Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
lohnt es sich doch zu leben, oder?«
»Unbedingt.« Zelda erwiderte mein Lächeln. »Übrigens, die Show vorhin gefiel mir.«
»Welche Show?«
Sie schlug mit der Faust durch die Luft. »Als du dieser Gothic-Braut die Lampe ausgepustet hast. Als sie das vorige Mal hier war, hätte ich das auch gern gemacht. Sie ist wirklich ein Miststück. Ich weiß nicht, was Timothy an ihr findet.«
»Kennst du ihn?«
»Wir waren einmal zusammen. Aber das ist schon lange her.«
Im ersten Moment hätte ich mich fast erkundigt, wie lange, doch dann kam ich zu dem Schluss, dass ich es eigentlich nicht wissen wollte.
»Warum nimmst du dir nicht frei, da George jetzt hier ist«, fuhr Zelda fort. »Du siehst irgendwie müde aus.«
»Das bin ich auch. Dieser Tag war wirklich anstrengend.
Aber ich muss mit Thierry reden, bevor ich irgendwo hingehe. Er ist meine Auskunftsstelle, wenn es um diese Vampirdinge geht.«
»Seit wann bist du denn bereits ein Vampir?«
Ich zog den Reißverschluss der Kosmetiktasche zu und gab sie ihr zurück. »Seit zwei Tagen.«
Sie sah mich verblüfft an. »Zwei Tage? Und dein Spiegelbild ist schon so schwach?«
Ich warf einen Blick in den Spiegel und verzog das Gesicht. »Ja. Und?«
Sie wandte sich ab. »Ach … nichts. Gar nichts.«
»Ich glaube, du wolltest etwas sagen. Was? Was wolltest du sagen?«
Als sich Zelda wieder zu mir umdrehte, kaute sie an ihrer Unterlippe. »Normalerweise verliert man sein Spiegelbild erst nach langer Zeit, es sei denn …«
»Es sei denn was?«
»Es sei denn, du bekommst ständig …« Sie hielt inne und sah mich an. Dann lächelte sie. »Ah, das muss der Grund sein.«
Ich stemmte eine Hand in meine Taille und blitzte sie böse an. »Muss ich es aus dir herausprügeln? Wovon redest du?«
»Du und Thierry.« Zelda klang, als erklärte das alles.
»Thierry und ich und was?«
»Er gibt dir sein Blut. In seinem Alter ist dieses Blut wie Gold, selbst wenn es verdünnt wird. Kein Wunder, dass es den Prozess beschleunigt.« Sie bemerkte meine Anspannung und registrierte auch, dass ich nicht widersprach. »Das ist okay. Eigentlich ist es sogar ganz süß. Er braucht jemanden wie dich.«
»Was soll das denn jetzt wieder heißen?«
»Jemand, der so lebendig ist. Jemand, der ein bisschen Licht in sein Leben bringen kann.«
Ich schüttelte den Kopf. »Hör zu, da ist nichts zwischen uns.«
Zelda verdrehte die Augen. »Wenn da nichts wäre, würde er dir wohl kaum sein Blut anbieten, oder? Es gibt genug davon, das weißt du selbst. Schließlich hast du vorhin selbst den Empfang des Fasses quittiert. Er mag dich. Nimm es als Kompliment. Er mag nicht sehr viele Leute.«
Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Er hätte mir sein Blut nicht geben müssen, wenn jedes beliebige alte Blut genügt hätte. »Wenn er mich mag, hat er jedenfalls eine komische Art, es mir zu zeigen.«
»So benimmt er sich bei vielen Dingen.«
»Wie lange kennst du ihn schon?«
Zelda verschränkte die Arme. »Sehr lange. Er hat mir geholfen, als ich noch ein Zögling war. Mein Schöpfer hatte mich im Stich gelassen, und ich war in einem schlimmen Zustand. Ich verdanke ihm sehr viel«, sie sah mich an, »allerdings war er mir gegenüber nicht so großzügig. Du hast wirklich Glück.«
Ich schüttelte den Kopf, als ich über ihre Worte nachdachte. »Teilen Vampire ihr Blut denn oft? Ist das normal?«
»Nur bei Zöglingen. Danach geht man zu menschlichem Blut über. Es ist wie bei einem Baby, das von der Muttermilch auf normale Nahrung umsteigt.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Meine Pause ist vorbei. Ich sollte weiterarbeiten. Gehst du?«
»Ja, ich denke schon.« Ich fühlte mich total erschöpft. Vielleicht konnte mein Gespräch mit Thierry ja noch eine Nacht warten. Ich war immer noch sauer, weil er mir den ganzen
Abend aus dem Weg gegangen war. Vielleicht konnte ich jetzt den Spieß umdrehen. »Glaubst du, du könntest mir noch einen Neuling-Spezial machen, bevor ich gehe? Ich möchte nicht schon wieder diese Krämpfe bekommen.«
»Einen Neuling-Spezial?« Sie runzelte die Stirn.
»Ja, dieser Wasser-und-Blut-Drink.«
»Aber was ist mit Thierry...?«
Ich hob eine Hand. »Sagen wir, ich glaube, der Brunnen ist ausgetrocknet. Und selbst wenn nicht, möchte ich das Risiko nicht eingehen.«
Sie nickte. »Er kann sehr launisch sein.«
»Das kann man wohl sagen.«
Wir gingen zur Bar, wo sie mir ein paar Flaschen von dem Neuling-Spezial gab, damit ich immer eine zur Hand hatte.
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