Lockhart bekämpfte seinen
Kater mit Doughnuts und Kaffee.
Sie fuhren durch die Innenstadt. Wo Dougie auf die
»Zu-Vermieten«-Schilder hinwies.
Pete engte die Auswahl auf drei Büros und drei Häuser
ein. Zwischen diesen dreien mußte Dougie sich entscheiden.
Dougie entschied sich rasch. Dougie wolle sich so bald
wie möglich aufs Ohr hauen.
Er entschied sich für ein Haus unweit der Biscayne. Er
entschied sich für ein Büro an der Biscayne – genau in der
Mitte zwischen den drei Routen.
Beide Vermieter verlangten Kaution. Dougie zählte die
Noten vom Spesenbündel ab und blätterte drei Monatsmieten
auf den Tisch.
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Pete blieb außer Sichtweite. Die Vermieter bekamen ihn
nie zu sehen. Er beobachtete, wie Dougie sein Zeug ins
Haus schleppte – der rothaarige Trottel stand kurz vor dem
Weltruhm.
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(Miami, 29. 9. bis 20. 10. 63)
Er lernte Hoovers Nachricht auswendig. Er versteckte das
Band. Er fuhr die drei Routen drei Wochen lang ein dut-
zendmal pro Tag ab. Er sagte Pete und Kemper nicht, daß
vielleicht noch ein zweites Attentat geplant war.
Die Presse berichtete von den Reiseplänen des Präsidenten.
Sie brachte ausführliche Artikel über die geplanten Auto-
Konvois durch New York, Miami und Texas.
Littell schickte Bobby eine Nachricht, Darin verwies er
auf seine Beziehung zu James R. Hoffa und bat um zehn
Minuten seiner Zeit.
Er hatte sich die möglichen Konsequenzen fast einen Mo-
nat lang überlegt. Der Gang zum Briefkasten war wie der
Einbruch bei Jules Schiffrin – nur tausendmal schlimmer.
Littell fuhr den Biscayne Boulevard runter. Er nahm bei
jeder einzelnen Ampel mit einer Stoppuhr die Zeit.
Kemper war vor einer Woche in den Waffenladen einge-
brochen. Er hatte drei Gewehre mit Zielfernrohr und zwei
Revolver gestohlen. Er hatte Handschuhe mit eigentümlich
zerrissenen Fingerspitzen getragen – die er Dougie Frank
Lockhart geklaut hatte.
Am Tag darauf observierte er den Waffenladen. Polizei-
beamte suchten die Gegend ab, und Spezialisten sicherten
Fingerabdrücke. Dougies Handschuhe mit den offenen Spitzen
waren nun forensisch erfaßt.
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Die Handschuhe hatten auf sämtlichen Flächen in Dougies
Haus und Büro Abdrücke hinterlassen.
Pete ließ Dougie mit den Gewehren hantieren. Seine
Fingerabdrücke waren auf Kolben und Schaft.
Kemper stahl drei Autos in South Carolina. Er ließ sie
umspritzen und mit falschen Nummernschildern versehen.
Zwei waren für die Schützen bestimmt. Der dritte Wagen
war für den Mann, der Dougie töten sollte.
Pete brachte noch einen vierten Mann ins Spiel. Chuck
Rogers stieg als Sündenbockdarsteller ein.
Rogers und Lockhart hatten eine ähnliche Figur und
ähnliche Züge. Dougies hervorstechendes Merkmal war sein
leuchtend rotes Haar.
Chuck färbte sich das Haar rot. Chuck versprühte in
ganz Miami seinen Kennedy-Haß.
Er riß sein Maul in Kneipen und Billardsalons auf. Er
schäumte auf der Rol schuhbahn, an einem Schießstand und
in zahllosen Schnapsläden. Er wurde dafür bezahlt, bis zum
15. November ununterbrochen zu schäumen.
Littell fuhr an Dougies Büro vorbei. Jedesmal fiel ihm
ein brillanter neuer Dreh ein.
Er
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