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Ein anderes Leben

Ein anderes Leben

Titel: Ein anderes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Enquist
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Suche nicht sehr weit, bis Vallen oder Lövånger hauptsächlich, und es wurde viel innerhalb der Familien geheiratet. Man sagte, dass es recht viel Inzucht gab, die zu einer Reihe von Dorfidioten und zu verblüffend vielen Schriftstellern führte. Wurde man nicht verrückt im Kopf von dieser Inzucht, und war dies nicht eine Erklärung für seinen beginnenden Zerfall oder auf jeden Fall für sein Alkoholisieren, das ihn wie der Klebstoff an den Fliegenfängern da innem Schweinestall drinne nicht loslassen wollte, und nahm dann dies nicht die Vorwürfe und die Schuld? Und sollten diese Umstände sich nicht mildernd auswirken, so dass die ganze Schuldenlast wie eine gewöhnliche Samstagsünde bekannt werden konnte und weg war?
    Doch!
    Dann wurde ja von jemandem unten in der Richtung auf Stockholm zu das Fahrrad erfunden, die jungen Männer konnten weiter und weiter fahren, und es wurde gemischter. Über der Hauseingangstreppe war eine Veranda. Im Sommer spannte seine Mutter Leinen von unten nach oben, damit der Hopfen klettern konnte; das war gut für die Hummeln, die nicht stachen, wenn man die Hand nicht um sie schloss, so dass ein Gefühl von Unfreiheit entstand. Sie waren lieb und hassten es, eingeschlossen zu sein. Stachen fast nie, im Unterschied zu den Bremsen, die die Pferde wahnsinnig machen konnten.

Alle bewundern die Siebenzimmerwohnung auf den Champs-Élysées 147, und er begegnet dort zahlreichen berühmten Gesichtern, die stören.
    Manchmal ist es ganz voll. Ein Teil von ihnen nimmt keine Rücksicht auf August. Nur als Beispiel! Eines Tages kommen Tänzer von der Kopenhagener Oper und bringen noch andere mit, er ist ja irgendwie mit der Gastgeberin verheiratet und hat Pflichten, ist aber beunruhigt. Die Stimmen sind schwer zu deuten. Er weiß nicht, ob sie zu ihm sprechen. Er reißt sich zusammen, aber plötzlich sieht er, wie der Tänzer Nurejew sich auf dem Sofa breitmacht, wo August immer liegt und seinen Platz haben soll , und dieser Nurejew brabbelt in seiner Sprache. Er geht da zu diesem Nurejew und sagt, ganz höflich beinahe, und auf Schwedisch, Hömmadu, du sitzt auf Augusts Platz und du hättest zumindest fragen können , aber dieser Nurejew sieht nur auf mit seinem gleichgültigen Gesicht und brabbelt weiter, vollständig ahnungslos, vermutlich etwas auf Französisch. Dieser Nurejew entbehrt jeglicher Kenntnis der schwedischen Sprache und Literatur .
    So gehen die Tage.
    Es gab auch eine Rosenhecke beim grünen Haus, unterhalb davon, über der Quelle mit den Fröschen. Die Hecke war ungefähr einen Kilometer lang, seiner frühen Einschätzung zufolge, schrumpft jedoch später auf achtzig Meter. Es war wie mit der Höhe des Bensbergs.
    Manchmal kam eine Tante, die nicht mit ihnen verwandt war, und bat darum, ein paar Hagebutten pflücken zu dürfen; als geringe Gegengabe brachte sie dann einen Eimer mit Morcheln. Morcheln sollten auf Fäden gezogen und getrocknet werden, die Mutter zog die Morcheln mit finsterem Gesicht auf, warum, wusste er nicht, aber es gab niemanden im Dorf, der Morcheln aß. Sie mussten vorgegart werden. In Sjön waren sie die einzigen, die Pilze aßen. Man meinte, dass nur die Kühe Pilze äßen, aber niemand machte sich die Mühe, es ihnen zu sagen oder sie deshalb zu kritisieren, weil sein Vater tot war und seine Mutter sozesaang alleinich; nur einer sagte es, das war Maurits Sehlstedt, der Cousin war.
    Sein Vater hatte das Haus Sjön 3 selbst gebaut, es sollte fertig sein, wenn sie heirateten, deshalb zog es sich in die Länge mit der Verlobung. Bevor es fertig war, pflanzte er einen Apfelbaum vor der Haustreppe, als Brautgeschenk, also auf der Bethausseite. Apfelbäume waren ungewöhnlich, weil sie meistens erfroren, und einmal kamen Kinder aus Västra Hjoggböle, wo Papa keine Verwandten hatte, und stahlen. Da wurde das Gesicht der Mutter auch finster, und sie flennte ’n bisschen. Es war der einzige Apfelbaum im Dorf.
    Als das Haus fertig war, wurde das Telefon hergelegt, und man antwortete ›Sjön 3‹, ohne dass es besonders großartig war. Dann wurden noch zwei Häuser gebaut, das eine war das Sommerhaus. Alle im Dorf wollten ein Sommerhaus haben, das war gar keine Frage, und es sollte nah beim Winterhaus liegen, damit der Abstand dazwischen nicht zu groß war. Höchstens zwanzig Meter Abstand. Das Sommerhaus brauchte keine doppelten Fenster. Das war der Unterschied. Nichts Komisches daran, zwei Häuser zu haben, die sich fast auf den Füßen standen. Es war

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